Kasachstan 3

21.09.2012 (Freitag) [Fortsetzung]

Ich fahre am Vormittag los und biege nach wenigen Kilometern nach Priosersk ab. Auch wenn ich auf meinem Weg eigentlich Rückenwind habe, eine Stadt am Balchaschsee möchte ich mir mal anschauen. Und Priosersk scheint nicht so klein zu sein. Bis vor kurzem war die Stadt für Ausländer geschlossen, da hier Luftabwehrraketen stationiert sind.

Auf dem Weg in die Stadt steht links eine Tierskulptur. Der Boden darum herum ist übersät mit Scherben von grünen Flaschen. An der Skulptur selbst hängen bunte Stoffbänder.

Я покинул трассу и поехал в маленький город   Приозёрск у озера Балхаш. Совсем не давно вьехать в город было разрешено для иностранцев как административный центр место тестирования противоракеты.

I leave the main road and go to the small town Priozersk at the Lake Balkhash. Only quite recently entering the town has been allowed to foreigners as it is the administrative centre of an anti-ballistic missile testing site.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Straße ist sehr schlecht. Vor der Stadt kommt ein offener Schlagbaum mit einem verfallenden Häuschen daneben. Hier hieß es wohl für Ausländer früher: „Wir müssen leider draußen bleiben!“

Старый шлагбаум. Сейчас открыт и не вовлечён.

The old barrier. Now it is opened and disengaged.

 

 

 

 

 

 

 

Danach teilt sich die Straße an einem Kreisverkehr.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ich fahre willkürlich nach rechts, danach teilt sie sich wieder. Also, jetzt mal nach links.

Spielplätze habe ich in der früheren Sowjetunion auch schon schönere gesehen. Es sieht alles ein bisschen nach Verfall aus hier:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Es ist noch ein recht weiter Weg bis in die Stadt. Zunächst stehen rechts verfallende Neubauten. Es sieht so aus, als sei hier gegen Ende der Sowjetunion noch mehr geplant gewesen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Von oben hätte man bestimmt einen schönen Ausblick. Aber ich verzichte mal auf den Versuch. Das Gebäude ist schon ziemlich auseinandergefallen, es liegt viel Schutt auf dem Boden, sowohl außen, als auch im Gebäude, und ich habe gerade meinen Helm nicht griffbereit :-) . Außerdem stünde mein Rad recht lange unbeaufsichtigt unten, und so richtig verstecken kann ich es hier auch nicht.

Ich überlege schon, ob es sich lohnt hier noch weiter zu fahren. Am Ende der Straße steht ein großes Gebäude, bis dahin will ich noch fahren. Es ist das Hotel „Russland“. Auch im „Russland“ scheint es länger zurückzuliegen, dass der letzte Gast seinen Zimmerschlüssel abgegeben hat:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Sicher keine eingefrorene Sowjetunion: Ein Internet-Cafe:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Rechts am Hotel „Russland“ vorbei geht die Straße noch ca. 500 Meter weiter. Dort endet sie für den Verkehr an einer Barrikade. Die Straße dahinter sieht sehr gut aus und scheint zwischen dem Balchaschsee und der Trasse, auf der ich unterwegs bin, entlangzulaufen. Wenn ich mich darauf verlassen könnte, wieder auf die Trasse zurückzukommen, würde ich ja gerne hier fahren.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

An der Barriere drehe ich um und gehe neben dem alten Hotel in einen kleinen Biergarten. Er ist ein bisschen hinter einer Mauer versteckt, da sieht man mein Rad von der Straße aus nicht gleich. Im Biergarten sitzen nur drei Frauen, Diana, Tamila und eine weitere. Sehr gut – Frauen stürzen sich nicht immer gleich so auf mich und gehen auch nicht ans Rad. Da kann ich erst mal in Ruhe ein Bier trinken. Etwas später komme ich mit den Dreien ins Gespräch. Die beiden Älteren können noch etwas Deutsch, das aus der Schulzeit hängengeblieben ist. 7000 Einwohner hat Priosersk, erfahre ich, früher waren es viel mehr. Der Schlagbaum ist erst seit letztem Jahr nicht mehr besetzt.

Ich möchte jetzt noch an den See und lasse mir den Weg beschreiben. Das Bier brauche ich nicht zu bezahlen. Ich soll zum Essen wieder kommen, wobei ich nicht weiß, ob das eine Einladung ist. Ob ich bis morgen bliebe, wurde ich auch gefragt. Es klang so, als wäre es kein Problem hier irgendwo zu übernachten. Ich möchte mich nicht zu lange aufhalten. Interessant wäre es bestimmt, aber es hat sich auch ordentlich abgekühlt, und ich möchte zügig nach Süden. Ich bin halt, wie immer, zu schnell unterwegs.

Auf dem Weg zum See:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Martin am Balchaschsee:

Мартин у озера Балхаш в городе Приозёрск.

Martin at the bank of the Lake Balkhash in Priozersk.

 

 

 

 

 

 

 

Das Wasser des Sees ist sehr schön türkisfarben und sieht sehr sauber aus. Es gibt einen kleinen Wellengang und die Geräuschkulisse ist wie am Meer. Baden ist leider verboten. Ich würde jetzt aber auch nicht reinspringen, da ich ja vor ein paar Stunden erst geduscht habe.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auf dem Rückweg kaufe ich noch drei wirklich schöne, große, gelbe Bananen. Toll, was es hier alles gibt :-) . Leider habe ich die Preise aus Deutschland nicht mehr im Kopf, ich musste ja in den letzten Jahren zum Glück nicht so rechnen. Die drei Bananen kosten hier ziemlich genau einen Euro. Was zahlt man dafür jetzt eigentlich in Deutschland?

Wer kennt die beiden Figuren aus einer beliebten (und wirklich sehr schönen) russischen Trickfilmserie, mit denen ich hier auf dem Foto stehe? Kleiner Tipp: Der kleine Kerl mit den großen Ohren war schon mehrmals (?) Maskottchen der Russischen Olympiamannschaft.

Я не сомневаюсь в том что вы знаете их :-) .

I wonder if you know them.

 

 

 

 

 

 

So ein Spielzeug hätte ich auch gerne:

Я тоже хотел бы имееть такой же моделестроеный самолёт. Может быть я должен купить второй прицеп, чтобы увезти собой эти игрушки? :-) .

I would like to have such an RC aircraft, too. Maybe I should buy a second trailer to carry all this stuff? :-) .

 

 

 

 

 

Der Mann, der es von einer Art Laptop aus bedient, hat wirklich gute Livebilder auf dem Bildschirm. Während der Vorbereitung dieser Radtour hatte ich Werbung für ferngesteuerte Hubschrauber mit eingebauter Kamera gesehen, und fand zumindest die Idee ganz gut, Luftaufnahmen machen zu können. Hier und da wäre es bestimmt ganz interessant. Vielleicht kann ich ja im nächsten Jahr noch einen zweiten Anhänger ans Rad hängen ;-) .

Und jetzt geht es noch einmal am Schlagbaum vorbei. Auf Wiedersehen, Priosersk!

До свидание, Приозёрск.

Good bye, Priozersk.

 

 

 

 

 

 

 

 

Das Wort „Schlagbaum“ gibt es übrigens im Russischen auch. Haben sie von uns übernommen.

Die Nachmittagssonne zaubert einzigartige Farben in die Landschaft:

Солнце показывает уникальные цвета пейзажа.

The afternoon sun conjures up unique colours in the scenery.

 

 

 

 

 

 

Der Rückweg zur Trasse ist anstrengend. Dass die Straße genauso schlecht ist wie vorhin, überrascht nicht weiter. Aber es geht doch ganz ordentlich bergauf. Auf Grund der schlecht befahrbaren Straße, hatte ich das Gefälle vorhin gar nicht wahrgenommen. Außerdem habe ich jetzt den Wind bis zur Trasse von rechts vorne. Etwa eine Stunde bin ich für die 10 km unterwegs. Dann habe ich endlich Wind von rechts hinten.

Nach weniger als zwei Kilometern kommen überraschend Tankstellen, Motels, Werkstätten. Da werde ich aus meiner Karte nicht schlau. Abgesehen davon, dass die Abstände zwischen den Orten an dieser Stelle nicht maßstabsgerecht eingezeichnet sind, hätte ich auch anhand der Kilometerangaben diese Tankstellen und so weiter erst in 35 Kilometern erwartet.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wenn das, was ich hier sehe, die Lokalitäten sind, die auf der Karte bei Kaschkantenis eingezeichnet sind, kommt vielleicht erst in 60 Kilometern wieder was. Und es ist mittlerweile 16 Uhr. Aber OK, ich habe Rückenwind, und zum Nachmittag ist es wärmer geworden. Eine Digitalanzeige an einer Tankstelle zeigt 19 °C. Also Jacke aus und los.

In der ersten Stunde fahre ich 24 Kilometer, danach etwas langsamer, auch weil ich wieder einige Fotos mache.

In Kaschkantenis sagen mir Kirgisen in einem Cafe, dass auf den nächsten 80 bis 100 km nichts mehr kommt. Ich glaube es zwar nicht wirklich, bleibe aber für heute hier.

Eine Zeitlang komme ich nicht vom Rad weg, da ständig Leute dran sind. Fischer aus der Umgebung. Sie verbringen anscheinend den ganzen Abend hier. Dann bietet mir der aufmerksame Inhaber des Cafes an, das Fahrrad in einem Schuppen abzustellen. Danach habe ich Ruhe :-) .

Diese flachen Tische, neben denen die Leute beim Essen hocken, oder manchmal auch liegen, sieht man nach Süden hin immer öfter. Unten auf dem Bild im Hintergrund. Ich hoffe richtige Tische und Stühle bleiben mir noch lange erhalten.

Чем больше я ехал на юг тем чаще я видел столы с короткими ножками. Для меня лично это было очень неудобно.

The more I go to the south the more often I see those tables with short table-legs. For me it is very uncomfortable.

 

 

 

 

 

 

 

 

Draußen sind eigenartige, gelbe Lichter am Himmel. Sie laufen langsam auseinander und verlöschen nach und nach. Lichter in dieser Farbe hatte ich vor kurzem schon mal gesehen. Ich dachte zunächst, dass vielleicht ein Turm am Horizont steht, und die Lichter der Flugzeuge wegen angebracht sind. Auch, wenn sie eben gelb-orange und nicht rot waren. Nachdem ich einige Augenblicke nicht hingesehen hatte, waren sie dann weg. Auch kam auf dem weiteren Weg kein Turm in Sicht. Irgendwann waren dann plötzlich wieder diese Lichter da.

Bei den Leuchterscheinungen jetzt überlege ich, wie es wohl aussieht, wenn ein Meteorit direkt auf einen zufliegt und dabei verglüht. Aber ich meine, dafür halten sich die Lichter auch zu lange am Himmel.

Der sehr nette, junge Inhaber des Cafes bietet mir an, kostenlos in einem Zimmer zu schlafen, das wohl sonst vermietet wird. Draußen, auf dem Weg zum Zimmer, sind wieder die Lichter am Himmel zu sehen. Der junge Mann erzählt mir, dass es sich dabei um Raketentests und / oder Raketenabwehrübungen handelt. Irgendetwas erzählt er in diesem Zusammenhang auch von der Windrichtung. Aber ob man bei entsprechendem Wind etwas hört, riecht, ob Trümmer vom Himmel fallen oder ob es Treibstoff regnet, verstehe ich leider nicht.

Im Zimmer macht er mich darauf aufmerksam, dass direkt neben dem Lichtschalter offene elektrische Kontakte sind. Also werde ich besser nicht im Dunkeln den Lichtschalter suchen, sonst gibt es hier noch eine weitere Leuchterscheinung am Himmel.

Електрическая точка прямо около выключателя света.

Electrical contact right beside the light switch.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

22.09.2012 (Samstag)

Mein Gepäck ist fast vollständig auf dem Fahrrad im Schuppen. Da ist es immer gut das Taschenmesser auch wirklich in der Tasche zu haben. Das wäre sonst heute wohl auf einen Late-Check-Out hinausgelaufen:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Verabschieden kann ich mich leider nicht. Es ist noch keiner auf, als ich mich auf den Weg mache.

Kaschkantenis, ein kleines Fischerdorf am Balchaschsee:

Кашкантениз – маленькая рыболовная деревня у озера Балхаш.

Kashkantenis, a small fishing village at the Lake Balkhash.

