Kasachstan 4

 

„ ‘Kasachstan 4‘ ???     Ist der nicht in Usbekistan?“

 

Ja, ich bin noch in Usbekistan. Falls ich nach drei vier Bier noch packen kann, reise ich aber morgen ab. Das Breitbandinternet mit der SIM-Karte im Laptop war zuletzt katastrophal schlecht. Da nutze ich mal die Gelegenheit, zu viel getauschtes Geld in einer Pizzeria zu wechseln und das WiFi hier für ein Mini-Update zu nutzen.

Also Taschkent war für mich nicht so der Renner. Morgen will ich mich wieder auf‘s Fahrrad schwingen und die neuen Handschuhe testen.

Jetzt geht es nach Bischkek, der Hauptstadt von Kirgistan. Kirgistan grenzt an Usbekistan. Die beiden Nachbarländer haben allerdings nicht einfach einen Gartenzaun aufgestellt, sondern Berge gesetzt und mit Schnee bestreut. Deswegen habe ich mir ein neues Visum für Kasachstan besorgt und fahre so außen drum herum. Gut 400 km geht es für mich nun auf bekannter Strecke zurück. Auf dem Weg werde ich entscheiden, ob es warm genug für einen Abstecher nach Almaty in Kasachstan ist, oder ob ich besser direkt nach Bischkek fahre. Vielleicht nutze ich auch Mitfahrgelegenheiten, wenn sich welche bieten. Die Temperaturen sollten nach Wettervorhersagen bei +/- 5 °C liegen. Die niedrigen Temperaturen natürlich nur in der Nacht.

Zu Taschkent muss ich später mal schreiben. Im Großen und Ganzen wurde es mir langweilig. Reisen ist zumindest eine willkommene Abwechslung, und vielleicht entdecke ich ja etwas Spannendes. Auch ein Aufenthalt in Sanya (China), der mir ja schon mal in den Sinn kam, ist nicht vom Tisch. Für Kirgistan brauchen Deutsche seit kurzem kein Visum mehr, für Aufenthalte bis zu 60 Tagen. Ich kann auch zwei, drei solche Aufenthalte aneinanderhängen. Also dort den Winter über bleiben oder zwischendurch mal weg und wieder zurückkommen.

Vielen Dank für Euer Feedback zu meiner Seite. Ich hätte sicher noch die eine oder andere Mail bzw. die Kommentare beantwortet, wenn das mit dem Internet besser funktioniert hätte. Mehr oder weniger witzig war neulich, dass ich über eine Stunde versucht habe eine Mail abzuschicken. Aber ich bekam immer Meldungen, dass das Senden fehlgeschlagen sei. Als ich aufgab, habe ich gesehen, dass ich auf die Mail schon 30 Minuten zuvor eine Antwort bekommen hatte. Im Order „Gesendet“ war meine Mail aber auch nicht. Also, ich weiß oft nicht, ob eine Mail nun rausgegangen ist oder nicht.

Soweit für heute. Ich melde mich dann bei Gelegenheit wieder.

Usbekistan … das Land, in dem man sich ein bisschen Portemonnaie ins Geld stecken könnte:

Узбекистан – страна, в котором вы можете положить несколько бумажников в свои деньги ;-) .

Uzbekistan – the country where you can put some wallet in your money ;-) .

 

 

 

 

 

 

Es hilft übrigens ungemein beim Sparen, dass man grundsätzlich nie genug Geld dabei hat. Wenn man so viele Scheine in die Geldbörse stopft, dass sie kaputt geht, reicht der Inhalt noch nicht mal für eine neue :D

Heftig, was für schwere Früchte die Bäume hier auf den Straßen abwerfen. Macht ein tolles Geräusch, wenn sie auf den Asphalt fallen. Hätte ich so was beizeiten auf den Kopf bekommen, wäre ich wahrscheinlich länger geblieben. Womöglich sogar gerne :D

 

 

 

 

 

 

Die russische Band Bi-2 (Би-2) hatte ich schon zwei oder drei Mal auf dieser Seite erwähnt. Das Konzert wäre mir zwei Karten wert gewesen, nachdem ich einen Auftritt schon 2010 in Kiew knapp verpasst hatte.

Мне нравится руссская популярная группа Би-2.

Bi-2 – I like the Russian pop group.

 

 

 

 

 

 

Das Brotgeschäft, in dem Anora arbeitet. Ein echtes Highlight in Taschkent, Laden wie Mitarbeiterinnen. Sie hatte mir unter anderem geholfen, die erste SIM-Karte für das Handy zu bekommen. Vielen Dank dafür!(SIM-Karten gibt es hier für Ausländer [genauer: Nicht-In-Taschkent-Geborener] nicht an jeder Straßenecke). Da sie längere Zeit nicht im Geschäft war, kann ich mich leider nicht verabschieden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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01.12.2012 (Samstag)

Nachdem ich alles zusammengepackt habe, flicke ich noch den Reifen vom Anhänger, was ich erfolgreich vor mir hergeschoben hatte. Um 11:30 Uhr geht es dann los. Zum Ausklang möchte ich in dem Brotgeschäft noch Tee trinken, mir irgendetwas Leckeres für das Frühstück holen und mich verabschieden.

Überraschend ist das Brotgeschäft geschlossen. Sieht nicht gut aus. Das Schild mit der Aufschrift «Хлеб» (Brot) ist abgebrochen, die letzten Waren im Geschäft sind abgedeckt. Eine Nachbarin meint, das Geschäft sei auch morgen geschlossen. Anora erreiche ich, wie auch in den letzten Tagen schon, telefonisch nicht. Das ist ein bisschen schade. Dann ist nach sechs Wochen in Taschkent noch nicht mal jemand zum Verabschieden da.

Покидая Ташкент. Я не хочу проводить зиму в Ташкенте и таким образом, я решил поехать через Казахстан в Бишкек.

Leaving Tashkent. I don’t want to spend the winter in Tashkent and so I have decided to go via Kazakhstan to Bishkek.

 

 

 

 

 

 

Auf dem Weg zur Grenze esse ich noch gut in einer Stolowaja und hole mir vom letzten usbekischen Geld Schokolade :-)

Vor der Grenze lasse ich die Zeit in Usbekistan noch bei einer Tasse Tee ausklingen, Der Inhaber des kleinen Restaurants gibt mir Plov (ein Reisgericht) und Schaschlik aus.

Die Prozedur an der Grenze ist, wie auch schon bei der Einreise, recht aufwändig. Allerdings lotst mich auch wieder jemand von den Beschäftigten durch das Geschehen. Rad und Anhänger muss ich trennen, da ich anders nicht durch die Absperrungen komme. Die Deklarationserklärung, die ich bei der Einreise ausfüllen musste, muss abgegeben werden, und eine neue ist in zweifacher Ausfertigung auszufüllen. Die Taschen werden alle einzeln geröntgt. An dieser Stelle gibt es ein fürchterliches Gedrängel, da man zunächst seine Taschen auf das Laufband der Röntgenanlage stellen muss, um sich dann selbst kontrollieren zu lassen. Erst danach kann man seine Taschen auf der anderen Seite vom Band nehmen. Da niemand möchte, dass seine Sachen hinten vom Band fallen, oder gar wegkommen, versuchen alle sich vorzudrängeln. Leider gelingt es auch mir nicht, schnell genug durchzukommen, um auf der anderen Seite den Anhänger samt Gepäck vom Band zu nehmen. Er fällt seitlich runter und verkeilt sich zwischen Anlage und Schaltschrank. Wenigsten wurde das Band irgendwann gestoppt. Schon eine erstaunliche Grenze. Ich habe leider keine Strichliste gemacht, um jetzt noch sagen zu können, wie oft ich meinen Reisepass zeigen musste.

Nach anderthalb Stunden bin ich endlich in Kasachstan. Es wird nun schon dunkel. Und kalt. Bis jetzt habe ich mir heute viel Zeit gelassen. Warm angezogen möchte ich nun noch ein paar Kilometer schlafen. Vielleicht kann ich an derselben Stelle übernachten, wie auf dem Hinweg.

Auf dem Weg komme ich durch Jibek Joli (Zhibek Zholy). Was es mit dem Ort auf sich hat muss ich auch mal nachlesen. Viele Straßen haben denselben Namen. (Anm. 22.01.2013: Ich weiß inzwischen, dass es „Seidenstraße“ heißt :-) )

Много улиц и несколько деревень называют “Жибек Жолы”. Позже я узнал, что это означает по-немецки.

