Über die Zeit in Bischkek zu schreiben war nicht so einfach. Dies ist ja eine Reiseseite und in den Wintermonaten in Bischkek bin ich nicht gereist. Und was mein alltägliches Leben betrifft, so habe ich auch in Deutschland nicht das Bedürfnis ein Online-Tagebuch zu führen. Nach neun Monaten auf Reisen und in Erwartung weiterer Reiseerlebnisse in naher Zukunft, war es mir auch nicht wichtig, jetzt viel in Kirgistan rumzukommen und mich mit dem Land zu beschäftigen. Das folgende ist daher kein geschlossener Bericht, sondern eher eine Sammlung von Eindrücken und Erlebnissen. Ich hoffe die Sprünge von einem Thema auf das nächste stören nicht zu sehr beim Lesen.
23.12.2012 (Sonntag)
Am Morgen gehe ich nochmal ins Internet, um mir einen Stadtplan von Bischkek anzuschauen. Zum einen ganz allgemein zur Orientierung, zum anderen um zu schauen, wie ich zu einem Hotel komme, welches mir empfohlen wurde. Die Verbindung ist jedoch viel zu langsam, so dass ich den Versuch abbreche.
Im Geschäft, in dem beim letzten Mal in Kordaj schon war, arbeitet jetzt ein junger Mann. Man merkt den Unterschied. Als ich seine Ausfragerei mit der Bemerkung unterbrochen habe, dass ich Apfelsaft kaufen möchte, wirkte er sehr überrascht. Hätte wohl lieber noch eine Stunde den Standardfragenkatalog runtergebetet. Ich habe dann darauf verzichtet mehr zu kaufen. Ich kann es einfach nicht mehr leiden, wenn der Umstand, dass ich nicht nur zum langweilige-Fragen-beantworten in den Laden gekommen bin, schon für Überraschung sorgt.
Vor der Grenze halte ich kurz, um schon mal den Pass aus der Tasche zu holen. Ein Foto von einem zugefrorenen Fluss wollte ich auch noch machen. Ich bin aber wegen einer Schar von Neugierigen, die gleich mal schauen wollten, was außer dem Pass noch in der Tasche ist, wieder nicht dazu gekommen.
Der Passwechsel an der Grenze gelingt. Der Einreisstempel von Kirgistan ist jetzt im Zweitpass. Im Erstpass wäre sonst der Platz für Visa irgendwann knapp geworden. Ich hätte auch einfach so einreisen können. Die Kontrollen sehr lasch. Ganz anders als in Usbekistan, wo jede Tasche geröntgt wurde.
Auf dem Weg nach Bischkek lasse mir Zeit. Es sind höchstens 25 Kilometer.
Eigentlich habe ich mir etwas viel Zeit gelassen. Als ich in Bischkek ankomme wird es schon dunkel. Ich frage vor allem Taxifahrer nach preiswerten Unterkünften und finde dann auch nach nicht allzu langer Suche etwas sehr günstiges. Das Zimmer ist ein Sechserzimmer, ich kann es jedoch für mich alleine haben, da ich gleich für drei Tage im Voraus zahle. Außer den sechs Betten stehen nur zwei Stühle im Raum, von denen einer kaputt ist. Es ist alles uralt.
Das einzige Foto vom Zimmer, das ich gemacht habe, ist die Steckdose:
Am Abend gehe ich noch mit dem Laptop in die Stadt. Nach einiger Suche finde ich eine Pizzeria, die Wifi hat, allerdings ist die Verbindung extrem langsam.
Spät nachts im Hotel zurück stelle ich fest, dass es für das ganze Hotel nur zwei Toiletten im Erdgeschoss gibt. Auf dem Weg dorthin läuft eine Ratte über den langen, fast unbeleuchteten Flur. Die Toiletten sind verstopft, werden aber trotzdem weiter genutzt… . Mehr will ich mal dazu nicht öffentlich schreiben.
Auch die Waschbecken sind verstopft und randvoll mit Wasser und Essensresten.
24.12.12 (Montag)
Die Gemeinschaftsduschen im Erdgeschoss funktionieren nicht. Schon wieder keine Waschgelegenheit. Ich mache mich jetzt als erstes auf die Suche nach einer besseren Unterkunft. Dafür laufe ich den ganzen Tag durch den Schneematsch. Natürlich habe ich dafür keine geeigneten Schuhe dabei, bin also die ganze Zeit mit nassen Füßen unterwegs. Gegen 18 Uhr finde ich eine geeignete Unterkunft, die einen ganz ordentlichen Eindruck macht und nicht zu teuer ist. Ich reserviere sie mir gleich ab morgen. Dann verschenke ich zwar eine von den drei Nächten, die ich schon bezahlt habe, aber das Hotel ist wirklich zu übel, um freiwillig länger dort zu bleiben. Unterwegs ist es mir auch noch gelungen, gleich mal eine SIM-Karte für den Laptop zu bekommen.
Abends gehe ich nochmal in die Pizzeria. Zum Glück ist der Schneematsch jetzt gefroren. Das läuft sich doch gleich viel besser, und ohne nasse Füße.
Gestern war ich erst kurz vor Geschäftsschluss dort. Heute zu Weihnachten gönne ich mir eine Pizza. Und mit der SIM-Karte im Laptop klappt es jetzt auch mit dem Internet.