 

 

 

Endlich bewiesen – Es gibt Wasser auf der Erde:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Schöne Aussichten gibt es, wenn die Straße dicht am See entlangführt:

 

 

 

 

 

 

 

 

Слева от меня: Озеро Балхаш.

To my left side : The Lake Balkhash.

 

 

 

 

 

 

Auf der dem See gegenüberliegenden Straßenseite gibt es praktisch kein Wasser:

Справа от меня: Совсем нет воды.

To my right side: No water at all. 

 

 

 

 

 

 

Das salzbedeckte Gebiet ist so groß, dass man auf den Fotos die vielen Autoreifen gar nicht sieht:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Waschbecken mit einem kleinen Wasservorrat sind die einzige Gelegenheit sich zwischendurch mal die Hände zu waschen.

Умывальник с маленьким запасом воды, единственная возможность чтобы помыть руки.

Basins with a small store of water are the only opportunity to wash one’s hands.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Abends sehe ich indirekt einen Zusammenstoß. Bei einem LKW, der mich gerade überholt hatte, ist der rechte Scheinwerfer ausgefallen, wie ich im Rückspiegel bemerkt hatte. Ein entgegenkommender PKW ist wohl beim Überholen ganz auf die Gegenfahrbahn gefahren, ohne den alten rostigen LKW mit dunklem, stumpfem Lack zu sehen und stößt frontal mit ihm zusammen. Ich sehe allerdings nur die Staubwolke, als der LKW den PKW auf den Standstreifen schiebt.

Als ich die Unfallstelle erreiche, sind bereits mehrere LKW-Fahrer damit beschäftigt den Fahrer aus seinem PKW zu befreien. Er wirkt sehr benommen, hat aber keine sichtbaren Verletzungen. Nach einigem Zögern fahre ich weiter. Wie man ein Auto zerlegt werden die LKW-Fahrer besser wissen als ich, und hilfreiches aus meiner Reiseapotheke fällt mir auch nicht ein. Dazu kämen die Verständigungsschwierigkeiten mit den anderen Helfern.

Fahrzeuge mit nur einem Scheinwerfer gibt es hier viele. Gedenkstätten mit Kreuzen und Halbmonden am Straßenrad ebenfalls.

Heute schaffe ich leider nur 99 km, obwohl ich früh losgefahren bin. Dadurch habe ich morgen, vor einem möglicherweise 88 km langen unbewohnten Abschnitt, noch 20 km extra vor mir, die ich lieber heute noch gefahren wäre. Im Dunkeln fahre ich zurzeit jedoch möglichst nicht, solange ich nicht weiß, wie ich das mit den Wölfen und Schakalen einschätzen soll. Ich denke nur, wenn sie so gefährlich wären, würden sie sich doch auch von einem Zelt nicht abhalten lassen. Und von Radfahrern, die in der Steppe gezeltet haben, habe ich nun schon öfter gelesen.

Für die Nacht bekomme ich jedenfalls einen sicheren Platz :-) . Mir wird ein kleiner, leerer Raum angeboten, in dem ich mein Zelt aufbauen kann. Da verzichte ich gleich ganz auf das Zelt und packe nur Isomatte und Schlafsack aus. Mit den harten Böden habe ich trotz der sehr dünnen Isomatte kein Problem.

Сегодня мне не нужно строить свою палатку. Я могу спать в этой небольшой комнате позади кафе :-) .

Today I do not have to build up my tent. I can sleep in this small room behind a café :-) .

 

 

 

 

 

 

 

 

 

23.09.2012 (Sonntag)

Nach 21 Kilometern teil sich die Straße. Links geht es nach Almaty weiter, rechts nach Schu. Vorher kommen noch zwei Restaurants, ein kleines rechts und ein größeres links. Ich fahre zu dem Kleinen. Im Augenblick ist außer mir niemand dort. Da kann ich vielleicht in Ruhe essen.

Der Inhaber ist mit allem Möglichen beschäftigt und lässt mich lange warten. In der Zwischenzeit denke ich, dass die LKW-Fahrer vielleicht am besten wissen, wo es das bessere Essen gibt. Und drüben stehen viele LKW. Erst als ich abfahre kommt der Inhaber aus dem kleinen Restaurant hinter mir hergerannt. „Kuschit, kuschit!“, ruft er. „Essen, essen!“. „Ich bin ja schon unterwegs!“, rufe ich auf Deutsch zurück.

Im Restaurant bekomme ich einen super-leckeren Auflauf, mit Kartoffeln und Tomaten, mit Käse überbacken. „Fleisch auf Französische Art“ nennt sich das Gericht. So etwas Gutes hatte ich hier unterwegs noch nie. Ich gehe nur ab und zu zum Fenster und schaue nach meinem Rad, muss aber zum Glück nicht raus.

Шоссе из Петропавловска на Севере Казахстана в Алматы на Юге у меня есть буклет, который показывает большинство кафе, бензозаправочных станций, …. Расстояние от одного места до следующего может составить до 80 км на этом пути. 

 For the highway from Petropavlovsk in the North of Kazakhstan to Almaty (Алматы) in the South I have a booklet that shows most of the cafes, petrol stations, … . The distance from one place to the next can be up to 80 km on this way.

 

 

 

 

Теперь я покидаю это шоссе и не имею никакой информации о пути. Вероятно, нет ничего на 100 км  пути к следующей деревне. 

Now I am leaving this highway and have no information about the way. Probably there is nothing on the 100-km-way to the next village.

 

 

 

 

 

 

Auf dem folgenden 88 Kilometer langen Stück ist nur ein Dorf etwas abseits der Straße eingezeichnet. Mirnyj (Мирный). Anders als erwartet kommt die Abzweigung nicht nach ungefähr 30 Kilometern, sondern schon nach 10 km. Und laut Schild sind es ab der Kreuzung  28 Kilometer bis dort. Zum Übernachten und Einkaufen eher ungeeignet. Bei dem Kartenmaterial hier ist es schon gut, immer genug Reserven dabei zu haben. Wobei man sicher nicht umkommen würde, der Verkehr ist ja immer noch dicht genug, so dass man sicher Hilfe bekäme, wenn einem wirklich mal die Getränke ausgehen.

Die hellen Stellen auf dem Bild sind Plastikmüll. Müll soweit das Auge reicht:

Пластмассовые отходы до бесконечности.

Plastic waste as far as you can see.

 

Am frühen Nachmittag möchte ich noch ein paar Pflanzen in der Steppe fotografieren, versuche verschiedene Einstellungen mit der Kamera. Das Rad muss ich leider an der Straße stehen lassen, da das Gelände sehr uneben ist, viel dorniges Gestrüpp und so. Weit komme ich nicht, da wieder einer von den Neugierigen hält. Er ruft und pfeift, besteht hartnäckig darauf dass ich zu ihm komme. Er lässt mir auch keine andere Wahl, da er anfängt sich die Wartezeit mit meinem Rad zu vertreiben. Klar bin ich sauer, dass er mich beim Fotografieren stört. Der heftige Kurzanschiss und dass ich mich dann auf mein Rad schwinge und abfahre mag ihn überraschen. Aber die „Gespräche“ werden auch immer nerviger. Mit Radfahrern aus Deutschland rechnet hier niemand, und Antworten, mit denen man nicht rechnet, versteht man oft auch nicht. Die „Gespräche“ mit den Neugierigen sehen fast immer wörtlich gleich so aus, und sie laufen wirklich so, ich übertreibe nicht:

- Woher? Russisch kommt im Präsens ohne das Hilfsverb „sein“ aus. Manche schaffen immerhin einen ganzen Satz: „Woher (sind) Sie?“

- Aus Deutschland.

- Woher? (stärker fragebetont)

- Aus Deutschland.

- Woher?

- Deutschland.

- Aus Deutschland?

- Ja.

- Aus Deutschland?

- Schweigen, ich habe es nun oft genug gesagt.

- Aus Deutschland?

- Ja. (Nützt ja nichts, wenn ich nicht antworte fragt er noch öfter).

- Mit dem Fahrrad?

- Ja.

- Reisen Sie?

- Ja.

- Wohin?

- Nach Taschkent.

- Wohin?

- Nach Taschkent. Usbekistan.

- Nach Taschkent?

- Ja.

- Und zurück mit dem Flugzeug?

- Das überlege ich mir in Taschkent?

- Zurück mit dem Flugzeug?

- Ich entscheide das in Taschkent.

- Sie fahren nach Taschkent.

- Ja.

- Und danach?

- Schweigen und genervt in die Gegend gucken.

- Und danach?

- Ich weiß es noch nicht.

- Zurück mit dem Flugzeug?

- Ich weiß es noch nicht.

- Aber Sie müssen mit dem Flugzeug zurück. Es wird Winter, Sie können nicht mit dem Rad zurück.

- Schweigen.

- Sie können nicht mit dem Fahrrad zurück. Es wird zu kalt.

Schweigen oder alternativ:  Ich weiß.

- Zurück mit dem Flugzeug?

Es bringt nichts „Ja“ zu sagen, dann wollen sie das Ticket sehen oder fragen, wovon ich es kaufen will, ob ich so viel dabei habe.

- Sind Sie Russe?

- Nein Deutscher. (Es macht für die Leute hier einen großen Unterschied, ob man Russlanddeutscher ist, oder „echter“ Deutscher. Man verzeihe mir die Unterscheidung, kommt ja nicht von mir.)

- Deutscher?

- Ja.

- Aber in Russland geboren?

- Nein in Deutschland.

- In Deutschland?

- Ja. (Diese Antwort wird regelmäßig sehr begrüßt. Jetzt wollen Sie erst recht mit mir „reden“).

- Von wo sind losgefahren?

- In Deutschland.

- Astana?

- Nein, ich bin in Deutschland losgefahren.

- Und nach Astana mit dem Flugzeug?

- Nein, ich bin von Deutschland aus mit dem Fahrrad gefahren.

- Mit dem Fahrrad aus Deutschland?

- Ja.

- Wie viele Tage schon?

- Fünf Monate.

- Wie viele Tage?

- Fünf Monate.

- Fünf Monate?

- Ja.

- Fünf Monate?

- Ja.

- Ist das nicht anstrengend?

- Nein. (Als ob es umso anstrengender wäre, je mehr Zeit man sich lässt).

Ab hier variieren die „Gespräche“ dann schon mal. Oft werde ich gefragt, wie ich denn über die Grenze gekommen sei. Ich habe etwas gebraucht, bis ich verstanden habe, dass sie fragen, weil es für sie unvorstellbar ist, einen Pass zu besitzen. Dasselbe gilt für das Visum. Antworten auf meine Fragen bekomme ich oft nicht, oder sie sind schlicht und ergreifend falsch, wie ich vermute aus Desinteresse. Einen, der mit seinen Fragen durch war und ging, ohne sich in irgendeiner Weise zu verabschieden, habe ich noch die Frage nachgerufen, ob der Wind hier immer von Norden käme, was er im Gehen bejahte. Ich habe für mich schon irgendwo in Russland angefangen, zwischen den Neugierigen und den Interessierten zu unterscheiden. Die Neugierigen sind ein Qual. Zusammen mit der Huperei könnten sie es wirklich schaffen, dass ich die Reise anders, als mit dem Rad fortsetze. Nähme ich mir 50 Mal am Tag fünf Minuten Zeit für solche „Gespräche“ kämen über vier Stunden zusammen. Täglich.

Manchmal denke ich an das Fahrrad, welches ich Anfang Februar in der Kölner Innenstadt gesehen hatte. Die Gepäckträger für die Taschen waren Besenstiele, der Anhänger eine Sackkarre. Mindestens eine Gepäcktasche vorne ein Schultornister. Der Fahrer war nicht auszumachen. Er wird wohl irgendwo in der Nähe unerkannt gesessen haben, um nicht dauernd angesprochen zu werden. Klar hätte ich mich gerne mit ihm unterhalten, und habe mich jetzt öfter gefragt, ob ich halt genauso nervig wäre, wie die Neugierigen. Aber ich denke, ich darf mich zu den Interessierten zählen, zumal ich Anfang Februar noch unentschlossen, war, ob ich mir ein neues Rad kaufe, oder einfach mit dem losfahre, was zur Verfügung steht.