Many streets and some villages are called “Zhibek Zholy”. Later I found out that this means “Silk road”.

 

 

 

 

 

 

Nach insgesamt 60 Tageskilometern werden die Beine lahm. Ich bin etwas erstaunt, nach sechs Wochen so an Kondition eingebüßt zu haben. Weitere fünf Kilometer später erreiche ich die Reihe von kleinen Restaurants und steuer dasselbe Cafe / Restaurant an, an dem ich bereits gezeltet hatte.

Es sind jetzt zwar andere Mitarbeiterinnen hier, aber sie erlauben mir nicht nur zu zelten, sondern bieten mir an, im Haus zu schlafen. Dieses Angebot nehme ich natürlich gerne an. Das Fahrrad mit Gepäck steht in der abgeschlossenen Garage.

Gut geschlafen:

Я попросил место для палатки, но люди предложили мне, переночевать в их кафе.

I asked for a place to pitch the tent, but instead people offered for me to sleep inside of their café.

 

 

 

 

 

 

02.12.2012 (Sonntag)

Heute steht der Kazygurt-Pass an. Von der anderen Seite aus ist der Berg steiler. Diesmal ist es nicht so schwer wie befürchtet. Zunächst mache ich aber ein paar Fotos und übe mal wie das mit dem Weißabgleich beim Fotoapparat funktioniert. Das hatte ich in Taschkent schon getestet, trotzdem bekommen die Fotos im Schnee jetzt einen heftigen Blaustich. Die besten Bildern im Schnee scheine ich mit dem entsprechenden „Schneeprogramm“ zu bekommen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Перевал Казыгурт.

Pass Kazygurt.

 

 

 

 

 

 

Dieses schiffsähnliche Gebilde oben auf dem Berg, das mir vor einigen Wochen schon aufgefallen war, scheint ein Funkturm zu sein:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Von nun an geht’s bergab. Check the brake :-)

Водитель – проверяет тормоз. 

 

 

 

 

 

 

 

 

Внимание – крутой спуск.

 

 

 

 

 

 

 

 

Abends erreiche ich Schimkent und quartiere mich für zwei Nächte in dem Hotel ein, in dem ich letztes Mal war. Den einen Tag morgen werde ich wohl für die Registrierung brauchen.

 

03.12.2012 (Montag)

Bei meinem letzten Aufenthalt in Kasachstan hatte das Hotel das Formular für die Registrierung für mich ausgefüllt. Hier habe ich weniger Glück. Ich soll direkt zur Registrierungspolizei, allerdings erst morgen, weil heute ein Feiertag sei.

Ich ziehe mal los, um die Behörde wenigstens schon mal zu finden. Tatsächlich haben sie geöffnet. Auch Banken und Geschäfte haben heute keinen Feiertag. Scheint ein reiner Hotelfeiertag zu sein. Ich brauche allerdings eine Bescheinigung vom Hotel und bekomme ein entsprechendes Musterschreiben mit. Doch es nützt nichts. Im Hotel wollen sie erst morgen die drei Zeilen abschreiben. Mit der Telefonnummer vom Hotel versuche ich mein Glück auf der Behörde erneuet. Sie telefonieren auch mit dem Hotel, es bleibt aber dabei, dass ich das Schreiben brauche. Punkt  9 Uhr soll ich wieder auf der Behörde sein.

Nachmittags schreibe ich ein paar Mails in einem Cafe. In Almaty soll schon sehr hoch Schnee liegen, erfahre ich. Bin gespannt, ob ich es schaffe dort noch hinzufahren.

Im Hotel dänge ich vergeblich darauf, das Schreiben morgen um 8 Uhr zu bekommen. Um 9 Uhr kann ich es bekommen, vorher nicht. Nun denn, mit etwas Glück kann ich dann um 10 Uhr abfahren.

Abends schaue ich mir im Internet unter anderem die letzten 200 km für den Weg nach Almaty an. Ein bisschen Planung kann nicht schaden, falls es schneit, und über den Abschnitt habe ich keine weiteren Informationen. Also mache ich mir mal selber eine Karte, in die ich alle bewohnten Stellen eintrage, die ich auf Satellitenbildern finde:

В Шымкенте я зарегистрировался в Интернете, где есть деревни на пути от Кордай около Бишкека (Кыргызстан) и Алма-Аты (Казахстан). Я хочу поехать сначала в Алма-Ату, потому что теперь у меня есть виза для Казахстана.

In Shymkent I checked in the internet where there are villages on the way from Korday near Bishkek (Kyrgyzstan) and Almaty (Kazakhstan). I want to go to Almaty first, because now I have a visa for Kazakhstan.

 

04.12.2012 (Dienstag)

Ab 8 Uhr 50 stehe ich an der Rezeption. Tatsächlich fangen sie um 9 Uhr an den Dreizeiler abzutippen. Um 10 Uhr ist das Schreiben fertig. Auf Briefpapier vom Hotel gedruckt, gestempelt und unterschrieben:

Я также должен сделать регистрацию в Шымкенте, что принудительно для туристов в Казахстане. Сотрудники отеля упорно трудились с тремя людьми в течение одного часа, чтобы скопировать три строки с директивы. Я нуждаюсь в этом письме из отеля, чтобы зарегистрироваться в эмиграционной полиции. И я получил эту директиву от эмиграционной полиции и предоставил его штату отеля. Невероятно.

I also have to do the registration in Shymkent, what is mandatory for tourists in Kazakhstan. The employees of the hotel had been working hard with three people for one hour to copy three lines from a legal document I needed from the hotel to register with the migration police. I got this “document” from the migration police and provided it to the staff at the hotel. Unbelievable.

 

 

 

 

 

 

 

 

Jetzt schaut Ihr bestimmt auf Eure Arbeit und fragt Euch, wie man in nur 50 Minuten so viel von einem Vordruck abschreiben kann. Ihr fühlt Euch schlecht? Könnt nicht schlafen? Sorgt Euch um die Zukunft Deutschlands? Ich kann Euch beruhigen: Sie haben natürlich zu dritt daran gearbeitet :-)

Bei der Registrierungspolizei werde ich daran erinnert, dass ich um 9 Uhr hätte kommen sollen. Jetzt ist es 10 Uhr 10. Nun muss ich warten. Wie lange weiß niemand.

Um 13 Uhr ist die Registrierung fertig. Nach dem Mittagessen in der Stadt fahre ich zurück, packe mein Rad, und um 13:45 komme ich endlich los. In der Sonne ist es noch angenehm warm. Aber kurz nach 17 Uhr geht die Sonne unter. Dann wird es – wen wundert es – dunkel und es kühlt sich schnell und stark ab.

 

Foto: Am Stadtrand von Schimkent

На окраине Шымкента.

At the outskirt of Shymkent.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ich hätte es heute zu gerne bis Ak Bijk geschafft, wo ich nette Gastgeber hatte und es den leckeren Fisch gab. Doch dann wirft mich um 18 Uhr auch noch ein platter Hinterreifen zurück. Zum Glück sind eine Tankstelle und ein Cafe nur wenige Meter weiter, da habe ich zumindest etwas Licht. Das Loch finde ich nicht auf Anhieb und baue das Rad aus. Ein winziger Stachel, nur von innen fühlbar. Selbst mit Brille kann ich ihn bei dem Licht nicht sehen.

Nach einer Stunde bin ich fertig, einschließlich Ventil abtrocknen. Ein hilfsbereiter Mitmensch hat bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt schnell noch das Ventil nass gemacht, um zu schauen, ob sich Bläschen bilden. Ich hätte dafür Sekundenkleber genommen, dann halten die Bläschen länger.

Nebenbei ergibt sich eine kleine Diskussion darüber, wie weit es noch bis Ak Bijk und Taras ist. Sie überschätzen die Entfernungen ums zweifache. Da ich die Strecke ja schon gefahren bin, bin ich mir sicher, dass es nicht so weit ist. Aber auch die vermutlich 40 km bis Ak Bijk möchte ich jetzt eigentlich nicht mehr fahren. Leider verpasse ich bei der Diskussion um Entfernung meine wichtigste Frage: Die Straße nach Kordaj, nahe Bischkek, geht an zwei Stellen ein kurzes Stück durch Kirgistan. Ich muss noch herausfinden, ob ich dort fahren kann, ohne versehentlich aus Kasachstan auszureisen. Andernfalls kann ich mich auf ca. 100 Kilometer Umweg freuen. Zwei LKW-Fahrer, die auf dem Heimweg nach Almaty sind hätten mir bestimmt was dazu sagen können.