25.12.2012 (Dienstag)
Heute ziehe ich als erstes in die neue Unterkunft ein. Beim Aufladen des Gepäcks spielt schon wieder jemand am Fahrrad. Der Boden ist extrem glatt, wodurch das Rad dann immer wegrutscht. Irgendwann schiebe ich den Typen beiseite, worauf er aber sehr aggressiv reagiert. OK, ich versuche es mit einer Entschuldigung. Das akzeptiert er wenigstens … und stört weiter. Wie so oft gebe ich mir irgendwann keine Mühe mehr Russisch zu spreche und sage: „Jetzt geh mal weg, ich bin am Packen.“ Dummerweise meint er, er hätte aus dem Satz das Wort „fucken“ herausgehört und wird nun richtig aggressiv. Meine Güte, ich bin nur froh, als ich endlich mein Gepäck auf dem Rad hab und losfahren kann.
Die neue Unterkunft ist schnell erreicht. Nachmittags gehe ich zum „ZUM“-Kaufhaus (ZUM = ЦУМ (Центральный Универсальный Магазин) = Zentrales Universalgeschäft).
Ich kaufe mir ein kleines Buch über Bischkek und Kirgistan auf Englisch. Die junge Verkäuferin ist sehr nett. Sie gibt mir auch gleich noch ein paar Tipps, wo man hier abends gut hingehen kann.
Abends gehe ich in die „Center-Bar“. Mal schauen, ob ich noch einen guten Ort für Sylvester finde.
26.12.2012 (Mittwoch)
Endlich Zeit zum Lesen . Unter anderem versuche ich mich mal an dem russisch-sprachigen GEO-Heft, welches ich in Almaty gekauft habe.
27.12.2012 (Donnerstag)
Auf meiner Internetseite fällt mir auf, dass größere Teile verloren gegangen sind . Das muss in Taschkent passiert sein, als ich angefangen habe, die Seite etwas mehr zu ordnen. Fast zwei Monate ab Lemberg sind weg. Das alles wieder neu hochzuladen wird viel Zeit in Anspruch nehmen. Im Moment habe ich dazu absolut keine Lust.
Mit der Temperatur ist es ein ganz schönes Rauf und Runter. Mal taut es bei ordentlichen Plus-Graden, dann gefrieren die Pfützen wieder bei ca. – 15 °C. Gestern Abend waren Gehwege und Straßen oft spiegelglatt. Ich weiß nie, ob ich nun die Schlittschuhe oder die Gummistiefel aus den Gepäcktaschen holen soll . Da fällt mir meine Zaubertasse ein, die ich immer mal für die Arbeit erfunden haben wollte, also eine Kaffeetasse, die innen größer ist als außen
. Leider ist mir die Erfindung noch nicht gelungen, aber für die Gepäcktaschen wäre das Prinzip auch ganz brauchbar.
Ende Dezember
Im Stadtzentrum am Ala-Too-Platz:
Von meiner Ankunft in Bischkek bis Silvester bin ich jeden Abend in der Stadt. Eigentlich würde ich auch gerne mal im Zimmer bleiben und lesen, suche aber noch einen schönen Ort für den Jahreswechsel. Da ich nichts entdecke, was mich so richtig überzeugt, mache ich an Silvester dann das, was ich die ganze Zeit schon wollte, und bleibe im Zimmer und lese.
Тротуары покрыты льдом. Очень трудно гулять. Падал два раза.
The sidewalks are covered with ice. It is difficult to walk. I fell two times.
Januar
Der Wechsel zwischen Schneematsch und Glatteis geht weiter. Zweimal bin ich auf dem Glatteis schon recht übel gestürzt. Größere Stadtrundgänge verschiebe ich mal aufs Frühjahr.
Es müsste möglich sein ein Appartement zu mieten, mit Küche, Waschmaschine und so weiter, und deutlich günstiger als meine aktuelle Unterkunft. So ganz einfach gestaltet sich die Suche aber auch nicht. Jeder, den ich darauf anspreche, sagt mir, es sei nicht schwer was zu finden, und ich solle mich einfach mal umhören *haha. Mit meinem Zimmer bin ich nicht so ganz zufrieden. Strom und Wasser fallen oft aus, wobei das Zimmer auch elektrisch beheizt wird. Die Vermieter haben unten einen großen Badepool und tauschen wohl oft das Wasser aus. Dann gibt es in den Gästezimmern so lange kein Wasser, was durchaus ein paar Stunden kann. Einmal fällt der Strom für mehr als 24 Stunden aus. Tagsüber gehe ich weg, weil das Zimmer zu kalt wird. Als ich spät abends wiederkomme, laden mich die Vermieter noch auf einen Tee ein. Ich soll mich mit zu ihnen setzen, weil es doch in meinem Zimmer so kalt und dunkel ist. Mache ich dann auch. Im unteren Stockwerk bei den Vermietern gibt es Strom.
Am darauffolgenden Morgen werde ich gegen 7 Uhr durch lautes Klopfen an der Tür geweckt. Ich stehe aber nicht auf. Dann klingelt mein Handy. Stimmt, ich hatte ihnen ja die Nummer gegeben. Klopfen und Handyklingeln hören nicht auf. Also gehe ich irgendwann doch an die Tür. Wie schon vermutet brennt es nicht. Es kommt auch kein freundliches „Guten Morgen“, sondern: „Sie haben den Tee noch nicht bezahlt.“ Ich bezahle ihn auch nicht, und bestehe darauf, dass es eine Einladung wegen des Stromausfalls war.