Nach etwas Überlegen, denke ich, ich darf ein Foto von dem Rad hier zeigen. Mein Fahrrad, mit mir im Hintergrund, ist auch schon mindestens in einem jekaterinburger Internetforum gezeigt und diskutiert worden. Also, ich hoffe mal, der Eigentümer hat nichts dagegen und sieht seine Persönlichkeitsrechte nicht verletzt:

Я видел это в Кельне (Германия) в прошлом феврале, в то время как я готовил свою поездку. Конечно, я хотел говорить с владельцем велосипеда, но в пешеходной зоне этого большого города я не мог узнать, кому это принадлежит. Моя ситуация здесь отличается. Когда я нахожусь в небольшом магазине или кафе, все догадываются что это – мой велосипед. Таким образом, я никогда не могу посидеть где-нибудь больше 30 секунд, не отвечая на тот же самый вопрос снова и снова. Иногда это очень раздражающе.

 I saw this in Cologne (Germany) last February while I was preparing my journey. Of course I wanted to talk to the owner of the bicycle, but in the pedestrian zone of this large city I couldn’t find out to whom it belongs. My situation here is different. When I am in a small shop or a café, everyone knows immediately that it is my bicycle. So I can almost never sit somewhere for more than 30 seconds without answering the same question again and again. Sometimes this is very annoying.

 

Ich finde das Fahrrad einfach genial :-) . Als ich das Fahrrad später nochmal in Köln sah, ging mir durch den Kopf, dass es ja vielleicht auch einem Obdachlosen gehören könnte, aber die Flaggen am Anhänger sprechen doch eher für eine Reise? Ich hätte zu gerne gewusst, wem es gehört. Tolle Vorstellung, damit auf Reise zu gehen, und bestimmt viel reparaturfreundlicher als meine Ausrüstung.

Und nun wieder in die kasachische Steppe. Am frühen Nachmittag überholen mich Natalie und Konstantin aus Deutschland. Sie kommen ursprünglich aus Kirgistan und sind mit einem Wohnmobil dorthin unterwegs. Die beiden schenken mir ein Glas mit Kochwürstchen aus Deutschland :-) . Darüber freue ich mich jetzt sehr. Das kommt gut.

Die letzten 20 Kilometer bis Chantau wird es sehr bergig. Ein kräftiger Rückenwind hilft mir die steilen Anstiege hinauf.

 

Степные холмы, но к счастью в ветер помогал мне подталкивая меня.

Steep hills, but fortunately this time the wind helps and pushes me :-)

 

 

 

 

 

 

Es wird schon dunkel, als ich in der Nähe des (vermutlich) kleinen Ortes ein Cafe an der Straße erreiche. Wie meistens bestelle ich erst mal einen Tee. Der Wachhund der Betreiber passt gut auf. Vor allem darauf, dass kein anderer mein Brot bekommt als er selbst. In Sekunden hat er die Tüte mit meinem Proviant vom Anhänger geholt, und ich kann nur hinterhersehen, wie er mit meinem guten Brot abhaut. Gutes Brot, kein Weißbrot, das man hier fast ausschließlich bekommt. Ich bin nicht sicher, ob die Gepäcktaschen der bessere Ort für Lebensmittel wären. Letzen Endes möchte ich auch nicht, dass sich so ein Hund in meine Gepäcktaschen verbeißt.

Ich frage den Sohn der Betreiber, der den Raub mit angesehen hat, ob ich Rad und Anhänger reinholen darf. Da er wiederholt nicht antwortet, stelle ich erst den Anhänger rein, direkt neben die Eingangstür und hole dann das Rad. Gerade, als ich mit dem Rad rein will, kommt die Mutter mit meinem Tee. Sie regt sich fürchterlich auf. „Verboten! Verboten!“. Ich erkläre ihr, dass ihr Hund gerade meinen Proviant vom Rad gestohlen hat, aber sie geht nicht darauf ein. „Verboten! Das ist kein Hotel hier!“. Für ein Hotel solle ich 20 Kilometer weiterfahren, da gäbe es Hotels. Nach einem Hotel hatte ich nicht gefragt und nach Karte sind es 30 Kilometer. Weder von ihr noch von ihrem Sohn kommt auch nur eine Geste des Bedauerns, dass ihr Hund an meine Sachen gegangen ist. Nur weil ich nach gut 100 Kilometern wirklich nicht mehr weiter fahren wollte und es dunkel wird, erkläre ich ihr, dass ich bis in den nächsten Ort bei durch die Berge mindestens bis Mitternacht bräuchte. Sie besteht darauf, dass es nur 20 Kilometer sind und meint es ginge nur bergab. Klar, 20 oder 30 Kilometer bergab… Aber was soll’s. Zelten möchte ich hier ohnehin nicht mehr.

Den Tee habe ich noch nicht bezahlt. Dann mache ich mich nochmal auf den Weg. Bis ins Dorf sind es laut Schild 500 Meter. Zu sehen ist nichts. Ich denke, mehr als ein paar Häuser wird es dort nicht geben. Also weiter die Hauptstraße lang. Es geht bergauf. Wenn auch nur auf eine Brücke über den Bahnschienen. Oben angekommen traue ich meinen Augen nicht recht. Nicht ein einziger kleiner Hügel bis zum Horizont. Es geht bergab soweit ich gucken kann.

Blick zurück von der Brücke aus: Das Foto ist etwas unscharf, aber trotzdem sehenswert. 20 Kilometer weit erheben sich die Hügel aus der Landschaft. Davor und dahinter ist es flach.

Оглядываясь назад к холмам. С другой стороны холмов я могу спуститься на 15 – 20 км.

Looking back to the hills. On the other side of the hills I can go downhill for 15 to 20 km.

 

 

 

 

 

 

 

Mit Tempo 30 rüttelt das Rad über die schlechte Straße. Dreimal muss ich den Scheinwerfer wieder höherstellen, auf dem der Packsack vorne herumhüpft. Das hatte ich auch noch nicht, aber nach Langsam-fahren ist mir nicht zumute und umpacken werde ich jetzt auch nicht. Es sind zwar 30 Kilometer bis in den nächsten Ort, doch nach 22 Kilometern kommt ein Cafe an dem ich halte.

Ich frage die Inhaberin, wo ich das Fahrrad sicher abstellen kann und erzähle ihr die Geschichte mit dem Hund. Sie meint, hier würde nichts passieren. OK, kommt ja auch selten vor, also bleibt das Fahrrad draußen. Es passiert auch wirklich nichts.

Drinnen esse ich und habe Gesellschaft von Kirgisen. Sie arbeiten in Moskau und sind auf dem Weg in den Heimaturlaub. Nette Leute, wir unterhalten uns länger. Eine junge Frau aus der Gruppe hatte auf der Schule Englisch. Sie fragt mehrmals, ob ich sie verstehe und ist sehr erfreut, dass ich dies bejahen kann :-) .

Die Bedienung bringt jemandem das Essen, wobei das Brot herunter fällt. Lecker, wo die Leute hier die Angewohnheit haben, überall hinzuspucken und natürlich mit Schuhen reinkommen. Sie hebt das Brot auf, presst mit geschlossenem Mund die Luft zusammen, um dann mit kräftigem, kurzem Luftschwall auf das Brot zu pusten. Danach wird serviert. Das Brot ist ja wieder sauber.

Einer der Kirgisen fragt, ohne Vorwurf, nur etwas verwundert, warum ich vorhin nicht angehalten habe. Sie hatten mich wohl unterwegs gesehen und wollten auch mit mir reden. Ich erinnere mich – Es war die kleine Gruppe, die mit zwei Autos unterwegs ist. Meine Erklärung, dass es zu viele Leute sind und ich nicht jedes Mal anhalten kann scheint er zu verstehen. Auch, dass es schon spät war, und ich noch im Hellen ankommen wollte.

Zelten kann ich auf der Veranda. Zwei Abspannleinen kann ich wenigstens an einem Geländer anknoten. Es ist heute auch in der Nacht sehr windig, selbst hier, wo ich relativ windgeschützt zelte.

 

24.09.2012 (Montag)

Die Betreiber des Cafes laden mich zum Frühstück ein. Es gibt Tee, Weißbrot und Marmelade. Vor der Abfahrt schenkt mir die Betreiberin ein Weißbrot. Ich verstehe nicht den ganzen Satz, aber sie erwähnt zumindest einen Hund :-) . Ich hatte ja gestern davon erzählt, als ich nach einem sicheren Platz für das gepackte Rad gesucht hatte. Eine ziemlich nette Geste, finde ich. Ihr Mann sagte beim Frühstück,, ich könnte den Winter über hier arbeiten. Er hätte genug zu tun :-) . Keine Ahnung, ob es ernst gemeint ist. Ich fürchte nur, viel mehr als ein altes Bett und Weißbrot mit Marmelade würde nicht dabei rausspringen. In der Stadt dürfte es interessanter für mich sein.

An einer Reifenreparaturwerkstatt pumpe ich kurz meine Reifen auf und treffe zwei der Kirgisen von gestern Abend wieder. Mit einem ihrer Autos sind sie nicht mehr weit gekommen. Seit vier Tagen von Moskau aus unterwegs, sind sie drei Stunden vor der Heimat, nachts, mit zwei Reifenschäden liegen geblieben.

In einem Restaurant kann ich zuschauen, wie eine Frau mit flinken Händen Pelmeni, gefüllte Nudelteigtaschen, macht:

Домашние пельмени. 

Hand-made Pelmeni.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Es scheint grüner zu werden, und Straßenstände machen Hoffnung auf eine größere Vielfalt an Lebensmitteln.

Зеленые растения, вода и уличная торговля. Я надеюсь, что разнообразие еды изменится в лучшую сторону.

Green plants, water and kerb dealing. I hope the variety of food will get better.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

In Schu wird die Luft extrem schlecht. Wirklich sehr extrem. Die Stadt hat ein paar mehr Einwohner, und wie es aussieht verbrennt jeder seinen (Plastik-)Müll selbst. In Blechtonnen direkt vorm Haus. Überall steigt Rauch auf. Ich bin zwar extra abgebogen, um durch die Stadt durchzufahren, aber jetzt möchte ich nur schnell wieder raus. Das „schnell“ scheitert unter anderem an der zweiten Polizeikontrolle heute. Direkt vor der Bank, kurz bevor diese schließt. Ich muss Geld tauschen. Sie haben viel Zeit. Dann zieht sich das Geldwechseln hin. Anstatt das kasachische Geld rauszugeben, stellt der Bankmitarbeiter erst mal die Standardfragen. Darüber hinaus will er wissen, wie ich meine Reise finanziere, stellt alle möglichen Fragen zum Geld und dann noch zur Familie, beziehungsweise versucht den Grund dafür herauszubekommen, warum ich keine habe. Ich frage mich, warum er nicht endlich Feierabend macht.

Die Fragen zu Geld und Familie kommen im Laufe des Tages noch einmal. Ich überlege jetzt doch, ob ich mir nicht einfach etwas ausdenke. Ein eigenes Unternehmen. Der erwachsene Sohn kümmert sich jetzt ums Technische, die Frau macht die Buchhaltung und ich zum ersten Mal Urlaub. Was für ein Unternehmen könnte es sein? Spontan denke ich, warum auch immer, an Taxis. Aber dafür verstehe ich zu wenig von Autos. Die Frage, was bei uns ein Mercedes kostet kommt auch oft. Eine Sprachschule? Viele hier haben Verwandte in Deutschland und könnten sich auch dafür zu sehr interessieren. Oh! … Dass ich nicht gleich darauf gekommen bin! Mir fällt etwas Besseres ein: Technische Geräte für industrielle Steuerung. Das interessiert niemanden ;-) .

In der Eingangstür eines Geschäfts sehe ich mein Spiegelbild. Der starke Ostwind hat heute die Haare links komplett hochgedrückt. Gegen das Wiederherunterdrücken leisten sie heftigen Widerstand. Sieht absolut verboten aus. Leider habe ich kein Foto gemacht.

Es ist schon dunkel als ich aus Schu herausfahre. Im Licht der Stirnlampe sieht es selbst in vier Kilometern Entfernung noch aus, als ob es schneit. Meine Gepäcktaschen sind voll Asche.

Ich zelte weiter hinter der Stadt neben einem Cafe.

 

25.09.2012 (Dienstag)

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite stand nachts ein LKW mit laufendem Motor. Der Fahrer hatte es dadurch warm, ich bin mehrmals wach geworden und habe heute verschlafen.

Hinter dem Cafe steht eine Dusche. Also eine hochgestellte Blechtonne mit Duschkopf darunter. Die Tonne steht noch im Schatten, das Wasser ist eiskalt. Mit dem Kopf gehe ich lieber nicht darunter, aber ganz will ich auf die Gelegenheit mich zu waschen nicht verzichten.