Im Cafe bietet man mir an im Haus zu übernachten. Sie haben durchgehend geöffnet. Ich kann also morgen früh aufbrechen. Dann beende ich den Reisetag mal für heute.

Später abends sind die Inhaber plötzlich weg. Es sind nur drei junge Leute da, deren Aufgabe wohl darin besteht, das Cafe zu bewachen. (Außer dem Cafe und der Tankstelle ist hier weit und breit nichts). Sie sagen mir, dass die Inhaber morgen früh um 8 Uhr wiederkommen.

Der Abend ist etwas unruhig, da die drei ziemlich laute Musik hören. Jeder seine Eigene. Einer beschäftigt sich eine gute Stunde damit eine riesige mp3-Datei durchzuhören und klickt alle paar Sekunden ein anderes Lied an.

Irgendwann schlafe ich dennoch darüber ein.

 

05.12.2012 (Mittwoch)

Der Morgen ist dafür umso ruhiger. Ich stehe um 7 Uhr auf und bin alleine. Keiner da. Die Tür ist dummerweise abgeschlossen. Es wird 9 Uhr bis ein Lieferant kommt und ich Gelegenheit habe das Gebäude zu verlassen. Er meint, vor 10 Uhr käme niemand. Daher mache ich mich nun auf den Weg, ohne mich bei meinen Gastgebern zu verabschieden. Hoffentlich wollten sie mir das Essen gestern Abend ausgeben, sonst habe ich bei meinen Gastgebern die Zeche geprellt.

Zunächst geht es steil bergab. Keine Zeit zum warmradeln. Und wenn es steil bergab geht wird auch gleich vor der schlechten Straße gewarnt. Die Straßenbauer scheinen hier Hand in Hand mit den Herstellern von Bremsbelägen zu arbeiten:

Часто, если я могу спусткаться вниз, то дорога слишком плоха, чтобы ехать быстро.

Often, if I can go downhill, the road is too bad to go fast.

 

 

 

 

 

 

Der kleine Fotoapparat scheint bei niedriger Temperatur noch langsamer zu sein als sonst. Eine Gruppe von Menschen vor dem Geschäft hatte ihr Gespräch beendet und war in den Laden gegangen, als die Kamera endlich startklar war.

 

 

 

 

 

 

 

 

Ebenso ist es einem Mann gelungen seine Autowäsche am Fluss zu beenden, bevor ich ein Foto machen konnte. Schade, dass der Apparat mir nicht verrät womit er sich so lange beschäftigt:

 

 

 

 

 

 

 

 

Das Cafe in Ak Bijk ist geschlossen. Keiner zu Hause. Das ist schade. Ich wärme mich im Cafe nebenan bei Tee und Suppe. Bis Schakpak Ata möchte ich heute noch fahren. Danach kommt unbewohntes Gebiet, das ich dann lieber morgen an einem Tag fahre. Ein paar Kilometer vorher werde ich jedoch in Schakpak Baba eingeladen zu übernachten. Das Angebot nehme ich natürlich an.

Der Ortseingang von Schakpak Baba:

пгт. Шакпак Баба.

Shakpak Baba.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Sveta wohnt hier zurzeit mit ihren vier Kindern im Haus ihrer Mutter, welche zur Kur ist.

Die beiden Kleinen, drei und sechs Jahre alt, spielen gerne mit meinen Gepäcktaschen. Da heißt es gut aufpassen. Eine Tasche werde ich morgen sicher nicht vergessen, aber wenn sie etwas rausnehmen und beim Spielen irgendwo liegen lassen, werde ich es sicher nicht merken.

Es ist ein schöner Abend und sie bieten mir reichlich Essen an. Das Haus wurde von Deutschen gebaut und ist schon über 100 Jahre alt. Auch hier haben früher viele Deutsche gewohnt, von denen die meisten aber bereits nach Deutschland gezogen sind.

Снова я получил приглашение. Теперь зимой, люди не позволят мне спать снаружи :-) .

Again I got an invitation. Now, in winter, people don’t let me sleep outside :-) .

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

06.12.2012 (Donnerstag)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nach einer sehr kurzen Strecke biege ich auf eine neue Straße ab, die noch nicht für den Verkehr freigegeben ist. Der Asphalt ist super und es fahren kaum Autos. Da war die Einladung gestern Abend auch in diesem Zusammenhang ein Glücksfall, denn nun fahre ich gar nicht über Schakpak Ata.

Wenige Kilometer weiter müssten eigentlich die Korken knallen: 10.000 Kilometer. Da halte ich doch gleich mal den Tacho in die Kamera:

Вы увидите спидометр в моей руке? … 10.000 км, с момента как я уехал из Кёльна.

Do you see the speedometer in my hand? … 10.000 km since I’ve left Cologne.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auf bester Straße geht es mit bis zu 60 km/h einen sehr langen Berg hinunter. Obwohl ich möglichst wenig bremse, muss ich eine Pause einlegen, damit die Felgen abkühlen können.

Unten angekommen ist es nicht mehr weit bis zu einem Restaurant. Ich hatte dort übernachtet und möchte die gepflegte Toilette im Nebengebäude nutzen. Es kostete einen kleinen Betrag, war aber auch sehr sauber, mit mehreren Waschbecken, und ich meine sogar es gab warmes Wasser. Es ist auf der ganzen Strecke die einzige mir bekannte Gelegenheit, mich zu waschen. Also die erste Gelegenheit nach zwei-drei Tagen und wer weiß wann die nächste kommt.

Da zwei Autos und ein paar Leute auf dem großen Parkplatz direkt vor dem kleinen Nebengebäude stehen, fahre ich zunächst zu einer Tankstelle auf der gegenüberliegenden Seite. Dort gibt es auch ein Cafe. Ich könnte aber wohl von drinnen mein Rad nicht sehen und werde direkt wieder so von Neugierigen bedrängt, dass ich weiterfahre. Zunächst in die Richtung, in die ich weiterfahren müsste, damit es so aussieht, als sei ich abgereist. Dann wende ich nochmal. Sieht gut aus, der Platz vor dem Toilettengebäude ist frei.

Kaum habe ich vor dem Eingang gehalten, fliegen am anderen Ende des Parkplatzes jedoch die Autotüren auf, und es kommen Leute angerannt. Fatale Entscheidung schnell noch einen Schluck aus der Saftflasche nehmen zu wollen. Sie sind schneller da als befürchtet, und beim letzten großen Schluck verschlucke ich mich fürchterlich. Währen mir hustend und röchelnd der Saft aus der Nase läuft, bedrängt mich der erste schon überschwänglich jubelnd ihm endlich die Hand zu schütteln. Meine Güte, der verhält sich, als wäre ich sein Held, der gerade zum fünfzigsten Mal die Tour de France gewonnen hat.

Als ich wieder Luft bekomme ist er wohl ein bisschen überrascht, dass ich unsere Begegnung mindestens ebenso unerfreulich finde, wie er sie begrüßt. War sicher ein heftiger Wutausbruch, den ich mir auch nicht verkneifen wollte. Da kommt halt alles zusammen. Wochenlang habe ich so manches Geschäft unverrichteter Dinge verlassen, weil die Verkäufer lieber telefonieren und Kurznachrichten schreiben, als etwas zu verkaufen. Kaum sitze ich wieder auf dem Rad, würden die Leute ihr Handy eher wegwerfen als sich die Chance entgehen zu lassen, mir die Hand zu schütteln und ihren Fragenkatalog loszuwerden. Waschen kann ich mich nun auch nicht. Ich sehe es ja kommen: Während die einen draußen das Rad zerlegen, werden die anderen meinen Waschvorgang mit der Handykamera dokumentieren, für die Unglücklichen, die dem historischen Ereignis nicht persönlich beiwohnen können.

Reichlich genervt fahre ich weiter.

Während ich letztes Mal, der Umleitung für die LKW folgend, um Taras herum gefahren bin, fahre ich heute durch die Stadt hindurch. Am Stadteingang bekomme ich an einer Tankstelle eine Karte von Kasachstan geschenkt, genauso eine, wie sie mir vor einiger Zeit von Neugierigen „vernichtet“ wurde :-) . Es sind Werbegeschenke, ich soll sogar gleich einen ganzen Stapel mitnehmen. Zwei nehme ich mal, dann habe ich eine zum Verschenken. Viele Leute schauen sich meine Karte immer sehr interessiert an. Ich nehme an, dass die meisten Menschen auf dem Land sonst nie eine Karte von Ihrem Heimatland sehen.