Ein paar komische Leute laufen einem ja schon über den Weg. Da war die erwähnte Sache mit dem Tee, oder auch ein Taxifahrer, den ich nach dem Weg frage. Er will Geld für die Auskunft, was ich ablehne und weiter gehe. Er ruft mir noch hinterher: „Ihr Ausländer habt doch alle Dollar.“ Auf der anderen Seite habe ich bei der Wohnungssuche zufällig eine Internetseite gesehen, auf der sich so ein Ausländer in absolut übelster Weise über die kirgisischen Frauen äußert und auch noch stolz darauf ist, sich ihnen gegenüber „entsprechend“ verhalten zu haben. In der Metro Bar, die viel von den hier stationierten Amerikanern besucht wird, baut jemand (ich nehme an ein Amerikaner) auf der Theke ein Kartenhaus aus kirgisischem Geld. Mit aufgestütztem Kopf und betont gelangweiltem Blick, zündet er das Geld dann an und schaut beim Verbrennen zu, bis eine Angestellte das Feuer löscht. Was da mal eben so in Flammen aufgeht, dürfte etwa dem Tageslohn einer Thekenkraft entsprechen. Und auch, dass es eben kirgisisches Geld war, das da in Flammen aufgeht, finde ich nicht gerade respektvoll den Einheimischen gegenüber.
Die russische Post antwortet auf mein Schreiben vom Dezember, bei dem Kristina mir in Almaty geholfen hatte. Mein Päckchen, das ich im Juli aus Kamyschin abgeschickt hatte, ist jetzt erneut auf dem Weg nach Deutschland.
Ich schreibe noch am nächsten Update und erkundige mich, was Flüge nach Sanya kosten. Meine Aufenthaltsgenehmigung geht bis zum 20.02.2013, danach muss ich Kirgistan einmal kurz verlassen und kann dann, wenn ich will, direkt wieder einreisen. Am 17.02. werde ich voraussichtlich die langersehnten Ersatzteile bekommen. Im Juni hatte ich Leo kennen gelernt, der auch mit dem Rad unterwegs war. Freunde von seinem Vater kommen zum Skifahren nach Bischkek und sind bereit die Sachen mitzubringen. Also wäre für einen Flug nach Sanya der 18. oder 19. ideal. Und dann komme ich zurück, wenn der Winter vorbei ist .
Nach Erkundigungen in Reisebüros wäre ein Flug wohl doch teurer als erwartet. Dazu kommen Kleinigkeiten. Ich bräuchte einen Koffer, Rucksack oder Ähnliches, weiß noch nicht, wo ich mein Rad und das Gepäck abstelle, welches ich nicht brauche…
Mitte Januar verwerfe ich die Idee und mache mich auf die Suche nach Russischunterricht. Dabei komme ich am Sprachlernzentrum vorbei. Dort kann man Deutsch lernen. Ich kann hier einen Aushang machen, dass ich jemanden zum Austausch Deutsch-Russisch suche.
Danach finde ich noch die „London School in Bishkek“. Sie bieten auch Zimmer in 2er- und 3er-Wohngemeinschaften an, direkt auf dem Schulgelände. Jetzt ist es gut, dass ich noch kein Appartement gefunden habe, denn die Zimmer sind sehr preiswert und direkt an der Schule zu wohnen gefällt mir. Ab 01.02. werde ich dann viermal pro Woche 80 Minuten Russischunterricht haben. Mehr Unterricht ist auch möglich, aber für den ersten Monat schaue ich mir das erst mal an. Umziehen kann ich sofort, also Ende Januar schon.
Die Küche:
В школе я учу русский язык и там я тоже живу.
I take lessions for Russian language in the “London School in Bishkek”. The school offers accomodation too, and I will live here for a while.
Mein Zimmer:
Auf meinen Aushang beim Sprachlernzentrum meldet sich Machabbat, eine 26-jährige Kirgisin, die als Übersetzerin und Dolmetscherin arbeitet. Eigentlich spricht sie zu gut Deutsch, so dass wir kaum Russisch sprechen, aber wir treffen uns öfter, unternehmen was zusammen und unterstützen uns beim Deutsch- bzw. Russischlernen.
In Kirgistan kann ich nach jeder Einreise 60 Tage ohne Visum bleiben. Daher besorge ich mit bei der kasachischen Botschaft noch ein Kasachstanvisum für zweimalige Einreise. Damit kann ich Mitte Februar und Mitte März jeweils nach Kasachstan und dann theoretisch bis Mitte Mai in Kirgistan bleiben. „Theoretisch“, weil ich wahrscheinlich vorher wieder losradel.
Als ich Ende Januar den Reisepass mit dem Visum von der kasachischen Botschaft abhole, lerne ich einen Koreaner kennen, der gerade mit dem Fahrrad hier angekommen ist. Er ist im Winter vom Süden her durch die Berge geradelt und hat dort auch gezeltet. Hoffentlich erholt sich sein tiefgekühlter Fuß, in dem er kein Gefühl mehr hat.
Februar
In den vermieteten Zimmern an der Schule wohnen überwiegend junge Leute aus englischsprachigen Ländern. Das ist auch gut für meine Englischkenntnisse .
Montags, dienstags, donnerstags und freitags habe ich jetzt Unterricht. Am Wochenende treffe ich mich meist einmal mit Machabbat. Außerdem gehe ich gerne in die Metro Bar. Wie schon erwähnt sind dort unter anderem auch viele Amerikaner. Aber auch Kirgisen nutzen die Gelegenheit gerne ihre Englischkenntnisse dort zu verbessern. Man findet schnell Kontakt.
Mitarbeiter der Schule organisieren auch Touren zu sehenswerten Orten in Kirgistan. Am 02. Februar fahren wir mit vier Sprachschülern und Jyldyz von der Schule in den Ala-Archa-Nationalpark, einem Naturschutzgebiet ungefähr 40 Kilometer von Bischkek entfernt.
Национальный парк Ала-Арча.