Jetzt komme ich sehr spät los. Das ist etwas ärgerlich, da ich wieder 100 Kilometer vor mir habe, ohne zu wissen, ob irgendetwas auf dem Weg liegt. Solche Strecken fahre ich lieber an einem Tag. Nach 13 Kilometern bekomme ich eine sms vom Mobilfunk-Anbieter: “Herzlich willkommen in Kirgistan“. Klasse, wenn ich jetzt das Telefon nutze zahle ich Roaming-Gebühren.

Ein Busfahrer, der mich wegen dem Gegenverkehr nicht überholt, fährt enervierend lange hupend hinter mir her. Und dann kommt auch noch die nächste Polizeikontrolle. Kurz vor dem Kontrollposten überholt der Bus endlich. Und wird rausgewunken. Ich fahre vorbei ohne weiter beachtet zu werden :-) . Es gibt doch noch Gerechtigkeit in der Welt. Ob die Polizisten dem Busfahrer was zu seinem Hupkonzert sagen, oder ob sie dies normal finden, erfahre ich nun natürlich nicht. Als mich der Bus viel, viel später noch einmal überholt, schafft er es ohne zu Hupen.

Die Straße wird sauschlecht. Anscheinend haben sie Teer auf den Asphalt gegossen und eine zentimeterdicke Schicht kleiner Steinchen darauf geschüttet. Es fährt sich sehr schwer auf dem Untergrund. Und die Steinchen bleiben am Reifen kleben und fliegen überall hin. Offensichtlich auch auf die Kette, die erstmals auf dieser Tour abspringt.

Um das Hinterrad leichter ausbauen zu können, habe ich senkrechte Ausfallenden. Die Kette lässt sich durch Drehen des Exzentertretlagers spannen. Ich hoffe irgendwann mal einen Drehmomentschlüssel in die Hände zu bekommen, denn ich traue mich nicht, das Tretlager noch fester zu ziehen. Es verdreht sich aber immer so, dass die Kette zu lose hängt. Mit den Steinchen auf der Kette springt sie nun vom Ritzel.

Gegen Abend tauchen Berge am Horizont auf. Dort wird Kirgistan sein. Schade, dass die Sicht so schlecht ist.

Вечером с горизонта появлялись горы. Я думаю это Кыргызстан. Очень плохо что видимость слаба.

In the evening mountains appear at the horizon. I think it’s Kyrgyzstan. It’s too bad that the visibility is poor.

 

 

 

 

 

Später stehen Honigverkäufer am Straßenrand. Nicht nur ein paar. Ungefähr so viele, wie es Bienen gibt. Auf dem Abschnitt wird es sehr staubig. Es ist schon dunkel, da ich ja spät losgefahren bin und eine relativ weite Strecke heute habe. Ich kann mir nicht erklären, wo der Staub herkommt, aber würde am liebsten aufhören zu Atmen. Die Luft ist völlig verstaubt. Wenn Autos von hinten kommen, erzeugen deren Scheinwerfer zwei gestochen scharfe Schatten von mir in der staubigen Luft. Ich frage mich, ob man hier auch ohne Leinwand Dias gucken könnte.

Dazu kommt eine Beschilderung, die wohl selbst Kasachen vor unlösbare Rätsel stellt. Zur Abwechslung fragen mich die Autofahrer mal nicht, wo ICH hinfahre, sondern wo SIE hinfahren :-) . Ist ja auch blöd, bei den weiten Strecken und der dünnen Besiedlung. Da kann es schnell passieren, dass man sehr weit in die falsche Richtung fährt. Ich nehme meinen Kompass zu Hilfe und stelle später fest, dass ich richtig gefahren bin.

Foto. Alles voller Staub und Steinchen:

Часть велосипеда: Прошлым вечером воздух был ужасно пыльный. Почти невозможно было дышать. И дорога была плоха, покрыта маленькими камнями.

Вчера вечером, когда было темно, пыльно и грязно, указатели которые без вести пропавшие или запутывающий. Я взял компас для ориентации.Шоферы не останавливались, чтобы спросить, кто я и куда я еду … нет, они хотели знать, в котором направлении ОНИ едут :-) .

Part of the bicycle: Last evening the air was extraordinary dusty. Almost impossible to breath. And the road was bad, covered with small stones.

Yesterday evening, when it was dark already, dusty and dirty, signposts where either missing or confusing. I took the compass for orientation. And for the first time car drivers didn’t stop to ask where I am from, and where I want to go … No, they wanted to know in which direction THEY are going :-) .

 

Spät abends komme ich an ein Cafe mit LKW-Stellplatz. Nachdem ich den Anhänger vom Rad getrennt habe, kann ich beides einige Stufen hochtragen und meine Sachen auf einer großen Steinveranda vor einem Fenster des Cafes abstellen. So habe ich es halbwegs im Blick.

Die Bedienung merkt wohl, dass ich öfter nach meinem Rad schaue und schlägt mir vor, es herein zu holen.

Ein LKW-Fahrer setzt sich zu mir und stellt die üblichen Fragen. Ich bin ganz froh als er geht. Im Weggehen erzählt er zwei Tische weiter jemandem, dass ich mit dem Rad aus Deutschland gekommen bin, und schon habe ich den nächsten am Tisch sitzen. Diesmal ist es jedoch ein Glücksfall. Mit ihm kann ich mich gut auf Russisch unterhalten. Den Namen habe ich nicht wirklich in Erinnerung. Auf dem Zettel mit seiner Telefonnummer steht wahrscheinlich Murbek (Мурбек), wenn ich es richtig lese. Vielleicht kann mir jemand schreiben, ob das ein Kirgisischer Name ist. Murbek kommt aus Kirgistan. Er hat ein paar Tage frei. Seinen LKW lässt er hier stehen und fährt morgen nach Hause. Danach fährt er mit seinem Kühllaster Früchte nach Moskau. Sechs Tage wird er bis dort unterwegs sein.

Wie so viele andere vor ihm, versucht er mich davon zu überzeugen, dass seine Heimat schöner ist als Taschkent. (Nur Usbeken sehen das anders). Allerdings ist er nicht so aufdringlich. Und so rein geografisch hat er natürlich Recht, dass ich mal kurz die 100 km in die andere Richtung fahren könnte, um mir Bischkek, die Kirgisische Hauptstadt anzuschauen, und dann wieder zurück auf meinen Weg. Interessant ist, was er zu meinen Bedenken wegen der Visa meint. Erstens bräuchte ich für Kirgistan kein Visum und zweitens könne ich mich in Kasachstan bis zu 5 Tage ohne Visum aufhalten. Also nach einem Bischkekbesuch auch ohne kasachisches Visum durch Kasachstan nach Usbekistan. Zwar werde ich jetzt wie geplant nach Taschkent fahren, aber die Informationen zu den Visa muss ich mal recherchieren. Immerhin macht Murbek einen ganz vernünftigen Eindruck. Wenn er Recht hat, könnte das für mich später noch sehr interessant sein.

Sein Angebot, mit im LKW zu schlafen, lehne ich ab. Trotzdem interessant, dass im Führerhaus tatsächlich zwei Betten übereinander sind. Ich schätze nur, Murbek wird viel früher abfahren wollen, als ich aufstehen. Es ist ganz schön spät geworden, 2 oder 3 Uhr.

Der Wachmann vom Parkplatz bietet mir an in seinem Häuschen zu schlafen. Um nun meinem LKW-Fahrer nicht auf die Füße zu treten, lehne ich auch dieses Angebot ab. Die Idee, mein Zelt in einem großen Container aufzubauen, gefällt dann jedoch so gut, dass ich dort gleich ohne Zelt schlafe:

И снова я не должен устанавливать мою палатку. 

And again I don’t have to build up my tent.

 

 

 

 

 

 

 

 

26.09.2012 (Mittwoch)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Gegend ist ausgesprochen staubig. Da ich in der Nähe der Straße keinen Sichtschutz habe, nehme ich das Fahrrad mit, weiter weg von der Straße, als ich mal austreten muss. Dabei versinke ich fast im Staub.

Wahrscheinlich ist auch der Staub in der Luft die Ursache dafür, dass man die Berge nur schemenhaft erkennt. Das nächste Bild dürfte in etwa dem Eindruck entsprechen, den ich auch hatte. Der Bildausschnitt darunter, nach der Bildbearbeitung am PC, zeigt wohl mehr von den Bergen, als mit bloßem Auge zu erkennen war :-) :

Эта фотография показывает горы, которые я мог видеть невооружённым глазом.

This photo shows the mountains like I could see them with the naked eye.

 

 

 

 

 

Тоже фото после обработки изображения. 

The same photo after image processing.

 

Drei junge Mädchen die farbenfroh gekleidet neben der Straße laufen, wirbeln ungewollt mit jedem Schritt Staubwolken auf. Gegen das Sonnenlicht ein toller Anblick. Leider kann ich so schnell kein Foto davon machen. Ich würde erst mal die besten Kameraeinstellungen herausfinden müssen, und solange bliebe ich hier nicht ungestört.

Die Straße ist durchgehend bewohnt. Wo ein Ort aufhört und der nächste anfängt ist für mich nicht auszumachen. Natürlich ist es schön wieder durch bewohntes Gebiet zu fahren, auch wenn mir ununterbrochen nachgepfiffen und gerufen wird. Dass mir ständig nachgepfiffen wird, war etwas gewöhnungsbedürftig. Ich nehme an, dass das Pfeifen ursprünglich der Verständigung in der Steppe diente, wie man es ja auch aus den Bergen kennt. Wenn ich den Tonfall der Rufe hier nicht falsch interpretiere, reagieren die meisten mit Unverständnis darauf, dass ich auf das Rufen und Pfeifen hin nicht zu ihnen komme. Aber die Straße ist halt durchgehend bewohnt und es geht fast ununterbrochen so.

In einem Geschäft kann ich nichts zu trinken kaufen, da sich der Verkäufer nicht von seinem offensichtlich privaten Handygespräch abbringen lassen will, während draußen schon wieder Leute am Rad spielen. Erst als ich abfahre kommt er hinterhergelaufen und will wissen wo ich herkomme. Hätte er halt was verkaufen müssen, dann hätte ich es ihm vielleicht verraten. An der nächsten Tankstelle habe ich mehr Glück und bekomme Getränke. Auch dort habe ich gleich wieder vier Leute am Rad. Die Verkäuferin kommt noch raus und schenkt mir eine Karte von Kasachstan. Darüber freue ich mich sehr. Ich habe die Karte schon, aber meine ist inzwischen ziemlich verschlissen. Ich werde die alte weiter nutzen und die neue bei Gelegenheit nach Hause schicken. Dann habe ich später eine wirklich schöne, große Karte von Kasachstan. Wegen der Umstehenden breite ich sie nicht aus, auch wenn es vielleicht höflicher wäre, mir das Geschenk auch anzuschauen. Ich bedanke mich nur, stecke sie schnell unter einen Spanngurt und schwinge mich direkt auf mein Rad. Fahren kann ich aber nicht. Einer der Neugierigen hat die Karte direkt wieder vom Fahrrad genommen und hält mich fest. Die Karte zurück zu bekommen gelingt mir so nicht, also steige ich ab, während der Kerl die Karte ausbreitet und über Gepäckträger und Anhänger legt. Er hat die üblichen Fragen und hält die Karte energisch fest, wenn ich versuche sie wieder zusammenzulegen. Nur um die Karte zu retten erkläre ich ihm, wo ich langgefahren bin und hinfahre. „Nach Taschkent brauchst Du nicht, da ist nichts los.“, erklärt er mir. Er hackt im Westen Kasachstans auf der schönen Karte herum. Da kommt er her, da ist es schön, da soll ich hin. Es hatten nun schon einige Leute versucht mir klar zu machen, dass ich dahin fahren soll, wo sie herkommen. Ich sehe keinen Sinn darin, jedes Mal so zu tun als hätten sie mich überzeugt, nur um die „Gespräche“ abzukürzen. Also bleibe ich dabei, dass ich nach Taschkent fahre. Sein Tonfall ändert sich, und er spricht mit mir, als ob ich schwer von Begriff wäre: „In Taschkent ist nicht los! Da ist es langweilig! Was willst Du da?“. Während sich inzwischen auch die drei anderen mit meiner Karte beschäftigen, greift er zum Handy und kündigt seiner Verwandtschaft meinen Besuch an. Ob ich in zwei Tagen dort sein kann, will er wissen. Es sind mindestens 1500 km. Da ich nicht antworte fragt er, ob ich drei Tage brauche.