Taras scheint eine ganz schöne Stadt zu sein. Die Atmosphäre gefällt mir. Wäre ich im Sommer hier lang gefahren, würde ich vielleicht bleiben und mich umschauen. Jetzt fahre ich aber weiter. Wer weiß wie kalt es in den nächsten Tagen wird.

Auf guten Straßen und meistens bergab schaffe ich heute recht mühelos 153 Kilometer.

An einer Reihe von kleinen Imbissen, Geschäften und Gaststätten frage ich nach einer Übernachtungsmöglichkeit und werde wieder eingeladen.

Momen, der Familienvater, und seine Angehörigen sind sehr gastfreundschaftlich. Früher hatten sie deutsch Nachbarn, die aber vor langer Zeit schon nach Deutschland gezogen sind. Momen erzählt mir erfreut, dass sie immer noch Kontakt haben. Ich freue mich auch. Endlich  mal jemand nicht so einen Unterschied zwischen Deutschen und Russlanddeutschen macht :-)

 

07.12.2012 (Freitag)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Weg ist flach und führt an einer Bergkette vorbei. Auf dem direkten Weg von Taschkent nach Bischkek hätte ich mir die Berge tagelang ganz aus der Nähe anschauen können, mal von oben, mal von unten :-)

Die Sicht ist jetzt deutlich besser als im Herbst. Wahrscheinlich wird durch den Schnee weniger Staub aufgewirbelt.

In Kulan fahre ich von der Fernstraße nach Almaty runter und wähle stattdessen den Weg, den ich vor zwei Monaten gekommen bin. Zur Abwechslung wieder eine stärker bewohnte Gegend. Mit den Neugierigen hält es sich in Grenzen.

 

 

 

 

 

 

 

 

Mal ein Vogel, der nicht wegfliegt :-)

 

 

 

 

 

 

 

 

In einem Cafe kann ich sogar ganz in Ruhe essen und unterhalte mich anschließend mit einem anderen Gast. Er kennt den Weg nach Almaty und meint, der kürzere Weg sei wegen Bauarbeiten gesperrt. Wahrscheinlich muss ich die knapp 100 Kilometer Umweg über Schu machen. Auch wieder durch weitestgehend unbewohntes Gebiet.

Gegen Abend liegen mehrere Cafes auf der anderen Straßenseite. Da es eine durchgehende Mittelleitplanke gibt fahre ich daran vorbei. Schließlich erreiche ich den Platz, an dem ich schon übernachtet hatte. Zum Glück ist die Leitplane hier unterbrochen, dann brauche ich nicht alles rüber zu tragen.

Mein Zelt kann ich in dem Container aufstellen, in dem ich im September einfach nur die Isomatte ausgebreitet hatte. Jetzt ziehe ich das Zelt vor, da ich annehme, dass es im Zelt etwas wärmer ist. Die Nacht wird kalt, aber erträglich.

Zimmer vermieten sie auch, aber ohne Wasseranschluss. Nur ein Raum mit Bett, sonst nichts.

Sehr praktisch: Wer an meine Sachen will, muss durchs Zelt durch, oder drüber klettern. Ich denke, davon würde ich wach und lasse das Gepäck auf dem Fahrrad:

В первый раз я должен спать в палатке зимой. Это – холодная ночь, но хорошо до сих пор. Я спал в том же самом месте несколько месяцев назад, когда я поехал в Узбекистан.

First time I have to sleep in the tent in winter. It is a cold night, but OK so far. I slept at the same place some months ago, when I went to Uzbekistan.

 

 

 

 

 

Hinten rechts geht der Reifen an der Seite kaputt. Ich hoffe er hält bis Almaty.

 

08.12.2012 (Samstag)

Декабрь.

December.

 

 

 

 

 

 

 

 

Zum Vergleich das Bild vom September:

Сентябрь (старая фотография).

September (old photo).

 

 

 

 

 

 

Es hat sich nicht viel verändert, nur die Hose ist länger geworden :-)

Nach 10 Kilometern eine schlechte Nachricht:

Я не хочу ждать до декабря 2011 ;-) . Большинство людей сказали, что я должен проехать длинный путь через Шу. В конечном счете одна женщина сказала, что я могу проехать стройплощадку на велосипеде. Это – то, что я хотел услышать :-) .

I don’t want to wait until December 2011 ;-) . Most people said I have to go a long way round via Shu. Eventually one woman said that I can pass the road works with the bicycle. That’s what I wanted to hear :-) .

 

 

 

Die Straße ist noch bis Dezember 2011 gesperrt. Solange will ich nicht warten.

An der entscheidenden Kreuzung frage ich noch einige Autofahrer. Alle sagen die Straße sei nicht passierbar, nur eine Frau, die auf eine Mitfahrgelegenheit nach Schu wartet meint, mit dem Fahrrad käme ich durch. Auch mit der Grenze zu Kirgistan soll es kein Problem sein. Die neue Trasse, die gebaut wird führt nur über kasachisches Gebiet. Ich glaube das, was ich die ganze Zeit hören wollte und wähle den kürzeren Weg :-) . Wenn es schief geht kann ich in 60 Kilometern umdrehen. Da geht laut Karte die Straße ein kleines Stück durch Kirgistan.

Viel los ist auf der gesperrten Strecke natürlich nicht. Nahezu unbewohnt, keine Cafes oder Geschäfte. Einmal begegnet mir ein ganz besonderer Mensch. Ihm sind zwei Hunde vom Grundstück gelaufen. Und er ist der erste Mensch, der nicht sagt „Meine Hunde beißen nicht“. Er sagt auch nicht: „Die wollen nur spielen“. Nein, er sagt: „Bleiben Sie besser bei mir, die Hunde sind gefährlich!“ Na, das ist doch mal ein ehrlicher Hundebesitzer. Beeindruckt von dieser Offenheit leiste ich ihm ein bisschen Gesellschaft. Irgendwann ist der Abstand zu den Hunden groß genug und ich kann meinen Weg alleine fortsetzen.

Die Straße ist zunächst gut befahrbar.

Почти нет никакого движения, потому что дорога закрыта.

There is almost no traffic because the road is closed.

 

 

 

 

 

 

Später erschweren Schnee, Eis und Schlamm die Fahrt.

Ein Punkt in weiter Ferne erweckt mein Interesse. Mit bloßem Auge kaum auszumachen. Und selbst mit 200 mm Teleobjektiv ist er fast noch zu klein für ein Foto:

 

 

 

 

 

 

 

Erst die Ausschnittvergrößerung lässt Details erkennen:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Um 17:30 Uhr, als es schon recht dunkel ist, komme ich an eine Baustelle. Hier wird eine Brücke für die neue Straße gebaut. Die Bauarbeiter sagen, es seien noch 50 – 60 km bis Kordaj. Ich hatte mit 20 gerechnet. Sie sind sich sehr sicher, dass es weiter ist und raten mir dringend hier zu zelten, da auf dem Weg auch nichts weiter mehr kommt. Außerdem soll die Straße sehr schlecht sein. Mir ist es eigentlich hier schon schlammig genug. Ich soll zu den Baucontainern fahren und dort zelten. (Später sehe ich, dass sich die Entfernung, die ich mir gemerkt hatte, auf ein kleines Städtchen bezog, bis zu dem es tatsächlich noch 20 Kilometer sind. Bis Kordaj fahre ich morgen 67 km). Ich frage noch nach, ob dort auch nachts Leute sind, da ich wenig Lust habe alleine zwischen den Containern rumzuliegen. OK, es sind wohl die ganze Nacht Bauarbeiter dort. Dann schaue ich mir das ganze mal an.

Nach kurzer Zeit komme ich mit Andrej ins Gespräch. Sein Russisch kann ich gut verstehen. Schnell hat er ein freies Bett im Container für mich gefunden, in dem auch weitere Bauarbeiter schlafen. Das Essen für die Bauarbeiter und mich wird unserer schweren Arbeit gerecht :-) .