Excursion to the Ala Archa National Park.
Ausschnitt aus einer Informationstafel:
Meine Ausrüstung (also vor allem die Schuhe) sind zwar nicht so optimal für eine Wanderung durch Tiefschnee, aber es ist trotzdem sehr schön.
Anfang Februar bekomme ich eine email von Alyona, die ich im September in Astana kennen gelernt hatte. Sie ist zur Zeit in Deutschland und hat sich jetzt mal meine Webseite angesehen. Zu den Löchern im Boden, die mir in der Steppe aufgefallen waren, schreibt sie, dass sie von der Großen Rennmaus kommen. Flöhe der Großen Rennmaus (Rhombomys opimus) können die Pest auf den Menschen übertragen, und Pestausbrüche kommen hier auch tatsächlich noch vor. Ich habe, als ich die Mail gelesen habe, im Internet recherchiert und einen Artikel gefunden, nachdem die Pest bei den Großen Rennmäusen regelmäßig ausbricht, zwei Jahre nachdem deren Population eine bestimmte Dichte überstiegen hat. Leider geht die Internetverbindung wieder nicht, während ich jetzt im Mai 2013 in Kasachstan diese Zeilen nachschreibe. Das ist sehr schade, weil ich solche Sachen beim Schreiben auch gerne nochmal nachlese. Zum einen für mich, weil es mich interessiert, zum anderen um hier möglichst wenig dummes Zeug zu verbreiten. Also, ich hoffe ich habe das soweit richtig in Erinnerung. So aufgebohrt, wie der Boden im Herbst dort war, kann ich mir eine dichtere Population kaum vorstellen. Also, dann will ich auf dem Rückweg mal wirklich vorsichtig sein, und mich von solchen Stellen lieber fernhalten.
Am zweiten Samstag im Februar nehme ich wieder an einem Ausflug der Schule teil. Diesmal fahren wir zum Burana-Turm, nahe der Stadt Tokmok.
In Tokmok:
Links: Die Flagge Kirgistans symbolisiert die Unabhängig des Landes von der UdSSR
Mitte: Symbol der UdSSR und des Zweiten Weltkrieges, des Großen Vaterländischen
Krieges, wie er in den Ländern der früheren UdSSR heißt.
Rechts: 67 Jahre Sieg seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges
Der Burana-Turm:
Башня Бурана.
Burana Tower.
Und jetzt ist es wieder ein Problem mit der fehlenden Internetverbindung. Also nagelt mich nicht auf ein paar tausend Meter fest, aber ich glaube der Turm war mal 48 Meter hoch, hat aber irgendwann bei einem Erdbeben ungefähr die Hälfte davon eingebüßt. Bei entsprechendem Wetter soll man einen sehr schönen Ausblick haben. Leider ist es bei unserem Besuch eher trübe.
Im Internet findet man schönere Fotos der Umgebung, als die, die ich an diesem Tag machen konnte.
Eintrittskarte für das Museum:
Fotos im Museum neben dem Turm habe ich nicht gemacht, da ich den Preis dafür unangemessen hoch fand.
Eine leider schon sehr vergilbte Informationstafel zeigt, wie es hier früher (wahrscheinlich ?) mal ausgesehen hat:
Blick vom Turm:
Einmal im Monat trifft sich in Bischkek der Deutsche Stammtisch. Ich erfahre unter anderem, mit welchem Unternehmen die meisten Deutschen hier Dokumente nach Deutschland schicken, oder sich schicken lassen. Für mich ist es wahrscheinlich einfacher, preiswerter und sicherer, einen meiner zwei Reisepässe nach Deutschland zu schicken und das Russlandvisum für die nächste Etappe, vom Reisebüroin Köln besorgen zu lassen, als dieses hier in Bischkek zu versuchen. Die Details, die es zu beachten gäbe, wenn ich das Visum hier beantrage, schreibe ich jetzt nicht, da es recht kompliziert ist und für die meisten Leser dieser Seite wohl nicht so wichtig. Ich bin allerdings auch gewarnt worden, dass das Visum, wenn ich es hier beantrage eventuell nur für einen Monat gültig ist, selbst, wenn ich es für drei Monate beantrage. Also, viele Gründe sprechen für den Weg, dies in Deutschland machen zu lassen.
Jeden zweiten Samstag im Monat zeigt Ljuba vom Sprachlernzentrum Filme in deutscher Sprache. Zusammen mit Machabbat schaue ich mir den Film „John Rabe“ an.
Mitte Februar kommen Herbert und Klaus, die Bekannten von Leos Vater nach Bischkek und bringen mir die Ersatzteile mit. Unter anderem habe ich jetzt endlich die Felge, die ich seit Mai letzten Jahres haben möchte, in der Hoffnung, dass mir dann auch ohne Anhänger die Speichen nicht brechen. Vielen Dank an dieser Stelle an Leo, Rudi, Eva, Herbert und Klaus, sowie an alle die sich in diesem Zusammenhang bemüht haben.
Knapp zwei Wochen lang treffe ich mich öfter mit Asel, einer Kirgisin, die ich in der Metro Bar kennen gelernt habe. Leider arbeitet sie im Ausland und ist nur auf Heimatbesuch. Am 20.02. reist sie wieder ab.
Ich radel an dem Tag nach Kasachstan, da meine Aufenthaltsgenehmigung hier abläuft. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass es bei der Wiedereinreise nach Kirgistan irgendein Problem gibt, nehme ich die wichtigsten Sachen mit. Es läuft aber alles reibungslos, und ich kann noch am selben Tag zurück nach Bischkek. Diesmal werden an der Grenze allerdings alle Taschen kontrolliert.