Wie die meisten hier spucken auch die vier ständig auf den Boden. Gelegentlich ziehen lautstark den Schleim hoch und befördern ihn ebenso laut wie auch schwungvoll auf den Boden. Als einer noch so dicht an meiner Karte vorbeirotzt, dass Tröpfen auf die Karte kommen, reicht es mir. Ich mache noch einen Versuche die Karte zurückzubekommen, wobei sie einreißt, weil ein anderer ebenso kräftig in seine Richtung zieht. OK, nun ist die schöne Karte also von vier Leuten begrabbelt, geknickt, bespuckt und eingerissen. Ich brauche sie nicht mehr. Ich ziehe mein Rad unter der Karte weg und fahre. Die Männer rufen hinter mir her, bis ich außer Hörweite bin. Ich wünschte, sie hätten wenigstens ein schlechtes Gewissen, aber wahrscheinlich können sie bloß nicht verstehen, warum ich einfach weggefahren bin.

Alyona hatte in Astana gesagt, es gäbe einen großen Unterschied im Verhalten der Leute vom Land hier, im Vergleich zu denen aus der Stadt. Ich hoffe, die kommen hier alle vom Land und freue mich auf Schymkent. Klar, es hat mich keiner gebeten herzukommen. Mir ist schon klar, dass ich die Leute nehmen muss, wie sie sind, aber es nervt. Nach deutschem Maßstab würde ich sagen, sie verhalten sich wie schlecht erzogene Kinder.

Schön ist auf jeden Fall, dass es hier wieder grüner ist. Es stehen überall Bäume am Straßenrand.

Очень приятно видеть деревья, после долгого времени в степи.

It is good to see the trees after a long time in the steppe.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Und ich finde ein Restaurant, neben dem ich draußen, etwas weiter von der Straße weg, ungestört ein Bier genießen kann.

На маленьком расстоянии до улицы я могу расслабиться и попить пиво, чтобы мне никто не мешал. 

In a small distance to the street I can relax and have a beer without being disturbed.

 

 

 

 

 

Am Straßenrand stehen wieder viele Honigverkäufer:

На левой стороне дороги есть много продавцов, и они все предлагают мёд.

On the left side of the road there are many vendors and they all offer honey.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Zwei Hirten, die ich kurz nacheinander sehe, wirbeln mit ihren Herden reichlich Staub auf. Einer der beiden verschwindet regelrecht in der Staubwolke und taucht dann so ganz langsam wieder auf. Optimale Fotos sind mir in der Abenddämmerung mit großer Brennweite und mal eben so im Vorbeifahren, nicht gelungen. Aber auch so finde ich sie sehenswert:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auf den Verkehrsschildern ist erstaunlicherweise immer nur Taschkent im Nachbarland Usbekistan ausgeschildert. Hinweise auf Schymkent fehlen völlig. Es müsste aber auf dem Weg nach Taschkent liegen.

Den Wegweisern folgend, fahre ich spät abends dann wieder auf einer autobahnähnlichen Straße. Links und rechts der Mittelleitplanke gibt es je zwei Fahrspuren. Auf beiden Seiten wir in beide Richtungen gefahren. Dabei zeigen weiße Pfeile als Fahrbahnmarkierung, dass dies wohl nicht im Sinne der Verkehrsplaner war.

Da ich mir heute viel Zeit gelassen habe, möchte ich jetzt noch 40-50 km fahren. Ich scheine aber etwas krank zu werden. Mal ist mir kalt, mal warm, und ich bekomme leichte Kopfschmerzen. Daher bin ich froh, nach 35 km an ein Cafe zu kommen, wo ich noch etwas esse und dann zelte. Im Cafe hatte mich jemand eingeladen, bei ihm zu Hause zu übernachten. Ich habe aber dankend abgelehnt, da ich fürchte, dass es dann spät wird und ich mich wirklich nicht gut fühle.

 

27.09.2012 (Donnerstag)

Ich habe gut geschlafen und fühle mich wieder fit :-) .

Der Tag läuft ohne besondere Vorkommnisse. Die Straße führt um die Stadt Taras herum. Abgase aus Industrieschornsteinen werden von der Wetterlage nach unten gedrückt. Die Luft ist extrem schlecht. Wie auch die Beschilderung. Mehrmals fragen mich Autofahrer nach dem Weg, da außer mir niemand auf der Straße ist.

Hinter Taras kommen vier Tankstellen und einige Geschäfte. Überall frage ich nach, ob ich hier auf dem Weg nach Schymkent, beziehungsweise Taschkent bin. Erst am letzten Geschäft bekomme ich eine Antwort auf meine Frage. Es nervt mich zunehmend. Entweder die Leute sind völlig unzugänglich, weil sie am Telefonieren sind und gar nicht reagieren, oder sie kommen mir mit den üblichen Fragen, anstatt mal auf meine einzugehen.

An einer Tankstelle einer großen chinesischen Mineralölfirma, konnte ich gleich mal wieder rausrennen und mich um mein Fahrrad kümmern, weil der mit einem Gewehr bewaffnete Wachmann mein Rad wild hin- und herschaukelte. Wohl um ein Gefühl für das Gewicht des Rades zu bekommen. Das ist mir nun wegen der mehr und mehr verbiegenden und ausleihernden Radständer überhaupt nicht recht. Noch bevor ich am Rad war schlug der Lenker um, da er das Fahrrad nur am Sattel haltend schaukelte, wobei ihm das Fahrrad beinahe aus der Hand gerutscht wäre. Ich fahre ja öfter an Tankstellen, um mich mangels alternativer Möglichkeiten dort mit Getränken zu versorgen und habe stark den Eindruck, dass die Chinesen hier das mit Abstand primitivste Personal beschäftigen.

 

28.09.2012 (Freitag)

In einem Geschäft hoffe ich irgendetwas für mein Frühstück zu bekommen. Die Auswahl besteht aus Weißbrot, ein paar Süßigkeiten und ungefähr 10 Konservendosen mit Mais.

Da ich mittlerweile kein Weißbrot mehr sehen kann, kaufe ich ein paar Schokoriegel. Nach dem dritten krieg ich aber nichts mehr runter. Muss halt erst mal so gehen.

Vormittags radelt mir Garry McGivern über den Weg, aus England. Soweit ich mich erinnere hatte ich den letzten Radreisenden in Jekaterinburg im Spiegel gesehen :-) . So eine Begegnung hebt die Stimmung. Garry ist schon seit drei Jahren unterwegs und jetzt auf dem Weg nach China.

In einem kleinen Straßenrestaurant kann ich mich noch mit Nudelsuppe stärken, danach geht es lange Zeit fast nur bergauf.

На пути к Шымкент, городу в Казахстане недалеко от Ташкента. Если мне понравится Ташкент, то я проведу там зиму.

On the way to Shymkent, a town in Kazakhstan not far from Tashkent. If I like Tashkent I will spend the winter there.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Sicht auf die Berge ist leider nie so richtig klar. Sie wirken immer ein bisschen diffus.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

An einer Tankstelle scheinen mal richtig saubere Leute gearbeitet zu haben. Ein Mülleimer aus Deutschland :-) . Die Tankstelle hat allerdings geschlossen. Müllentsorgung ist wohl wirtschaftlich nicht tragfähig.

Немецкое мусорное ведро.

A German rubbish bin.

 

 

 

 

 

 

 

Nachdem ich sehr lange berghoch gefahren bin, steht oben der nächsten Polizeiposten. Nach der Kontrolle geht es bergab.

Vorher liegt aber noch ein Cafe am Weg. Die Pause habe ich mir jetzt verdient. Ich bin auch knapp mit meinen Getränken dran. Seit dem Vormittag lag nichts mehr auf dem Weg, wo ich etwas hätte bekommen können. Die Aufschrift „Cafe“ am Gebäude ist schon recht verblichen, aber es steht ein Auto auf dem Parkplatz. Ich hoffe mal sie haben geöffnet. Zum Glasvorbau vorm Eingang gehen einige Stufen hoch. Auf die Glastür ist ein Pfeil nach rechts gemalt mit dem Wort „Eingang“. Er ist tatsächlich rechts an diesem Glasvorbau, aber irgendwie übersehe ich die Tür und suche den Eingang vergeblich. Erst als ich schon wieder auf dem Rad sitze, öffnet eine Frau die Tür von innen und ruft mir irgendetwas zu. „Ist das hier ein Cafe?“, frage ich? „Ja“, antwortet sie und hält die Tür auf. Na, klappt ja doch noch. Es dauert ein wenig, bis ich auf dem unebenen, weichen Boden wieder einen Platz gefunden habe, auf dem das Fahrrad stehen bleibt. Auch wenn sie mir die ganze Zeit die Tür aufhält, habe ich keine große Lust mich deswegen zu beeilen. Bin ja nicht auf der Flucht. Also, Stöpsel aus den Ohren, Sonnenbrille einpacken, das Bügelschloss durch die Schlaufen der vorderen Gepäcktaschen und das Vorderrad stecken, was immer kompliziert ist, da ein Teil der Halterung am Bügel angebracht ist. Lenkertasche mitnehmen, dann das Lieblingsspielzeug der Neugierigen (meinen Tacho) einstecken, … So ein Cafebesuch will gut vorbereitet sein. Und dann die Treppen hoch. Die gute Frau, die mir die ganze Zeit zugesehen hat, hält immer noch die Tür auf, aber sie steht im Weg. Wenn sie mich jetzt noch reinlassen würde … Macht sie aber nicht. „Wir haben geschlossen.“, sagt sie stattdessen. Irgendwie begreife ich die Leute hier nicht. Warum sagt sie das nicht gleich?

Wenigstens geht es jetzt lange bergab. Es wird schon dunkel als ich in ein Dorf komme. Die Luft ist wieder sehr schlecht, aber es gibt Geschäfte :-) . Eine Verkäuferin wundert sich, dass ich keine Angst habe. Viele Wölfe und Banditen gibt es hier, meint sie.

Ein paar Meter weiter bekomme ich im Vorbeifahren an einem Obststand einen Apfel geschenkt. Das freut mich besonders, weil das Obst eimerweise verkauft wird. Ich wollte mich nicht lange mit dem Versuch aufhalten, vielleicht nur zwei oder drei Äpfel zu bekommen und hatte deswegen nicht gefragt.

Ungefähr drei Kilometer vor der nächsten Stadt ist es hier schon dicht bewohnt. Es liegen viele Cafes direkt an der Straße, es gibt ein größeres Geschäft mit etwas mehr Auswahl und sogar eine Diskothek.

Wie so oft versuchen die Betreiber der Cafes die Gäste heranzuwinken und fordern sie auf zum Essen zu kommen. Normalerweise muss man die Mahlzeit natürlich bezahlen, aber hier werde ich eingeladen :-) . Ich esse auch nicht im Speiseraum, sondern mit der Familie zusammen. Der Gastgeber hält mir draußen eine kleine Blumengießkanne, wie man sie für Zimmerpflanzen nimmt, hin und gießt das warme Wasser so aus, dass ich mir Gesicht und Hände waschen kann. Das ist aber auch schon wieder alles, was an Körperpflege möglich ist. Richtig geduscht habe ich zuletzt vor sieben Tagen, vor drei Tagen hatte ich unter der eiskalten Blechtonnendusche die letzte Gelegenheit mich etwas oberflächlich zu waschen.

Wir unterhalten uns an dem Abend ganz nett. Der Familienvater arbeitet als Fahrer eines Krankenwagens, nebenbei betreiben sie ihr Restaurant. Ich schätze viel Geld verdienen sie nicht.

Im Hinterhof kann ich zelten. Die Idee auf einem etwas vermosten Teil des Hofs mal barfuß zu laufen, um wenigstens die Füße etwas sauber zu bekommen, gebe ich auf, nachdem ich mehrmals sehe, wie die Leute dort auf den Boden spucken.

Morgen müsste ich Schymkent erreichen, da kann ich hoffentlich mal wieder duschen.

Добрые владельцы небольшого ресторана не только позволили расположиться в лагере в заднем дворе, но и пригласили меня на обед и угостили отличной рыбой.

Только утром я понимаю, что эта ночь будет последней ночью в палатке в течение этого года, если я поеду из Шымкента до Ташкента за один день.