Die Brücke soll schnell fertig werden, daher wird in zwei Schichten je 12 Stunden gearbeitet. Um 20:00 Uhr ist Schichtwechsel. Da kann ich meine Reisegeschichte gleich der Tagschicht noch einmal erzählen. Abends im Gespräch mache ich das natürlich gerne. Das ist was anderes als die Fragerei der Neugierigen.

 

9.12.2012 (Sonntag)

Links oben habe ich geschlafen. Die Jungs hier heizen ganz ordentlich. So eine Temperatur bin ich gar nicht mehr gewohnt. Nur anstandshalber habe ich ein Kleidungsstück anbehalten. Das hat zum Schlafen gereicht.

Banja-Tag ist leider erst morgen. Von Gesicht und Händen abgesehen, waschen sich die Bauarbeiter alle drei Tage. Ich hoffe, ich finde unterwegs noch eine Waschgelegenheit.

Дорожные рабочие предложили кровать :-). И мы получили хороший ужин для трудолюбивых людей.

Road workers offered a bed :-) . And we got a good dinner for hard working people.

 

 

 

 

 

 

Nach dem gemeinsamen Frühstück mache ich mich auf den Weg. Das war eine schöne Übernachtung. Lauter nette Leute hier.

Die Containersiedlung. Rechts im Bild unten die Kantine:

 

 

 

 

 

 

 

 

Zum Glück begegne ich Andrej nochmal. Da kann ich mich noch verabschieden. Er hatte auch angeboten, mich gegen Spritgeld mit dem Auto nach Kordaj zu fahren, aber ich fahre lieber mit dem Rad weiter.

Noch ein Blick zurück:

 

 

 

 

 

 

 

 

Hier gibt es auch wieder große Raubvögel. Wie immer scheitert mein Versuch, ein gutes Foto zu machen.

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Straße ist gut befahrbar, teilweise auf neuem Beton. Nach 17 Kilometern kommt eine Baustelle, an der ebenfalls eine Brücke gebaut wird. Kurz überlege ich, ob ich mit dem Rad wohl über die im Bau befindliche Brücke komme, will den Arbeitern aber nicht in die Quere kommen und entscheide mich für die ausgeschilderte Umgehung links an der Brücke vorbei. Der unbefestigte, schlammige Weg geht zu einem kleinen Fluss hinunter. Das Flusswasser fließt durch Rohre, über die als Behelfsbrücke nur Erde aufgeschüttet zu sein scheint. Während die LKW damit anscheinend keine Probleme haben, bleibe ich mit dem Rad fast im Schlamm stecken. Wenigstens wartet ein LKW, der gerade um die Kurve kommt und mir entgegenfährt, bis ich mich durch den Schlamm auf die andere Seite gewühlt habe.

Mittlerweile hat der Schlamm sich auch auf die Kette gelegt, die abspringt. Da ich das Exzentertretlager nicht richtig befestigt bekomme, dreht es sich immer so, dass die Kette durchhängt. Zwischen den Schutzblechen und dem Rad hat sich so viel von dem klebrigen, lehmartigen Schlamm angesammelt, dass das Hinterrad blockiert. Hier im Schlamm bekomme ich es nicht mehr frei, und mir bleibt nichts anderes übrig, als die ganze Ausrüstung ein paar hundert Meter durch die Piste bis zur Straße zu schleppen.

Nun ja, immerhin bringt mein Gepäck etwas Farbe ins Schlammfeld:

Нет никакого шанса ездить на велосипеде в грязи. Заднее колесо заблокировано. Я должен нести всё. На заднем плане фотографии вы видите мой трейлер и часть моего багажа.

No chance to ride the bicycle in the mud. The back wheel is blocked. I have to carry everything. In the background of the photo you can see my trailer and part of my luggage.

 

 

 

 

Fahrrad mit vollautomatischer Feststellbremse:

Велосипед полностью с автоматическим стояночным тормозом.

Bicycle with fully automatic parking brake.

 

 

 

 

 

 

Auch nach reichlich Reinigungsarbeit sitzt das Hinterrad absolut fest. Ich fürchte schon etwas, dass ich womöglich, vielleicht durch den hohen Kraftaufwand beim Fahren durch den Schlamm, die Nabenschaltung beschädigt habe. Nachdem ich das Hinterrad ausgebaut habe und den ganzen Lehm aus dem Raum zwischen Reifen und Schutzblech entfernt habe dreht sich das Rad aber wieder.

Reichlich dreckig kann ich meine Fahrt nach ungefähr anderthalb Stunden fortsetzen.

Die Straße, beziehungsweise das, was mal eine Straße werden soll bleibt jetzt unbefestigt. Ich bin schon erleichtert, als ich nach weiteren drei Kilometern die Straße von Schu nach Kordaj erreiche.

Die Straße von Schu nach Kordaj im Baustellenbereich. Hier kann ich wieder halbwegs fahren und habe sogar die Hände frei zum Fotografieren:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das, was hier als kleine Stadt auf meiner Karte eingetragen ist, scheint nur aus Verkaufsbuden zu bestehen, in denen Schaschlik, Suppen, und so weiter angeboten werden. Außerdem haben alle Stände im Qualm der Schaschlikgrills geräucherte Winterkleidung im Angebot, die draußen vor den Buden aufgehängt ist.

An der ersten Bude, die ich ansteuer, fängt der Inhaber gleich wieder an, mein Rad zu bearbeiten, an der zweiten streitet sich ein Frau mit ihrer Nachbarin, ob mein Rad da stehen darf oder nicht. An der dritten bestelle ich mir dann eine Suppe. Die Inhaberin (oder Mitarbeiterin) fragt mich nach Kleingeld, da sie jemandem nicht rausgeben kann. Ich kann aushelfen. Nach dem Essen und Bezahlen meint sie bei mir auch, sie könne nicht rausgeben. Da ich mitbekommen habe, wie viel der andere von ihr bekommen hat, weiß ich aber, dass sie genug Kleingeld hat. Nach längerer Diskussion holt sie endlich das Wechselgeld passend aus der Schublade. Noch kleiner, als das, was sie von mir bekommen hatte. Sie hat also reichlich. Es kommt leider oft hier vor, dass die Gaststätten zu wenig rausgeben und behaupten, sie hätten nicht mehr Kleingeld.

Blick in eine Seitenstraße: Schnee auf Matsch. Ich kann nach einigen Kilometern wieder auf sauberem Asphalt fahren:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Am frühen Abend erreiche ich Kordaj. Links geht es nach Almaty, rechts nach Bischkek. Hier werde ich mich entscheiden müssen, in welche Richtung ich weiter fahre:

Теперь я должен решить, еду ли я в Бишкек или в Алма-Ату. Температуры выше ноля °C днём, таким образом, сначала я поеду в Алма-Ату.

Now I have to decide whether I go to Bishkek or to Almaty. Temperatures are above zero °C at daytime, so I will go to Almaty first.

 

 

 

 

 

Meine Hoffnung, dass es hier feste Unterkünfte gibt erfüllt sich. Da kann ich auch endlich mal wieder duschen. Die Mitarbeiterin hilft sogar das Gepäck auf mein Zimmer zu bringen.

In einem kleinen Geschäft gegenüber hole ich mein Abendessen und ein paar Bier. Im Hotel kann ich mir noch Pelmeni und Brot auf’s Zimmer bringen lassen.

Pelmeni:

Пельмени.

Pelmeni (Pasta squares filled with meat).

 

 

 

 

 

 

 

Den Rest des Abends bin ich mit duschen, Wäsche waschen, kopieren der Fotos, Akkus laden und so weiter beschäftigt. Der Wetterbericht im Fernsehen sagt für Almaty -1 / +1 °C voraus. In Astana, wo ich im September war sind es jetzt -19 / -21 °C.

Außerdem schreibe mich schon mal eine Liste mit Allem, was ich in Almaty erledigen muss. Wird schon recht lang. Eine neue Hose ist auch fällig. Die, die ich jetzt  noch trage bekommt schon große Löcher. Durchgerieben vom Sattel. Wenn man alles zusammen rechnet kommt man beim Fahrradfahren wohl auch auf 2 Euro pro 100 Kilometer.