März
Am 06. März steigt die Temperatur plötzlich auf frühlingshafte 26 °C. Ein wirklich schöner Tag. Einen Tag später schneit es wieder, und es ist so kalt, dass der Schnee sogar liegen bleibt. Die Wetteränderungen scheinen mir hier etwas ausgeprägter, als aus der Heimat gewohnt.
Viele Schüler der London School lernen nicht nur Russisch und / oder Kirgisisch sondern unterrichten auch Englisch. Da beneide ich schon manchmal die Menschen mit Englisch als Muttersprache. Englischunterricht ist deutlich gefragter als Deutsch.
Hier bin ich mit Ben aus Irland (links), Augustin aus den USA (rechts) und zwei Frauen von der Schule in der Metro Bar. Ben und Augustin könne auch recht gut Deutsch.
Mitte März radel ich noch ein zweites Mal nach Kasachstan und zurück. Danach kann ich bis zur Weitereise ohne Visum in Kirgistan bleiben. Ich lade mir wieder die Gepäcktaschen auf das Fahrrad, zum einen wieder, damit ich die wichtigsten Sachen habe, falls es doch mal irgendein Problem mit der Wiedereinreise geben sollte, zum anderen, weil ich beim letzten Mal an der Grenze gefragt wurde, ob ich in Bischkek arbeite, wofür ich natürlich ein Visum bräuchte. Also soll man mir ruhig ansehen, dass ich auf einer Radreise bin. Auf dem Weg zur Grenze, versucht schon wieder ein Autofahrer 5 bis 10 Minuten lang, mich auszubremsen, von der Straße zu drängen und so weiter. Er will unbedingt, dass ich anhalte, damit er sich mit mir unterhalten kann und wird in seinen Versuchen zunehmend aggressiv. Das ist insofern interessant, weil ich jetzt ja vergleichsweise „unauffällig“, also ohne Anhänger, Flaggen am Rad und so unterwegs bin. Die Gepäcktaschen alleine reichen für die Neugierigen offensichtlich schon aus.
Zurück in Bischkek kümmer ich mich nun um das Russlandvisum. Solche Anträge sind ja immer ein Greuel. Laut Anleitung verlangen die Russen jetzt auch biometrische Fotos, wie wir sie für Reisepässe brauchen. Vorsichtshalber schicke ich mal ein Foto meiner Passfotos per email ans Reisebüro nach Köln und frage, ob die so akzeptiert werden. Und das war nur eine von vielen Fragen. Wäre halt ärgerlich, wenn es wegen eines Fotos oder so zu Verzögerungen kommt.
Фотографии для визы Россиии.
Photos for the visa for Russia.
OK, das Reisebüro meint, die Fotos seien geeignet und nimmt mir auch sonst einiges an Arbeit ab . Trotzdem habe ich es irgendwie geschafft, mich fast den ganzen Tag mit nichts als dem Antrag zu beschäftigen. Das Reisebüro schickt mir den fertigen Antrag dann als pdf. Damit gehe ich zu einem Internetcafe, drucke ihn aus, um ihn unterschrieben nach Deutschland zu schicken.
Ljuba vom Sprachlernzentrum fliegt bald nach Deutschland, nimmt meinen Reisepass und Antrag mit und schickt ihn an das Reisebüro in Köln. Das spart mir einiges an Kosten für den sicheren Versand. Schon nach zwei Tagen schreibt mir das Reisebüro, dass mein Pass dort angekommen ist . Das hat wirklich super geklappt.
Bei meinen Recherchen zum Visum habe ich im Internet zufällig gesehen, dass Russland von Australiern beim Visumsantrag einen Lebenslauf auf Russisch verlangt … Da Russland oft die Forderungen von anderen Ländern „spiegelt“ nehme ich an, dass die Australier zunächst von Russen einen Lebenslauf auf Englisch beim Antrag verlangt haben.
Mein Päckchen aus Russland ist wieder nicht in Deutschland angekommen, sondern erneut an den Absendeort Kamyschin zurückgegangen. Allerdings hatte ich einige Zeit nicht auf die Trackingseite gesehen, und nun ist auch die Lagerzeit in Kamyschin schon abgelaufen. Am nächsten Tag schreibe ich im Russischunterricht zusammen mit Zuura, meiner Russischlehrerin, eine email an die russische Post. Vielleicht klappt es ja doch noch mal.
Der 21.03.2013 ist ein Feiertag. Ich hatte es zunächst so verstanden, dass an diesem Tag das moslemische Neujahrsfest gefeiert wird. Einen Tag nachdem ich diese Zeilen geschrieben habe, geht endlich der Internetzugang wieder, und ich stelle fest, dass die Geschichte und Bedeutung dieses Feiertages wohl doch etwas differenzierter beschrieben werden müsste . Die Arbeit mache ich mir jetzt aber nicht. Da müsst Ihr bei Bedarf selbst mal im Internet nach „Nouruz“ suchen.
Ein paar Bilder aus der Bischkeker Innenstadt vom 21.03.2013:
Die Flagge von Kirgistan:
Nun wird es langsam Zeit das Hinterrad von meinem Fahrrad auf die neue Felge umzurüsten. Bei der Nabenschaltung soll es ein paar Besonderheiten zu beachten geben, weshalb ich die entsprechenden Seiten aus der russischsprachigen Anleitung ausdrucke. In der Fahrradwerkstatt will jedoch niemand in die Anleitung schauen. Sie meinen, sie können es so einspeichen wie sonst auch und wollen das nebenbei machen, immer wenn grad kein Kunde im Laden ist. Dafür soll ich das Rad zwei bis drei Tage dortlassen. Irgendwie ist mir das nicht so ganz geheuer. Ich übernehme den Felgenwechsel dann lieber selbst und werde es in der Werkstatt nur zentrieren lassen.