 

The kind owners of a small restaurant not only allowed to camp in the backyard but invited me for dinner and served an excellent fish dish.

Only in the morning I realise that this night will have been the last night in a tent for this year if I go from Shymkent to Tashkent in one day.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

29.09.2012 (Samstag)

Die Nächte werden kühler. Das Zelt ist am Kopf- und Fußende außen etwas nass. Erstmals seit April. Es ist etwas länger als die Plane, die ich darunter lege. Auch die Plane ist von unten nass und daher nicht sauber. Dadurch denke ich zum ersten Mal daran, dass meine Radtour für dieses Jahr bald zu Ende geht. Heute fahre ich nach Schymkent und suche mir dort eine feste Unterkunft. Eventuell fahre ich die Strecke von Schymkent nach Taschkent auch an einem Tag und bleibe den Winter über dort. Jetzt wird mir erst bewusst, dass ich gerade vielleicht zum letzten Mal in diesem Jahr gezeltet habe.

Das Zelt trockne ich ab, aber die Plane werde  ich besser tagsüber in der Sonne nochmal ausbreiten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Meine Gastgeber laden mich zum Frühstück ein. Es gibt Fisch und Brot. Eigentlich bin ich kein Fischfan, aber der hier könnte mein Lieblingsessen werden. Ich weiß leider nicht, was für ein Fisch das war. Es schmeckt einfach nur gut. Bei der wenig abwechslungsreichen Ernährung hier eine besondere Freude.

Zwei bis drei Kilometer sollen es bis zur nächsten Stadt sein.  Dann kommt ein Berg, der zu steil zum Fahren ist. Dort werde ich schieben müssen, meint mein Gastgeber. Danach bleibt es flach bis Schymkent.

Vielleicht habe ich es einfach falsch verstanden, aber die Auskunft war völlig falsch.

Zunächst geht die Straße durch dichten Qualm. Überall brennt Müll.

Blick in eine Seitenstraße:

Загрязненный воздух.  Люди жгут свой мусор на улице.

Bad air. People burn their rubbish beneath the street.

 

 

 

 

 

 

Viele Kilometer weit stehen Häuser rechts und links der Straße, was eine schöne Abwechslung ist. Es geht bergab, und ich fahre 25 Kilometer in der ersten Stunde, obwohl ich mir eigentlich Zeit lasse und mich umschaue. Von der größeren Stadt, die ich erwartet hatte, sehe ich allerdings nichts. Bin wohl unbemerkt durchgefahren :-) .

Danach kommt wieder starker Wind auf. Für die nächsten 25 km werde ich ungefähr 7,5 Stunden brauchen. Bei Tageskilometerstand 73 km müsste Schimkent kommen.

Neben der Straße entdecke ich einen schönen See. Da ich bei dem Wind ohnehin kaum fahren kann, möchte ich dort Pause machen. Ich komme zwar hinter einem Baum etwas aus dem Wind raus, aber der Wind wirbelt derart gigantische Staubwolken auf, dass es mir auch dort zu ungemütlich wird. So eine herannahende Staubwolke hätte ich gerne noch gefilmt. Aber die Kamera reagiert zu langsam dafür. Sie einfach laufen zu lassen in der Hoffnung, dass gleich die nächste Staubwolke kommt, hat dann zur Folge, dass der schwache Akku leer ist. Meinen besseren Fotoapparat packe ich, eben wegen dem Staub, lieber gar nicht aus.

Снова ветер и пыль.

Wind and dust again.

 

 

 

 

 

 

33 Kilometer vor Schymkent stehen drei Cafes an einem Platz. Man kann gut draußen sitzen. Da beim größten wieder alle auf mein Rad aufmerksam werden, noch bevor ich es abgestellt habe, fahre ich zum Kleinsten, wo ich alleine sitze und bestelle erst mal Tee. Die Frage, ob ich Brot dazu möchte verneine ich zwar, bekomme es aber trotzdem. Wenn ich mich nicht verzählt habe sitzen 13 Fliegen gleichzeitig auf dem Brot. Ich sitze zwar draußen, aber die hygienischen Verhältnisse drinnen sind auch fragwürdig. Ich belasse es beim Tee und verzichte auf das Essen.

An einer anderen Stelle kann ich später schön beobachten, wie der Wind vor einem Berg einen riesigen Spiralnebel aus Staub aufbaut. Einige Zeit hoffe ich, dass sich dieses Schauspiel nochmal für ein Foto wiederholt, gebe den Versuch aber auf, da ich wieder ununterbrochen von Kraftfahrern angehupt werde, die wollen, dass ich sie im Vorbeifahren schnell mal eben knipse.

Ein paar schöne Staubfotos habe ich trotzdem. Zwischen dem ersten Foto und dem letzten liegen 32 Sekunden. Immer wieder ziehen dichte Staubwolken über die Straße. Ich habe wenig Lust da jetzt durchzufahren. Es geht steil bergauf weiter, also … tief durchatmen :-( .

32 секунды от первой фотографии до последней. Пыль действительно ужасна.

32 seconds from the first photo to the last one. The dust is really terrible.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Am Abend, als es schon dunkel ist, komme ich an einen kleinen Laden, daneben ein Cafe. Im Laden gibt es nichts was für ein Abendessen taugen würde. Nur einen weiteren Schokoriegel hole ich als Notproviant. An meinem Rad steht inzwischen ein recht kräftig gebauter und etwas übergewichtiger Mann, der an Aufdringlichkeit alles in den Schatten stellt was ich bisher erlebt habe. Nur weil ich an diesem anstrengenden Tag seit 11 Stunden nichts gegessen habe, versuche ich fast eine Viertelstunde ihn loszuwerden. Vergeblich allerdings. Mit vollem Körpereinsatz hindert er mich daran, das Lokal zu betreten. Seine Frau versucht immerhin ihm klarzumachen, dass er mich in Ruhe lassen soll. Aber das ignoriert er völlig. Ich frage mich ernsthaft, ob es Menschen gibt, mit denen man etwas anderes machen kann, als sie zusammenzuschlagen. Den hier hätte ich jedenfalls umbringen müssen, um anschließend essen zu können. Die Angestellten oder Betreiber des Lokals stehen die ganze Zeit in der Tür und schauen zu. Das jemand, der bei ihnen speisen möchte, unmittelbar vor ihrer Tür derart belästigt wird und daran gehindert wird reinkommen zu können, finden sie anscheinend zumindest so interessant, dass sie dabei zuschauen. Ein Grund mehr dort nicht zu essen. Wenigstens gelingt es mir dann wegzufahren. Es ist absolut unbegreiflich was sich manche Leute hier rausnehmen. Welches Verhalten wäre da eigentlich von meiner Seite aus in Kasachstan „normal“? Jedes Mal nachgeben, wenn so ein Vollidiot meint ein Recht darauf zu haben, sich mit mir „unterhalten“ zu dürfen ja wohl sicher nicht.

Sechs Kilometer vor Schymkent fängt es an zu regnen. Unter einem Baum ziehe ich das Regenzeug an. Für einen Moment denke ich daran, hier zu zelten und morgen weiter zu fahren. Aber es sind ja nur noch sechs Kilometer.

Nach sechs Kilometern stehe ich vor einem riesigen Kreisverkehr. Schilder gibt es leider keine, nur zwei Tankstellen. Und wieder bekomme ich eine Antwort auf meine Frage nach dem Weg erst nachdem ich geduldig alle Gegenfragen beantwortet habe.

Tatsächlich kommt kurz hinter dem Kreisverkehr, an dem ich links musste, das Ortseingangsschild. Danach geht es eine Ewigkeit Hügel hinauf und hinunter. Immer wenn ich hochfahre hoffe ich, dahinter möge endlich die Stadt anfangen, aber es kommt nur der nächste Hügel. Nach acht Kilometern ist die Gegend zwar bewohnt, die Straßen sind breit und beleuchtet, aber so richtig nach Stad sieht es nicht aus. Im Regen fahre ich in der Nacht noch 30 Kilometer ohne die Stadt zu finden. Schilder gibt es keine, auf Fragen nach dem Stadtzentrum bekomme ich regelmäßig die Antwort „Weiß ich nicht.“. Dafür wollen die Leute jedes Mal das übliche von mir wissen.

Dreimal frage ich, ob es hier ein Stadtzentrum gibt, was jedes Mal verneint wird. Schymkent soll zwar die dritt- oder viertgrößte Stadt in Kasachstan sein, aber vielleicht ist es wirklich nur eine in die Breite und Länge gewachsene Siedlung ohne Zentrum?

In einem Laden bekomme ich eine Dose mit Ananasstücken und Kekse. Ein einziges Hotel entdecke ich. Sie haben keine Zimmer frei. Wo das Stadtzentrum ist wissen sie (angeblich) nicht, und ein anderes Hotel kennen sie auch nicht.

Um fünf  Uhr morgens habe ich genug. Ich suche den Rückweg auf die Trasse nach Taschkent und finde sie auch recht schnell. Nur einmal biege ich falsch ab.

Foto: Zierbeleuchtung anstelle von Wegweisern.

Где центр города Шымкент? Я спросил у многих людей, и все сказали, что “Я не знаю”. Я бы видел указатели, чем красочное освещение. Утром я вернулся к шоссе после поиска центра или место проживания, по крайней мере, напрасно.

Where is the city centre of Shymkent? I asked many people and all said “I don’t know”. I would rather have seen signposts than colourful illumination. In the morning I went back to the highway after looking for the centre or an accommodation at least in vain.

 

 

 

Langsam wird es hell. Die Trasse führt offensichtlich um Schymkent herum. Das ist auf meiner Karte nicht zu sehen, weil der Bereich von Werbung verdeckt ist. Hotels gibt es hier viele, aber nicht eines scheint geöffnet zu haben.

Von der Trasse aus kann ich auf die Stadt hinabschauen. Es gibt sie also doch.

Но сейчас я вижу центр :-( .

Now I can see the centre :-( .

 

 

 

 

 

 

Und sogar einen Wegweiser gibt es hier. Wer ins 2258 Kilometer entfernte Samara nach Russland will, kann sich eigentlich nicht verfahren:

DSC04082

Если ты хочешь проехать 2258 км до Самары, у тебя не будет проблем которые возникли у меня.

If you want to go 2258 km to Samara, you won’t have the problems that I have.

 

 

 

 

 

Erstaunlich, dass sie das Meer der Stille nicht ausgeschildert haben.

Draußen vor einem Cafe frühstücke ich gegen 08:30 Uhr. Ein wirklich gutes Essen für einen sehr günstigen Preis. Ich erzähle dem jungen Mann, der bedient, dass ich vergeblich das Stadtzentrum gesucht habe. „Nächste Kreuzung links, dann drei Kilometer geradeaus“, meint er. Ich bin zunächst etwas unschlüssig, ob ich es nochmal versuche. Aber OK, ich wollte nach Astana noch eine weitere Stadt in Kasachstan sehen und  hatte einiges vor in Schymkent. Duschen unter anderem. Wäsche waschen. Mich ein paar Tage erholen und einiges zu Usbekistan im Internet recherchieren. Außerdem möchte ich meine Webseite auf den aktuellen Stand bringen bevor ich in Taschkent ankomme. Vielleicht bleibe ich ja den Winter über dort. Dann beginnt ein neuer Abschnitt der Reise, für den ich den Kopf und die Zeit freihaben will.

Also fahre ich zur Kreuzung. Tatsächlich ist Schymkent hier ausgeschildert:

Я рассмотрел Шымкент уже пропустив, когда я наконец нашел путь к центру. 

I considered skipping Shymkent already, when I finally found the way to the centre.

 

 

Genau, wie ich es auch schon in der Nacht gesehen hatte, ist die Straße auch hier seitlich durch einem Betongraben begrenzt. Spuren deuten darauf hin, dass ab und zu auch mal Autos in die Gräben geraten. Ich würde es ja gerne fotografieren, aber auf der breiten, abschüssigen Straße ohne Fahrbahnmarkierung wird etwas chaotisch mehrspurig gefahren. Und das sehr schnell. Anhalten scheint mir zu gefährlich. Ein neugieriger Autofahrer sieht das anders und bremst mich zweimal aus. Einmal komme ich links an ihm vorbei. Er versucht es ein zweites Mal. Die Autos hinter ihm können gerade noch ausweichen, ich muss anhalten, wenn ich ihm nicht in die Tür fahren will, oder in den Graben. Wieder einer, der nicht versteht worüber ich mich aufrege. Hätte ich nicht vor ein paar Tagen meine Bremse repariert, könnte er den Grund für meine Wut an seiner Beifahrertür ablesen. Da ich nun ohnehin schon stehe, kann ich auch gleich das Foto machen:

Я не мог проехать его когда останавливало меня два раза даже при том, что ситуация была опасна из-за движения. Он просто хотел говорить о моей поездке и не понимал, почему я становился сердитым. Если я не отремонтировал свой тормоз несколько дней назад, он смог понять причину моего раздражения, смотря на его дверь.