 

10.12.2012 (Montag)

Die Straße nach Almaty ist zunächst nicht sehr gut, zumindest nicht gut zum Fahrradfahren. Miniunebenheiten, die wahrscheinlich die Autofahrer nicht weiter stören. Anschließend kommt ein längerer Anstieg. Auf Satellitenbildern ist ein kleines Gebirge erkennbar. Danach soll es weitestgehend flach bis Almaty sein. Auf dem Weg mache ich relativ genaue Aufzeichnungen. Das wird hilfreich sein, falls ich den Weg mit dem Fahrrad zurück fahre. Vor allem, falls es auf dem Rückweg anfängt zu schneien.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Emergency dead-end – Sieht eher aus wie Sprungschanze, finde ich :D

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Straße führt durch schöne Schluchten hindurch. An den Wänden sind Gesteinsschichten zu sehen, die sich (wenn ich das richtig deute) im Laufe der Erdgeschichte senkrecht gestellt haben. Leider bin ich schon an den schönsten Stellen vorbeigefahren, als ich die Kamera auspacke.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Bilder scheinen sich auch gut zu eignen, um ein bisschen mit der Bildbearbeitungssoftware zu spielen:

Тестирование программы обработки изображения :-) .

Testing an image manipulation program :-) .

 

 

 

 

 

 

Oben angekommen gehe ich noch einen Hügel hinauf und schaue mich ein bisschen um:

 

 

 

 

 

 

 

 

Da bin ich hergekommen:

 

 

 

 

 

 

 

 

Und da geht es also weiter:

 

 

 

 

 

 

 

 

Wegen den ständigen Minilöchern in den Reifen muss ich alle paar Stunden Reifen aufpumpen. Leider halten die Kappen oft besser als die Ventile selbst, weshalb beim Abschrauben der Kappen erst mal die ganze Luft aus den Reifen entweicht.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Mit der kleinen Zange von dem Multifunktionswerkzeug, das mir in Wolgograd geschenkt wurde schraube ich das Ventil jetzt sehr fest. Mal schauen ob es besser wird. Die ewige Pumperei nervt. Ich hoffe, mit neuen Reifen ist das Problem erledigt.

Einige Kilometer verläuft die Straße leicht ansteigend bis flach. Dann geht es sechs Kilometer sehr steil bergab.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Um in das Dorf Kenen zu kommen, das ich auf meiner selbstgestalteten Karte anhand von Satellitenbilder eingetragen habe, muss man hier links abbiegen und dann sofort wieder links. Es ist wahrscheinlich nur 1 Kilometer, und Kenen scheint größer zu sein, als die ausgeschilderten Dörfer. Trotzdem gibt es darauf hier keinen Hinweis:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ungefähr 30 Kilometer vor Targan komme ich an einem kleinen Laden vorbei, vor dem sich ein größerer Platz zu Straße hin befindet. Auf dem Weg dorthin werde ich von einem älteren Mann angesprochen, der in einem kleinen Haus wohnt, das an eine Jurte erinnert.

Er lädt mich ein, bei ihm zu übernachten. Das Angebot nehme ich natürlich gerne an. Zelten wäre jetzt wirklich nur eine Notlösung. Fahrrad und Anhänger kann ich auch mit reinnehmen. Ich sage ihm, dass ich den Anhänger vom Rad trenne und löse die Kupplung. Da die beiden Seiten nicht 100 % gerade angeschweißt sind, löste sich immer erst die eine Seite, dann die andere. Gerade, als ich die linke Seite los habe, hebt er das Fahrrad vorne an und will es um 90 ° drehen, um es reinzuschieben. So bekomme ich weder die eine Seite los, noch die andere fest und mache mir ziemlich Sorgen um die Ausfallenden. Es ist alles andere als einfach, ihn davon abzubringen, das Fahrrad weiter zu wenden und daran zu ziehen. Manchmal ist die Hilfsbereitschaft der Leute ganz schön anstrengend.

Ein Freund von dem Mann kommt noch dazu. Wir unterhalten uns den Abend und trinken viel Tee. Ich selbst kann noch reichlich Kekse beisteuern, die ich als Proviant dabei habe. Dem Wunsch der beiden, Ihnen zwei-drei Euro für Alkohol zu geben komme ich nach. Der Freund geht zum Geschäft und kommt mit einer kleinen Flasche Wodka oder Ähnlichem wieder. Witzig, dass sie die Flasche leeren ohne mir was anzubieten, aber ich hätte auch nicht unbedingt mittrinken wollen.

Später schaue ich mal noch in den Laden. Nur mal schauen, was sie so im Angebot haben. Der Freund von meinem Gastgeber kommt mit, was mir nicht so recht ist, da er noch auf Schnaps zu spekulieren scheint.

Die Verkäuferin wirft ihm irgendwas ziemlich vor, wahrscheinlich seinen Alkoholkonsum. Als er die Hand auf der Theke hat, schlägt sie äußerst heftig mit ihrem Abakus darauf. Irgendwann verlässt er den Laden. Die Verkäuferin sagt mir, ich solle den beiden auf keinen Fall noch Geld geben, da sie zu viel tränken, und rät mir, auf meine Sachen aufzupassen.

Drei Fotos von dem Haus des alten Mannes, das nur aus einem Raum besteht:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Freund ist einige Zeit damit beschäftigt an den Kabelsalat im Raum weitere Kabel anzuknoten, um die Glühbirne, die in der Mitte des Raums unter der Decke hängt, anzuschließen. Ich hatte ihn bereits gefragt, was er beruflich macht, und er sagte, er sei Elektriker. Oh weh, mit seiner Kunst würde er, glaube ich, bei uns nicht die Aufnahmeprüfung für eine Lehrstelle bestehen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Jedenfalls bin ich froh, als die Birne leuchtet und er sein Abenteuer überlebt hat.

Im Gespräch erfahre ich das Alter des Gastgebers, den ich auf 80 Jahre geschätzt hätte, wäre er mir in Deutschland über den Weg gelaufen. Da viele Leute hier älter auf mich wirken, als sie wirklich sind, hätte ich 70 vermutet. Er ist 43 Jahre alt. Bei ihm mögen Alkohol und Zigaretten das Altern beschleunigt haben, aber auch bei Menschen, die nicht rauchen und bei denen ich keinen Hang zum Wodka bemerkt habe, überrascht mich das Alter immer wieder.

In dem kleinen Haus schläft schließlich ein jüngerer Mann anstelle des „Alten“, der abends schon öfter mal kurz da war, aber nicht viel spricht. Scheint Verwandtschaft zu sein. Ich glaube, sie trauen dem „Alten“ nicht recht. Auf mich hatte er allerdings nicht den Eindruck gemacht gefährlich, oder unzurechnungsfähig zu sein.

 

11.12.2012 (Dienstag)

Glimpflich ausgegangen ist dieser Unfall zumindest für Menschen, sagen die beiden, die das Fahrzeug bewachen. Der Bus ist mir einer Kuh zusammengestoßen:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nebel, Schnee und grauer Himmel. Der Horizont ist im Grau oft nicht auszumachen:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nach einer Stunde Fahrt komme ich an ein Hotel mit Kantine. Leider habe ich nicht auf die Preise gesehen. Das Essen ist unverschämt teuer. Da es nichts Anderes in der Gegend gibt, können sie sich das wohl leisten. Während des Essens muss ich wieder raus zum Rad. Der Platz vor dem Gebäude ist komplett vereist. Es war schwer einen Platz zu finden, an dem das Rad nicht wegrutscht. Nun interessiert sich eine Frau dafür, die sich, mit einer Hand telefonierend, über das Rad beugt, um es sich von der Seite aus anzusehen, auf der sie nicht steht. Wie zu erwarten rutscht sie weg und liegt fast auf dem Fahrrad. Zum Glück ist das Rad nicht umgefallen Nachdem sie wieder halt gefunden hat, versucht sie es erneut …

Bevor ich weiterfahre muss ich noch schnell den platten Anhängerreifen flicken. Der Reifen vorne verliert auch Luft. Ich pumpe ungefähr alle zwei Stunden Luft nach. Das wird bis Almaty gehen, wo ich die Reifen ja ohnehin wechseln will.

Es ist seit morgens nebelig. Nach ca. 70 Tageskilometern geht es lange bergauf. An den Rückleuchten der Autos kann ich immer nur sehen, dass es noch mindestens so lange bergauf geht, wie ich die Autos sehen kann. Meine Hoffnung, dass es ab dort wieder eben ist oder bergab geht, bleibt lange unerfüllt.