Die Speichen sollen laut Anleitung der Nabenschaltung maximal 5° von der Waagerechten abweichen:
Я получил запчасти из Германии. Надеюсь сейчас я могу решить проблемы велосипеда.
I’ve got spare parts from Germany. Hopefully I can solve the problems with the bicycle now.
Bei der Kombination aus Speiche und Speichenloch, bei der mir die Abweichung am größten erscheint messe ich nach:
a = arctan (Gegenkathete/Ankathete) = 4,8
Glück gehabt .
So weit, so gut! (*grummel*, wie schreibt man „So weit, so gut!“? Würde doch nur die Internetverbindung funktionieren). Ich denke, ich bin da kein Perfektionist, aber das würde mich nun wirklich interessieren. Und ich denke auch gleich mal wieder an alle, die meine Seite lesen, deren Muttersprache aber nicht Deutsch ist. Wenn ich mir schon keine Mühe gebe, in diesem Sinne leicht lesbar zu schreiben, hätten sie es wenigstens verdient, dass man Redewendungen und ähnliches zumindest im Internet findet. [Anm.: Die Rechtschreibung habe ich kontrolliert, nachdem ich wieder ins Internet konnte. Dem Duden nach müsste es so nun richtig sein ]
Also, beim Einspeichen der neuen Felge bin ich entsetzt. Ich weiß, dass es bei Felgen ein sogenanntes „Europäisches Lochmuster“ gibt und ein „Französisches“. (Ohne jetzt über den Unterschied zwischen Europa und Frankreich philosophieren zu wollen, aber die Lochmuster nennt man halt so). Die Felge, die ich mir habe mitbringen lassen, hat nun ein anderes Lochmuster, als die zuvor eingebaute. Da mir aber eben diese neue Felge von verschiedenen Seiten empfohlen wurde, um mein Problem zu beheben, habe ich daran nicht gedacht. Und was hatte ich im Januar nicht alles recherchiert, unter anderem darauf geachtet, dass der Durchmesser vom Ventilloch passt, weil es ja auch unterschiedliche Ventile gibt usw. Ich hatte wirklich sehr viel Zeit damit verbracht, genau zu beschreiben, was ich brauche, und nun sowas.
Die Folge ist nun, dass manche Speichen senkrecht zu den Kerben ziehen, die von den alten Speichen in den Nabenflansch gedrückt wurden. Nach meiner Kenntnis kann dies zu einem Flanschabriss führen, den ich ohne neue Ersatzteile aus Deutschland nicht reparieren könnte:
Im Bild unten erkennt man deutlich die Kerbe der alten Speiche und die Zugrichtung der neuen:
OK, auf so ein Problem stoße ich natürlich an einem Samstag. Nach langen Internetrecherchen am Wochenende und vor allem nach einem Telefongespräch mit dem Hersteller der Nabenschaltung am folgenden Montag, bei dem ich Frau Rohloff persönlich am Telefon hatte, entscheide ich mich, die neue Felge einzubauen. Vielen Dank an dieser Stelle auch den Inhabern der beiden Radgeschäfte in Berlin und Köln, mit denen ich mich besprochen habe.
Nach dem Einspeichen möchte ich das Hinterrad in der Fahrradwerkstatt zentrieren lassen. Dummerweise kann ich es nicht direkt einbauen, weil nun die Bremse im Weg ist. Ich wollte das Fahrrad eigentlich komplett zur Werkstatt schieben und dann zurück fahren. So gehe ich nun eine Stunde zu Fuß mit dem Hinterrad zur Werkstatt und anschließend wieder zurück. Zunächst denke ich, ich hätte die Felge viel zu weit zur rechten Seite gezogen, was nicht schlimm sein sollte, da ich die Speichen noch nicht voll gespannt habe. In der Fahrradwerkstatt zeigt sich aber, dass meine Arbeit ziemlich gut war. Nur ist die Bremse asymmetrisch eingestellt, was wohl nötig war, weil die ursprüngliche Felge ungefähr 5 Millimeter zu weit zur Seite, neben der Achsenmitte, eingebaut war. Ich bin zwar Laie auf diesem Gebiet, kann mich aber nicht ganz gegen das Gefühl wehren, dass dies vielleicht die Ursache der vielen Speichenbrüche war.
Da ich im Moment zwei Monate zeitversetzt schreibe, nehme ich es an dieser Stelle voraus: Auf den ersten 800 km, die ich nun seit dem Felgenwechsel mit Gepäck gefahren bin, habe ich endlich auch keine Probleme mehr die Gänge 4, 6, 7, 11, 13 und 14 problemlos einzulegen, womit ich auf den letzten 7000 km bis Bischkek ziemlich Schwierigkeiten hatte. Vielleicht ist auch da die Rohloff-Nabenschaltung durch den asymmetrischen Einbau falsch belastet worden. Und am Ölwechsel kann es nicht liegen, denn den habe ich extra noch nicht gemacht, um zu sehen inwieweit sich das Problem nach dem Ölwechsel ändert. Nach dem bisher einzigen Ölwechsel bei 5000 km in Samara, hatte ich vorübergehend den Eindruck es sei besser, aber nicht gut geworden. Danach wurde es aber so schlecht wie vorher. Nun wollte ich erst mal noch etwas fahren, um den Unterschied, der allein auf den Ölwechsel zurückzuführen ist, besser beurteilen zu können. Aber das Problem mit den Schaltschwierigkeiten hat sich nun hoffentlich schon erledigt.