I couldn’t pass him when he stopped me two times even though the situation was dangerous because of the traffic. He just wanted to talk about my journey and didn’t understand why I got angry. If I hadn’t repaired my brake some days ago he would then understand the reason for my annoyance just by looking at his damaged door.

 

 

An der Straße finde ich direkt eine sehr preiswerte Unterkunft. Sie ist allerdings auch sehr übel. Nach dem Spülen läuft das Klo über, womit klar wird, warum der Boden im Bad so aussieht wie er aussieht. Das ist offensichtlich nicht zum ersten Mal passiert. Den Abfluss bekomme ich wieder frei und reinige erst mal das Bad. Dann wird geduscht. Endlich :-) .

Дешевая гостиница в Шымкенте. Но я рад что я могу принять душ. Первая возможность помыться после долгих дней.

Cheap hotel in Shymkent. But I am so glad to have shower :-) First occasion to wash myself after many days.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Anschließend gehe ich auf die Hauptstraße. Den Pförtner am bewachten Parkplatz frage ich, wie die Straße heißt. Es ist ja nicht schlecht zu wissen wo man wohnt,  falls man sich verläuft. Sie heißt so, wie hier alles heißt: „Wie ich nicht.“.

In einem unterscheidet sich der Pförtner aber erfreulich von den anderen Nichtwissenden. Er erkundigt sich sofort bei Passanten und sagt mir anschließend es sei die „Straße der Republik“, was sich später sogar als richtig herausstellt.

Auf der Suche nach einem Stadtplan werde ich zu einem Kiosk geschickt. Die junge Verkäuferin telefoniert. „Gibt’s nicht“, schaut sie mich kurz an, um sich direkt wieder dem Gespräch zu widmen. Nebenan ist ein großer Stand an dem Zeitungen ausgebreitet sind. Ich versuche dort mein Glück. Die stämmige Frau meint, ich bekäme einen Stadtplan am Kiosk. Ich erkläre ihr, dass ich dort bereits gefragt habe, und es dort keine Stadtpläne gibt.

Die resolute Frau stampft zum Kiosk und bedeutet mir mitzukommen. Deutlich sagt sie der Verkäuferin, dass sie mir einen Stadtplan verkaufen soll. „Verkaufen?“, fragt das Fräulein leise. Nicht mehr deutlich, sondern fast schäumend vor Wut antwortet die Frau: „Ja, verkaufen!“. Die junge Frau greift nun, ohne auch nur hinzuschauen, unter sich und zieht eine Tüte voller Stadtpläne hoch.

Wie hätte ich den Stadtplan ohne fremde Hilfe bekomme? Der Verkäuferin den Arm runterdrücken, mit dem sie das Handy hält und so lange nach einem Stadtplan fragen, bis sie einsehen muss, dass sie nicht mehr zum Telefonieren kommt, bis ich habe, was ich will? Ist das vielleicht der Grund für die enervierende Aufdringlichkeit der Neugierigen, dass sie es einfach gewohnt sind nur so ihre Interessen durchsetzen zu können?

Zwei Tage verbringe ich in Shymkent im Wesentlichen damit, mich auszuruhen, zwei Tage brauche ich, bis ich eine Möglichkeit finde mit meinen Plastikkarten an Bargeld zu kommen. Viel Zeit verbringe ich mit dem Laptop in zwei Lokalen wegen dem Internetzugang. In einem der beiden Lokale fällt das Internet oft aus. Im anderen bestelle ich abends ein Bier. Das Internet funktioniert. Nicht sehr schnell, aber es geht. Das zweite Bier zu bestellen dauert lange. Und es dauert lange bis es dann kommt. Zusammen mit der Rechnung, die ich gleich bezahle. Im nächsten Moment geht das Licht aus. Sie schließen unmittelbar, nachdem sie mir das Bier gebracht und kassiert haben und drängen nun massiv, dass ich sofort gehe.

Nur weil ich kaum Gelegenheiten finde ins Internet zu kommen, gehe ich überhaupt noch ein zweites Mal dorthin. Um 23 Uhr sagen sie mir auf Nachfrage, dass sie bis 24 Uhr geöffnet haben. Doch sie machen wieder das Licht aus, unmittelbar nachdem ich um 23:15 das Bier bekommen habe.

Shymkent und die Menschen hier werden mir im Laufe der Tage immer unsympathischer. Das Verhalten der Leute, die hygienischen Verhältnisse … es nervt nur. Langsam drängt sich die Frage auf, was ich im Winter mache, wenn mir Usbekistan genauso wenig gefällt. Ohne wirklich nach einer Antwort zu suchen, geht mir eine Möglichkeit nicht aus dem Kopf.

Im Sommer 2007 war ich im Rahmen meines Chinaurlaubes auf der südchinesischen Insel Hainan. Dort im Süden in der Stadt Sanya, machen viele Russen Urlaub. Da ich ja nun im Winter vor allem Russisch lernen möchte, wäre dies ein sehr schöner Ort dafür. Es hatte mir in Sanya extrem gut gefallen, nur war es im Sommer etwas heiß. Im Winter sollen es tagsüber etwa 20 °C sein. Die Wassertemperatur im Meer nicht unter 24 °C. Das Essen war wesentlich besser als hier und dazu noch preiswerter. Im Internet erfahre ich jetzt, dass es nicht nur sehr preiswerte Zimmer gibt, sondern auch, dass in der Sonderwirtschaftszone Hainan vor kurzem für viele Länder die Visapflicht abgeschafft wurde. Deutschland gehört dazu :-) .

Zunächst werde ich mir aber Usbekistan anschauen.

Wenn hier Busse an einer Haltestelle warten, steht immer jemand in der Tür und ruft irgendetwas heraus. Vielleicht das Fahrziel. Einen Abend gehe ich aus dem Hotel. An der Straße wird auch irgendetwas aus einem Bus herausgerufen. Ich habe den Eindruck es gilt mir, drehe mich aber nicht um. Auch auf die Pfiffe reagiere ich nicht, ich gehe lieber zu Fuß. Kurz darauf holen mich jedoch zwei Polizisten ein, die mich davon überzeugen, dass ich doch gerne in ihren Bus möchte.

Als erstes erfahre ich, dass es bereits 22 Uhr durch ist und ich mich deswegen nicht mehr draußen aufhalten darf. Ich hatte nicht so darauf geachtet, aber Straße und Bürgersteig schienen mir nicht gerade leer zu sein. Schade, dass ich das russische Wort für Ausgangssperre nicht kenne. So kann ich nicht danach fragen. Ich höre aber auch heraus, dass sie was von Gefahren sagen und vor Dieben warnen. Immerhin nur vor Dieben, nicht vor Wölfen. Stadtwölfe, das würde jetzt noch fehlen. Womöglich so viele wie Polizisten, die hier fast an jeder Kreuzung stehen. Oft in Vierergruppen, Rücken an Rücken, so dass sie in alle Richtungen gleichzeitig schauen.

Ich bekomme nicht aus ihnen heraus, ob sie mir verbieten in die Stadt zu gehen, oder ob sie nur davon abraten. Jede Frage beantworten sie damit, dass ich im Hotel bleiben muss.

Danach stellen sie fest, dass ich es versäumt habe der Registrierungspflicht nachzukommen. Ich sage ihnen, dass mir bei der zuständigen Behörde, dem UWD in Astana gesagt wurde, ich bräuchte für die Laufzeit des Visums keine weitere Registrierung. Die Antwort darauf: „Hier ist nicht Astana, hier ist Schymkent“. Ausnahmsweise erzähle ich gerne und viel von meiner Reise. Wo ich schon überall war, wo ich langgefahren bin, dass ich meistens zelte und auf dem Weg nach Taschkent bin. Jedes Mal, wenn sie mich fragen, seit wann ich in der Stadt bin, fällt mir noch was Neues ein. Irgendwann fragen sie nicht mehr.

In die Stadt komme ich nicht mehr, da sie mir beim Aussteigen den Weg verbauen und darauf bestehen, dass ich ins Hotel zurückgehe.

Ich werde die Polizisten nicht wiedererkennen, dafür sehen sie alle zu ähnlich aus. Aber sie werden mich wiedererkennen. Morgen kann ich keinem Polizisten mehr sagen, ich sei gerade eben erst in die Stadt gekommen. Ich verspüre andererseits auch nicht die geringste Lust irgendetwas in Sachen Registrierung zu unternehmen. Daher beschließe ich, so schnell wie möglich abzureisen.

Und jetzt noch ein paar Fotos:

Das allgegenwärtige Weißbrot:

Вездесущий белый хлеб. 

Omnipresent white bread.

 

 

 

 

 

 

 

Eine typische Haltung – viele Menschen hocken sich hin, so als ob man bei einer Kniebeuge in der untersten Stellung verharrt. Leider machen einige das auch auf Sitzbänken. Da wo andere vorher gesessen und unentwegt den Boden vollgespuckt haben, laufen die nächsten durch und hocken sich mit den Schuhen auf die Bank.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Hier ist ein Auto vor die Wand gefahren, als ich gerade auf der anderen Seite des Fensters saß und eine email schrieb. Hat ganz schön gerumst:

В то время как я сидел на другой стороне, писав электронное письмо, автомобиль врезался в стену.

While I was sitting on the other side, writing an email, a car hit the wall.

 

 

 

 

 

 

In einem größeren Park steht viel, was man bei uns vom Kirmesplatz kennt, Karussells und so:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Im Park gibt es auch eine Rollschuhbahn, Tischtennisplatten, Billardtische und mehr. Trotz des guten Wetters sind aber auch am Samstagnachmittag nur sehr wenige Leute dort.

Dass das Zimmer über meinem irgendwann auch vermietet ist, merke ich daran, dass bei mir Wasser an Wand und Zimmertür herunterläuft. Leider auch über mein Schlüsselbund. Igitt. Hoffentlich kam das Wasser wenigstens aus der Dusche, oder läuft oben vielleicht auch die Toilette beim Spülen über? Der Zustand von Tür und Wand spricht dafür, dass dort regelmäßig Wasser läuft.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auf den Bürgersteigen gibt es viele kleine Verkaufsstände für alles Mögliche. Auch sehr viel Obst, allerdings verdirbt mir die mangelnde Hygiene hier etwas den Appetit. Und ich dachte immer, ich wäre da nicht so empfindlich…

 

 

 

 

 

 

 

 

 

12.10.2012 (Freitag)

Ein paar Texte und Bilder konnte ich gestern noch auf meine Webseite laden. Auf dem aktuellen Stand bin ich leider noch lange nicht. Das werde ich dann doch in Taschkent nachholen.

Ich bin auch nicht mehr dazugekommen das kleine Loch im Vorderreifen im Wasserbad zu suchen. Dafür verlieren jetzt alle drei Reifen Luft. Soweit unbedingt nötig pumpe ich sie mit der Luftpumpe auf. Dann fahre ich ein paar hundert Meter zu einer Werkstatt, wo ich sie auf „Betriebsdruck“ fülle. Da die Löcher sehr klein sind, sollte das bis Taschkent reichen.

Ein Fluss am Stadtrand scheint auch weniger Wasser zu führen als sonst:

Покидая Шымкент.

Leaving Shymkent.

 

 

 

 

 

Im Flussbett spielen Kinder und Jugendliche:

 

 

 

 

 

 

 

Zunächst geht es einige Zeit leicht bergab, dann nur noch bergauf.

 

 

 

 

 

 

 

 

Der  „Pass Kazygurt“ scheint mir einer der steilsten Anstiege auf dieser Tour zu sein. Allerdings habe ich auch wenig geschlafen und fühle mich nicht sehr fit. Jedenfalls brauche ich lange um auf den Berg zu kommen.