Anschließend wird die Straße sehr schlecht und es liegen mehr und mehr festgefahrener Schnee und Eis auf der Fahrbahn. Erstaunlich, wie oft hier Autos am Straßenrand gehalten haben müssen. Sie haben tiefen Spuren in den Schnee gedrückt. Der Schnee ist dann offensichtlich angetaut und wieder vereist. Jetzt sind es breite Rillen im Eis, die schräg zur Fahrtrichtung verlaufen. Da kann ich nicht drüber fahren. Es bleiben nur die Fahrspuren der Autos, um die ich nun mit dem Rest des Verkehrs konkurriere. Die meisten Fahrer fahren eben einfach weiter links. Einige bleiben aber länger hupend hinter mir, fahren dann nur neben mich und ziehen brutal nach rechts. Es zwingt mich jedes Mal aus der Spur raus, im spitzen Winkel die vereiste Kante hoch. Dabei besteht ständig die Gefahr, mit meinen Rädern unter die des Autos zu rutschen.

Seit ungefähr einer Stunde fühlt sich das Fahren irgendwie schwammig an. Ich kontrolliere mehrmals den Luftdruck und die Aufhängung des Anhängers. Letztere wackelte tatsächlich ganz wenig. Um sie richtig festzuziehen muss ich leider abpacken. Das eigenartige Fahrgefühl bleibt aber. Erst beim nächsten Platten finde ich die Ursache. Die Flanke des Reifens ist mittlerweile total kaputt.

Проблема с шиной.

Problem with a tire.

 

 

 

 

 

 

 

Eiszapfen:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das Loch im Reifen versuche ich mit von innen mit Gewebeklebeband zu flicken. Das alte Band hat jedoch „ungefähr die Klebkraft von unbenutztem Klopapier“. Danke für den schönen Vergleich, Peter :-) . Ich hatte  mir bei Peter in Erlangen etwas von meiner großen Rolle abgewickelt und den Rest bei ihm gelassen. Er wollte für seine bevorstehende zweite Weltumradlung ebenfalls ein Stück davon mitnehmen, und ich hatte ihm nun per Mail davon abgeraten, das Zeug spazierenzufahren.

Nun gut, es hält nicht, und ich bekomme es nicht an der Stelle zum Liegen, wo ich es haben möchte. Also flicke ich nur, und hoffe die restlichen Kilometer zu schaffen. Nach weniger als drei Kilometern ist jedoch ein Loch im Flicken. Nächtlicher Reifenwechsel:

Следующая проблема с шиной. Я должен изменить её только прежде нескольких километров, до того как я достигну Алма-Аты. 

Next problem with a tire. I have to change it only a few kilometers before I had reached Almaty.

 

 

 

 

 

 

Bis in die Innenstadt werde ich möglichst nicht mehr fahren. Es dürften noch etwa 20 Kilometer sein und es geht auf Mitternacht zu.

Gegen Ende der Reparatur hält ein Polizeiwagen. Irgendwie scheinen sie nicht recht zu verstehen, was ich hier gerade mache und drängen unentwegt, dass ich weiterfahren soll. Dann erklären sie mir, dass in 100 Metern ein Hotel kommt und ich mein Rad morgen reparieren soll. Sie drängen auch noch, als ich fertig bin und wieder aufpacke. Einen Vorteil hat ihr Wagen neben mir allerdings: Es können keine aggressiven Fahrer mehr hupend und praktisch ohne Abstand vorbeirasen.

Das erste Hotel, bis zu dem es natürlich eher 500 Meter sind als 100, hat keine Zimmer frei. Einige Male wechsel ich die Straßenseite, weil mal links, mal rechts was am Weg liegt. Jedes Mal durch den Tiefschnee auf dem Mittelstreifen. Um halb eins habe ich endlich ein bezahlbares Hotel gefunden. Hier darf ich sogar das Fahrrad mit auf‘s Zimmer nehmen :-) . Nicht schlecht zum Auftauen. Durch den Nebel ist alles mit einer Eisschicht überzogen.

Ich selbst taue bei heißer Suppe und Tee auf und lasse dann den Abend mit wohlverdientem Bier ausklingen.

 

12.12.2012 (Mittwoch)

Am Stadtrand von Almaty:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Gegen Mittag mache ich mich auf den Weg. Es sind nur 20 Kilometer bis in die Stadt. Für den größten Teil des Weges nutze ich die Fußwege und komme nachmittags im Zentrum von Almaty an.

Ein hilfsbereiter Mann zeigt mir ein nahegelegenes Hotel. Die preiswerten Zimmer wären erst ab übermorgen frei, und sie haben keinen Platz für das Fahrrad. Aus irgendeinem Grund will er hartnäckig, dass ich mein Rad vorm Hotel stehen lasse und mich zu Fuß mit ihm auf die Suche mache. Jemand vom Hotel soll so lange auf das Fahrrad aufpassen. Dies wollen jedoch weder die Beschäftigten vom Hotel noch ich. Also mache ich mich auf den Weg. Der Mann kommt nachgelaufen. Er versucht nun fortwährend mir bei Dingen zu helfen, die ich jetzt wirklich nicht brauche. Als er weggeht bekomme ich an einem Kiosk einen Stadtplan. Unmittelbar darauf ist der Mann mit einer kleinen Kasachstanflagge zurück, die er mit Drähten und allem möglichen Zeugs noch mit an meiner Fahnenstange befestigen will. Der Typ liegt mir nun ständig in den Ohren, ich würde sicher nichts Günstigeres finden, als die angebotenen privaten Zimmer. An der Straße stehen sehr viele Leute, die ihren Schlüsselbund schwenken, um damit Zimmer anzubieten. in der. Die Preise sind allerdings sehr hoch. Da ich hier in der Gegend suchen will, gelingt es mir erst nach geschlagenen zwei Stunden den Mann endgültig loszuwerden. Leider auch nur, weil ich irgendwann wirklich unfreundlich werde. Danach finde ich innerhalb von 15 Minuten ein Hotel, das zumindest deutlich preiswerter ist, als die Privatzimmer. Für das Fahrrad können sie mir nur den bewachten Parkplatz anbieten.

Zunächst bringe ich meine Sachen auf das Zimmer. Dann gehe ich mit der Bodenplane vom Zelt runter und frage, ob ich das Rad mit ins Zimmer nehmen darf, wenn ich es auf die Plane stelle. Zu meiner Überraschung wird es mir erlaubt :-)

Прибытие в гостиницу в Алма-Ате. Удивительно они позволили мне занести велосипед в свою комнату.

Arriving at a hotel in Almaty. Surprisingly they allowed me to take the bicycle to my room.

 

 

 

 

 

 

Vor der Treppe will mich wegen dem Fahrrad jemand vom Hotel aufhalten. Ich verweise kurz auf seine Kollegen und nutze den Moment in dem er abgelenkt ist, um schnell die Treppe hochzusprinten. Mal ehrlich: Wenn einer vom Hotel erlaubt das Fahrrad mitzunehmen, muss das für alle gelten. Steht das nicht sogar in der kasachischen Verfassung?

Das mit Plane war natürlich nur ein Trick. Das Fahrrad steht nun in dem kleinen Bad und taut dort auf :-)

Холодно снаружи, и даже в гостинице это могло быть более тепло. Даже после 7 часов в гостинице большая часть моей воды все ещё заморожена.

It’s cold outside and even in the hotel it could be warmer. Even after 7 hours in the hotel most of my water is still frozen.

 

 

 

 

 

Es scheint draußen und drinnen kälter zu sein als vermutet. Das Eis in den Flaschen ist auch nach sieben Stunden erst zur Hälfte aufgetaut.

 

13.12.2012 – 21.12.2012

Алматы.

Almaty.

 

 

 

 

 

 

 

In Almaty besorge ich mir zunächst eine SIM-Karte für den Laptop. Es gibt zahllose, auch große, Geschäfte für so ziemlich alles. Scheint eine reiche Stadt zu sein. Ich komme an zahlreichen Schmuckgeschäften vorbei. Hier finde ich auch einen 56-GByte-Speicherstick um Fotos und kleine Filme zu sichern. Der erste Stick ist ja schon voll :-) . Und einen Zweitakku für meine kleine Kamera bekomme ich auch gleich im zweiten Geschäft, in dem ich danach frage. Absoluter Wahnsinn. Der war noch nirgends vorrätig. Und ich  zu bestellen war nie sinnvoll, da ich nirgends lange geblieben bin um die Lieferzeit abzuwarten. OK, in Taschkent hatte ich es nicht versucht, da ich nie an einem Fotogeschäft oder ähnlichem vorbeigekommen bin.