Nach dem Einbau der Felge ziehe ich auch gleich den Mountainbikereifen auf, den ich in Almaty gekauft hatte. Ich habe jetzt zwar auch wieder zwei geeignete Reifen, aber da ich die Mountainbikereifen nun schon habe, teste ich sie mal. Das Schutzblech hinten ist auch nicht gut angebracht. Durch die Bohrungen, die nach meiner Ansicht etwas versetzt gebohrt sind, wird das Schutzblech in die Länge gezogen und schleift jetzt da am etwas größeren Reifen, wo sich im Dezember schon der Schlamm gesammelt hatte, bis das Rad blockierte. Irgendwann geht mir der Gedanke durch den Kopf: „Eigentlich ist es ein Billigrad. – Man merkt es nur nicht gleich, weil der Preis so hoch ist.“
Am letzten Wochenende im März gehen Ben und ich mit Beschäftigten von der Schule abends aus. Bier wird hier gelegentlich mit Strohhalm getrunken. Meistens sind es Frauen, die Bier mit Strohhalm trinken, sagt man mir. Natürlich hätte ich gerne ein Foto davon für meine Webseite. Da sich die Mädels nicht für ein solches Foto begeistern können, ist Ben so nett, es einmal für meine Leser vorzuführen :
Обычно только женщины пьют пиво с трубочкой. Но Саша не хотела чтобы я её фотографировал. Поэтому Бен продемонстрировал для вас .
Usually only women drink beer through a straw. But they are too shy and don’t want to have a photo published on this site. So Ben had been so kind to demonstrate it for you
Ende März beschäftige ich mich mit dem Layout meiner Internetseite. Nachdem im November schon Teile der Seite verloren gegangen sind, bemühe ich mich zumindest, vorher im Internet nachzulesen, mit welchen Problemen zu rechnen ist, bzw. wie ich Probleme bei der Änderung möglichst vermeide.
Zum Glück läuft es dann so, wie ich es mir vorgestellt hatte.
April
Anschließend lade ich die im November verloren gegangenen Inhalte wieder hoch, was leider wieder sehr zeitaufwändig ist.
Drei Fotos aus der Metro Bar, in der wir auch ab und zu Billard spielen:
Im März hatte ich Geburtstag und vorgestern jährte sich meine Abreise aus Köln. Grund mal die Torten zu testen, die hier preiswert in vielen Supermärkten angeboten werden:
В прошлом месяце у меня было день рождения и год и два дня назад я начал свой тур. И поэтому мы купили торт.
Last month was my birthday and the day before yesterday was the first anniversary of my tour. Eventually a reason to try the cakes I have seen in the supermarkets so often.
Gar nicht schlecht. Da kommen gleich noch mehr Gäste :
Dieses Foto aus der Garderobe der Diskothek „Retro-Metro“ zeigt etwas, was immer wieder auffällt. Fast alle laufen hier in schwarzen Klamotten rum:
Почти все люди одеваются в чёрное.
Almost all people wear black clothes.
„P M“ sind die kyrillischen Buchstaben für die Laute „R“ und „M“, stehen also für den Namen der Diskothek „Retro Metro“, auf Russisch: «Ретро Метро»:
So allmählich läuft die Zeit immer schneller. Mit Machabbat hatte ich angefangen eine Zusammenfassung meiner Internetseite auf Russisch zu schreiben. Es zeigt sich aber, dass das zu lange dauert. Ich schreibe jetzt Kommentare zu meinen Fotos auf Englisch und auf Russisch. Die russischen Sätze spreche ich zunächst mit Zuura durch, bei der ich im Februar und im März Unterricht hatte. Später arbeite ich zusätzlich im Unterricht mit Aichana (Aizana?) daran. Ich habe jetzt im Unterricht ein neues Buch, das mir zu schwer ist. 120 neue Vokabeln pro Tag … da arbeite ich lieber an meiner Webseite .
Das Nachtleben in Bischkek ist echt OK. Aber irgendwo muss man auf so einer Reise ja auch mal sparen. Ich versuche es mal mit Haare schneiden. Ein paar Jahre bin ich nun zum Frisör gegangen, davor habe ich eine Haarschneidemaschine genommen. In den guten alten Zeiten, als ich mir die Haare noch mit einer Schere geschnitten habe, standen mir wenigstens zwei Spiegel zur Verfügung. Nun versuche ich mein Glück mit nur einem Spiegel und einer Schere und schaue mir das Ergebnis anschließend auf einem Foto an:
Mein Urteil: Für einen Reiseradler auf jeden Fall gut genug .
Ein großer Markt in Bischkek ist der Osch-Basar. Da es in Kirgistan auch eine Stadt Osch gibt, die aber etwas weiter weg ist, sorgt der Name bei Touristen schon mal für Verwirrung. Also, die Fotos sind nicht von einen Basar in Osch, sondern vom Osch-Basar in Bischkek.
Traditionelle kirgisische Hüte:
Традиционные киргизские калпаки.
Traditional Kyrghyz hats.
Nähmaschinen, die mit einem Handrad betrieben werden, sehe ich auch zum ersten Mal:
Nüsse, Trockenfrüchte und Süßigkeiten:
In der Nähe der Schule befindet sich ein Einkaufszentrum, das Vefa-Center:
Ночной Вефа Центр.
Vefa center by night.
Mitte April entdecke ich das „Zeppelin“, einen Rock-Club in dem ich mit Ljuba vom Sprachlernzentrum verabredet bin. Hier treten am Wochenende Bands auf, soweit ich es mitbekommen habe, meist russische Bands.