Einig Autos scheinen auch Probleme mit dem Berg zu haben. Oben hat wohl jemand den halben Kiosk leergekauft und füllt Flasche um Flasche in den Kühler. Das Wasser läuft gleich wieder raus. Dumme Situation für die sieben oder acht Insassen des PKW. Da fällt mir ein, dass ich neulich mal gesehen hatte wie ein PKW an einer Fernstraße an einem Cafe hielt. Neun Leute sind ausgestiegen: Drei vorne, vier hinten und zwei kamen aus dem Kofferraum.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kunstwerk am Straßenrand. Ich frage mich immer, wer so etwas in unbewohnten Gegenden aufstellt :-) .

Я всегда задаюсь вопросом, кто создает такие художественные работы в необитаемом регионе.

I always wonder who creates such artwork in an uninhabited region.

 

 

 

 

 

Ganz oben auf dem Berg:

На вершине перевала Казыгурт.

On the top of the pass Kazygurt. 

 

 

 

 

 

 

Der Tag war sehr heiß, nochmal richtig Sommer. Ich war die meiste Zeit klitschnass geschwitzt. Als es endlich bergabgeht, geht die Sonne schon unter, und es wird sehr kalt.

Bis nach Taschkent schaffe ich es heute nicht. Einmal werde ich dann doch noch zelten. Irgendwo hatte ich auch gelesen, dass die Grenze nur tagsüber geöffnet ist, also hoffe ich kurz vor der Grenze einen guten Platz für die Nacht zu finden. Zunächst komme ich in die nächste Polizeikontrolle. Nach und nach finden sich immer mehr Polizisten ein und jeder will was kontrollieren. Mal den Pass, mal das Licht. Tatsächlich finden sie etwas, das nicht ganz korrekt ist: Der Reifen vom Anhänger ist platt. Gut möglich, dass ich das nicht sofort gemerkt habe. Dann schauen mir jetzt also 16 Augen beim Flicken zu. Es scheint zwei Grenzübergänge zu geben. Einer ist rund um die Uhr geöffnet, sagen die Polizisten.

An einer Reihe von Straßenrestaurants kann ich auf einer Steinveranda zelten. Der Boden in der Umgebung ist uneben und voller Steine. Da ist mir der glatte Boden lieber. Die netten Beschäftigten geben mir für die Nacht als Matratze noch eine dicke Decke, auf der sonst die Leute beim Essen sitzen. Also, die Leute, die nicht auf Stühlen sitzen, sondern auf dem Boden, an Tischen mit extrem kurzen Beinen.

An diesem Platz sind das Zelt und die Unterlage morgens auch trocken. So kann ich sie erst mal liegen lassen, falls ich in diesem Jahr nicht mehr zelte.

Хорошо, перевал был трудным. Я не поеду в Ташкент за один день и проведу ещё одну ночь в палатке.

OK, the pass has been difficult. I decided not to go to Tashkent in one day and instead decided to  spend another night in the tent.

 

 

 

 

 

 

Auf den letzten 20 Kilometern bis zur Grenze gibt es keine besonderen Vorkommnisse. Die Grenze ist nur für Fußgänger, ich komme aber auch mit dem Fahrrad drüber. Wegen der zahlreichen Schikanen muss ich den Anhänger vom Rad nehmen, und beides immer Stück für Stück einzeln voranbringen. Die Grenzmitarbeiter sind freundlich und ich habe wieder den Vorteil eines Radreisenden. Ein Mitarbeiter auf kasachischer Seite erkennt  mich wieder. Er war in Schimkent im selben Hotel und hatte mich morgens bei der Abreise mein Rad aufpumpen gesehen. Auf usbekischer Seite begleitet mich ein Grenzmitarbeiter durch die Prozedur, lässt sich meinen Pass geben und schiebt sich an der Schlange vorbei nach vorne. Von allen Grenzgängern wird das gesamte Gepäck geröntgt, wie am Flughafen. Beim Ausfüllen der Zollerklärung bekomme ich auch Unterstützung. Die Anzahl der Taschen muss eingetragen werden. Als ich mit dem Zählen fertig bin, merke ich an der Reaktion der Mitarbeiter, dass wohl eher selten jemand mit neun Taschen hier ankommt :-) .

Die ganze Prozedur ist aufwendiger, als an anderen Grenzen, läuft aber reibungslos.

Nun bin ich also in Usbekistan, bei schönstem Wetter. Kurz hinter der Grenze möchte ich mal innehalten und einen Tee trinken. Tee und Schaschlik werden mir geschenkt.

Taschkent ist nicht weit, aber der Weg durch die Stadt zieht sich hin. Zum Abschluss habe ich nochmal einen Platten. Ein Dorn, wohl pflanzlichen Ursprungs, hat sich in den Hinterreifen gebohrt.

Drei Touristen aus Deutschland hatten mir in Schymkent den Namen eines Hotels in Taschkent genannt. Es soll nicht weit vom Hauptbahnhof sein. So frage ich mich zum Bahnhof durch. Nicht ganz einfach. Es scheint zwei große Bahnhöfe zu geben, und viele wissen nicht recht, wo sie mich hinschicken sollen. Insgesamt sind die Leute freundlich hilfsbereit und erstaunlich viele sprechen Englisch. Mein erster Eindruck ist ganz gut.

Das Hotel finde ich schließlich. Da ich kein anderes gesehen habe und mir unterwegs auch keiner eines nennen konnte, quartiere ich mich für drei Tage ein, auch wenn es mir etwas teuer ist. Aber dann kann ich mich in Ruhe nach etwas anderem umschauen.

Ein Gast im Hotel empfiehlt mir ein preiswertes Hotel, in das ich dann umziehe und in dem ich bis auf weiteres bleibe.

In der Zeit im ersten Hotel bin ich noch viel im Internet, da sie WiFi haben. Darauf muss ich im preiswerteren Hotel dann verzichten.

In einem Brotgeschäft erkundige ich mich bei der Verkäuferin, wo ich eine usbekische SIM-Karte bekommen kann. Sie lässt sich von ihrer Schwester vertreten und macht sich gleich mit mir auf den Weg. Ausländer und Usbeken, die nicht in Taschkent geboren sind, können SIM-Karten nur in einem Büro in der Stadt kaufen. Wir müssen eine Stunde warten bis wir mit der Nummer, die wir gezogen haben, an der Reihe sind. 20 Kilometer weiter, in Kasachstan bekommt man SIM-Karten ohne sich auszuweisen.

Was habe ich sonst in den ersten zwei Wochen gemacht? Ungefähr zwei Tage einfach mal ausgeruht, vielleicht zwei Tage Russisch gelernt, einen Tag war ich mal richtig krank. Ich schätze, ich habe mir mit irgendwas den Magen verdorben und bin 24 Stunden nur zwischen Bett und Bad hin- und hergelaufen. Die Bildbearbeitungssoftware, mit der die Kamera ausgeliefert wurde, hatte ich auf den Laptop kopiert, aber noch nicht installiert. Das habe ich nachgeholt. Die eigentliche Bildbearbeitung scheint nichts zu bieten, was ich nicht auch mit anderen Programmen schon könnte, aber ich kann mir mehr Daten zu den Kameraeinstellungen ansehen, die mit den Bildern abgespeichert werden. Da ich die Kamera noch nicht so gut kenne, habe ich viele Aufnahmen mit verschiedenen Einstellungen gemacht. Jetzt habe ich viel Zeit damit verbracht, mir die Fotos genauer anzuschauen.

Ich denke, das war es so im Wesentlichen. In Taschkent wird es langsam Herbst, und ich denke, ich sollte mir nun mal die Parks anschauen, bevor das letzte Laub von den Bäumen gefallen ist.

Und dann muss ich noch eine Möglichkeit finden ins Internet zu kommen. Ach ja, ein großes Problem muss noch gelöst werden. Es lautet: „Wohin mit meinem vielen Geld?“ Der größte Schein hier, der 1000-Som-Schein ist gerade mal ca. 40 Euro-Cent wert. Und man bekommt nicht immer nur die großen Scheine. Da passt nicht viel ins Portemonnaie.

 

08.11.2012

Soweit hatte ich vor knapp zwei Wochen schon geschrieben. Inzwischen habe ich eine SIM-Karte im Laptop. Das Internet ist sogar recht schnell, fällt aber sehr oft aus.

Bis jetzt habe ich viel Zeit damit verbracht Russisch zu lernen und mich mit Digitalfotografie zu  beschäftigen. Also erst mal das Handbuch zur Kamera durcharbeiten, damit ich nun endlich mal den Fotoapparat auch richtig kennen lerne, und dann habe ich mir das Bildbearbeitungsprogramm GIMP aus dem Internet heruntergeladen. Das bietet sehr viel mehr Möglichkeiten, als die Software, die ich bisher hatte.

Alles andere muss ich später mal zusammenfassen.

 

Jetzt interessiert mich mal, wer diese Seite regelmäßig liest. Schreibt doch bitte alle mal einen Kommentar oder schickt mir eine email :-) . Vielen Dank.

Und noch etwas, was mich interessiert: Wie sehen die Fotos auf Euren Bildschirmen aus, so in Bezug auf Farben und Kontrast? Bei meinem Bildschirm hängt der Kontrast stark vom Blickwinkel ab. Ein bisschen mehr von oben oder unten gucken, und schon sieht das Foto ganz anders aus. Ich hoffe, ich vermassel bei der Bildbearbeitung nicht alles.

Bis demnächst,

Martin

 

 

 

 

10 Gedanken zu „Kasachstan 3

  1. Jochen

    Hi Martin, ich lese sie nicht regelmäßig, aber ich kucke schonmal rein. Auch wenn ich nicht schaffe alles zu lesen. Weiter so! Jochen

    Antworten
  2. Mike und Irene

    Hi Martin, wir lesen deine Seite zwar nicht regelmäßtig, aber doch in gewissen Abständen. Es ist schön, daß es dir gut geht und Du noch nicht unter die Räuber gefallen bist! Deine Seite ist super, die Fotos ebenfalls und deine Erlebnisse sehr interessant! Wir wünschen dir auch weiterhin alles, alles Gute und bleib vor allem gesund! Liebe Grüße und Achs- und Speichenbruch ( nichts für ungut: alter Radlergruß :-) ) von Mike und Irene

    Antworten
  3. Peter Schulz

    Hi Martin, ich lese auch nicht regelmässig, aber in schaue in den Arbeitspausen immer wieder mal rein.
    Ist schon eine spannende Sache Deine Reise.
    Pass weiterhin gut auf Dich auf.
    Bin gespannt wie es weiter geht. Der Winter wird hoffentlich keine zu große Herausforderung für Dich.
    Gruss aus Kölle, Peter

    Antworten
  4. Olga

    Hallo Martin,
    ich las deine Seite zuerst regelmäßig, aber jetzt lese ich nicht regelmäßig. Für mich ist sehr interessant deine Bilder zu ansehen. Sie sind einige komisch. Gute Reise!

    Antworten
  5. Axel

    Hallo Martin

    Ich lese sehr gerne deine Berichte ich finde sie sehr spannend die Bilder sind OK ,
    man kann alles gut erkennen und sich in etwa vorstellen wie es in der Gegend so aussieht.

    Gruß aus Köln , Axel

    Antworten
  6. Ludi

    Hi Martin,

    auch ich lese deine Seite regelmäßig, aber in größeren Abständen.
    Deine Berichte sind spannend und an deinen Bildern gibt es nichts auszusetzen.

    Pass auf Dich auf

    Ludi

    Antworten
  7. Lera

    Hallo. Ich lese deine Berichten regelmässig, erfahre, wer du bist, was interessantes bei dir passiert und ob dir gut geht’s. Mit den Bilder die Erzaehlung luestiger geht. Und dazu weiss ich, dass in solchen Orten, wo du gewesen bist, werde ich nie im Leben zu Besuch sein. Wuensche dir Gesundheit und Glueck mit der weiteren Reise.

    Antworten
  8. Sylvia und Jürgen

    Hallo Martin,

    ich lese Deine Berichte nicht regelmäßig, irgendwann aber meistens doch.
    Freundlicher Weise hast Du ja mit dem Weiter-Schreiben scheinbar auf mich gewartet. Bei den Weihnachtsgrüßen war ich gerade angekommen.
    Die Bilder sind okay! Da hätte ich keine Verbessungswünsche oder Vorschläge.

    Viele Grüße,
    Jürgen

    …….

    Kommentar von Martin (17.01.2013):

    Ich kann die Kommentare hier ja tatsächlich nach Belieben fälschen … also…äh … ich meine … korrigieren. So ist es also nun dann in Deinem Sinne, nehme ich an.

    Gruß aus Bischkek,

    Martin

    Antworten

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