Die Temperatur ist stark gefallen. Jetzt ist es wirklich extrem kalt. Da bin ich gerade noch rechtzeitig angekommen. Laut Wetterberichten im Internet liegen die Temperaturen auf der gesamten Strecke, die ich seit Taschkent gefahren bin jetzt im zweistelligen Minusbereich. Vor ein paar Tagen bin ich da nachmittags noch ohne Jacke geradelt :-) .

Beispiel Taras: Innerhalb einer Woche von fast +20 °C auf nahezu -20 °C.

Температура: В течение недели, чувствуется 35 °C.

Temperature: Within a week it fell by 35 °C.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

In der Hautstadt Astana scheint es jetzt auch etwas ungemütlich zu sein. Im September war es noch sommerlich warm:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die genaue Temperatur kann ich nicht in Erfahrung bringen. Ein Wetterbericht im Internet sagt für Almaty -49 °C voraus. Das scheint mir nicht sehr glaubwürdig. Laut Wikipedia betrug der niedrigste je gemessene Wert im Februar 1951 -37,7 °C.

Abends ist in der Stadt fast nichts los. Bei dem Wetter bleiben die meisten Leute lieber zu Hause. Das ist etwas schade. Falls Almaty ein guter Ort für mich wäre, um bis zum Frühjahr zu bleiben, könnte ich mir in Bischkek ein neues Visum für Kasachstan besorgen. Aber die Kälte erschwert es Kontakte zu knüpfen.

Ich finde mehrere Sportgeschäfte, die auch Fahrräder und Ersatzteile verkaufen. Um diese Jahreszeit haben sie jedoch überwiegend Wintersportartikel im Angebot. Reifen sind praktisch nur für Mountainbikes zu bekommen. Daher notiere ich mir zunächst die Bezeichnungen der Reifen und schaue später im Internet, welche für mich am besten geeignet sind. Wirklich passende Reifen für ein Reiserad gibt es leider nicht. Das macht die Auswahl etwas schwierig, und so verbringe ich an Almaty relativ viel Zeit damit.

Zeit für die Feinarbeiten. Der grobe Dreck ist ja bereits runter:

Время для тонких работ. Грубая грязь уже была удалена.

Time for the precision works. The coarse mud has been removed already.

 

 

 

 

 

 

Die Fenster und Fensterrahmen im Hotel sind alles andere wärmeisolierend. Auch im Zimmer ist sehr kalt. Beim Schreiben und bei Recherchen im Internet bekomme ich mitunter zu kalte Finger. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass sich jemand vom Hotel um Abhilfe bemüht, doch als ich im Gespräch an der Rezeption das kalte Zimmer erwähne, kaufen sie umgehend einen Heizlüfter für mich :-) . Hätte ich mal früher versuchen sollen.

Im Hotel findet zwei Tage lang ein Basar statt. Dafür, dass das hier ein erdbebengefährdetes Gebiet ist, haben sie die Gänge und Treppenhäuser ganz schön zugestellt:

Рынок в гостинице. Даже на лестнице. И эта область подвергается опасности во время землетрясений.

A market in the hotel. Even in the stairs. And this region is endangered by earthquakes.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Über eine Internetseite bekomme ich Kontakt zu Kristina, die mir unter anderem hilft einen Brief an die Russische Post zu schreiben. Vielleicht bekomme ich ja irgendwann das Paket noch, welches ich im Sommer nach Deutschland schicken wollte. (Die Deutsche Post hatte es zurück nach Russland gehen lassen und fühlt sich jetzt nicht zuständig, da das Paket ja nicht mehr in Deutschland ist). Außerdem ist Kristinas Mutter bereit meinen Schlafsack zu waschen :-) . Nach so einer Gelegenheit hatte ich schon lange gesucht. Die erste Wäsche seit Reisebeginn.

Die schönen Seiten des Winters: Endlich mal wieder so richtig viel Schnee :-) :

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Am letzten Abend in Almaty bin ich nochmal über das Internet verabredet.

 

22.12.2012 (Samstag

Heute und morgen soll es vorübergehend etwas wärmer sein. Mein Visum ist bis zum 29.12.2012 gültig, da nutze ich dieses kurze Zeitfenster zur Abreise. Es ist mir zu riskant mit dem Fahrrad zu fahren. Die Straße nach Bischkek könnte schlimmstenfalls bei starkem Schneefall gesperrt werden. Wenn ich dann mit dem Rad nicht weiterkomme, könnte ich auch nicht auf eine Mitfahrgelegenheit hoffen. Darüber hinaus hätte ich wieder das Problem mit den Spurrillen im Eis auf den Straßen.

Bis zum Busbahnhof sind es acht Kilometer. Im Stadtverkehr kann ich nicht schnell fahren, und es geht so gerade eben mit der Kälte.

Bei der Suche nach einem Bus und beim Kauf der Fahrkarte bekomme ich Hilfe von einer jungen Kasachin, die mir zufällig über den Weg läuft und sich viel Zeit dafür nimmt. Dummerweise erfahre ich erst nach dem Kauf der Karte und nachdem mein Rad im Bus verstaut ist, dass der Bus erst um 19:30 abfährt. Bis dahin sind es noch 4,5 Stunden.

Der Bus nimmt auch viele Pakete und Gepäck für andere mit. Die Gepäckfächer werden ständig umgepackt. Rücksicht auf das Gepäck wird nicht genommen, Hauptsache es passt irgendwie rein, nicht selten mit kräftigen Fußtritten. Ich stehe deswegen die meiste neben dem Bus und passe auf.

Покидая Алматы. Срок моей визы почти истекает, и слишком холодно, чтобы совершить поездку в Бишкек на велосипеде. (По крайней мере с моим снаряжением).

Leaving Almaty. My visa has almost expired and it’s too cold to do the trip to Bishkek by bicycle. (With my equipment at least).

 

 

 

 

 

Draußen rumstehen ist nun wirklich extrem kalt. Ich bin nur froh, als wir endlich abfahren. Das Ganze hier ist ja anstrengender als Radfahren. Viel von der Strecke sehe ich natürlich nicht, da es ja nun schon dunkel ist. Das ist schade.

In Kordaj, nahe der Grenze zu Kirgistan hält der Bus an eine Bushaltestelle. Der Schnee von der Straße ist an den Straßenrand und auch auf die Bushaltestelle geräumt worden. Tauwetter. Das Ganze ist eine riesige Pfütze mit Schneematsch. Mangels alternative stehe ich mit Rad, Anhänger und dem Taschen erst mal in diesem Matsch. Eine Schraube mit Bohrung von der Schutzblechhalterung ist verloren gegangen. Außerdem leuchtet das Standlicht nicht. Sonst gibt es keine weiteren Schäden.

Die Zimmersuche ist etwas aufwändiger, weil jetzt, um 23 Uhr, die meisten preiswerten Zimmer nicht mehr frei sind. Ich finde schließlich ein Zimmer ohne Waschgelegenheit bei dem ich den Preis von 25 Euro ordentlich runterhandeln kann. Preiswert essen gehen klappt zum Glück auch noch. Die erste Mahlzeit für heute.

 

23.12.2012 (Sonntag)

 

 

 

 

5 Gedanken zu „Kasachstan 4

  1. Melanie

    Hallo Martin, beim Edeka und in der Kantine kostet eine Banane 20 Cent. Woanders gibt es die bestimmt günstiger. Quadrokopter kann man in Modellbau-Läden kaufen. In Erftstadt lag übrigens der Schnee 20 Zentimeter hoch. Die Temperaturen für die Weihnachtszeit liegen wohl bei 7-8 Grad.

    Antworten
  2. Jochen

    Hi Martin, anscheinend bist Du gut ins neue Jahr gekommen. Bei meiner Kamera gibt es eine Einstellung für Aufnahmen im Schnee, check mal Deine danach. GIMP hat ne Auto-Farbkorrektur, aber die macht manchmal Quatsch.

    …..
    Anm. Martin: Wenn ich mit dem Hochladen fertig bin, wird es so aussehen, als hättest Du meine Seite nicht richtig gelesen ;-) Genau diese Einstellung hat bei mir die besten Ergebnisse geliefert. Aber auch nur mit der besseren Kamera. Die Auto-Korrektur liefert gerade bei meinen Schneeaufnahmen Ergebnisse, die man bestenfalls für moderne Kunst halten kann.

    Antworten

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