Dass die Uhr an der Theke gegen den Uhrzeigersinn läuft finde ich zunächst nicht übertrieben originell. So was habe ich schon gesehen. Aber was steht auf der Uhr?
„In Bayern ist alles anders“. Wer hätte damit in der kirgisischen Hauptstadt gerechnet?
Im „Zeppelin“:
Nachdem in unserer Wohnung an der Gasinstallation gearbeitet wurde, fehlt am Gasanschluss für den Herd eine Schlauchschelle. Vorsichtshalber drehen Filip, mein Mitbewohner aus Australien, und ich den Hahn an der Zuleitung zu, wenn wir den Herd nicht brauchen. Dabei fällt mir auf, dass die Kochstellen keinen Temperaturfühler haben. Aus Gewohnheit hatte ich den „Schalter“ am Herd immer einige Zeit festgehalten, wenn ich die Flamme angezündet habe. Ist aber gar nicht notwendig. Aufdrehen und das Gas strömt aus:
Zwei oder dreimal sieht es so aus, dass Machabbat und ich uns zum letzten Mal treffen, unter anderem, weil ich noch zum Issyk-Kul, einem großen See, etwa 200 km von Bischkek entfernt, möchte. Ich streiche den Ausflug aber, nicht zuletzt weil die Wettervorhersage Regen, Wind und Kälte verspricht. So können wir uns doch noch einmal treffen.
Martin und Machabbat:
Eine ganz dünne Jacke, die ich immer gerne getragen habe, ist verschlissen. Die Ärmel sind an den Ellbogen durch und unten auf beiden Seiten eingerissen. Ich hoffe Machabbat hat eine Idee, wo ich eine ähnliche Jacke bekommen kann. Ich trage sie z.B. im Sommer gerne als Mückenschutz, wenn es eigentlich zu warm für etwas Langärmliges ist. Außerdem hat sie sehr praktische Taschen. Wir finden zwar nichts vergleichbares, aber Machabbat meint, man könne einfach neue Ärmel annähen lassen. Stimmt, durch die niedrigen Löhne ist das nicht so abwegig. Tatsächlich ist es preiswerter, das machen zu lassen, als etwas Neues zu kaufen.
Auf dem Osch-Basar gibt es auch Nähereien:
Interessante Nähmaschine:
Nach einem Tag kann ich mir die Jacke mit neuen Ärmeln abholen .
Augustin aus den USA, der auch an der London School lehrt und lernt, hat früher als Waffelbäcker und -verkäufer gearbeitet. Jetzt lädt er uns in Bischkek zum Waffelabend ein:
Аугустин работал профессиональным вафельщиком в США. Сейчас он пригласил нас на вафельную вечеринку.
Augustin had been working as a professional waffle baker in the USA. Now he invited us for a waffle evening.
Schmeckt gut:
Von Alya aus der Ukraine, die ich vor ein paar Wochen kennen gelernt habe, erfahre ich von einer interessanten Party. Wenn ich das alles richtig verstanden habe, haben sich zahlreiche Künstler vor zwei Jahren in einem alten Fabrikgebäude Büros, Ateliers und Ausstellungsräume eingerichtet.
Heute ist Party anlässlich des zweijährigen Bestehens:
Auf dem Weg zur Party, abends um 19 Uhr. Langsam ist es wirklich warm genug um weiter zu radeln:
Die Eintrittskarte:
Zum zweiten Mal innerhalb eines Monats geht ein 64 GByte-USB-Stick nicht mehr, auf dem ich die Sicherungskopien meiner Fotos habe. Den ersten hatte ich noch in Deutschland gekauft, den zweiten in Almaty. Im Internet beklagen sich einige Leute über defekte USB-Speicher-Sticks. Ich versuche mein Glück jetzt lieber mit einer zweiten externen Festplatte. Die erste hat nun immerhin mehr als 10.000 km auf dem Fahrrad problemlos überstanden.
Hm, „externe Festplatte“ hatte ich im Russischunterricht noch nicht. Mal schlau machen, bevor ich einkaufen gehe :
Am 29.04. hole ich mein Kasachstanvisum für die Tour nach Russland ab. Die Gegend hat sich Januar auch verändert :
Ende April:
Ende Januar:
Anschließend fahre ich noch etwas mit Rad am südlichen Stadtrand entlang.
Kurzfristig treffe ich mich noch einmal mit Machabbat. Ich habe ihr noch ein paar Filme auf Deutsch, teilweise mit russischen Untertiteln kopiert, die ich ihr noch geben möchte:
Ein Geschenk von Zuura, (ein kleine Jurte als Souvenir), mittlerweile fachmännisch zerlegt und nach Deutschland geschickt:
Und nun noch ein paar Bilder von der Schule. Dieser einstöckige Bau in der Bildmitte ist neu, was in den letzten Wochen leider manchmal mit einigem Baulärm verbunden war. Hinter der Hecke sind die beiden Fenster von meinem Zimmer. Wäre ich länger geblieben, hätte ich doch mal darum bitten müssen, die Hecke zurückzuschneiden, denn bald kommt kein Licht mehr in den Raum .
Zwischen den beiden Gebäuden geht es zur Kantine, in der man mittags ein sehr preiswertes Essen bekommt.
Der Anhängerreifen scheint ein winziges Loch zu haben. Auch nach der langen Zeit ist die Luft nicht vollständig raus. Aber eh ich nachher wieder dauernd aufpumpen muss, bringe ich das zwei Tage vor der Abreise auch noch in Ordnung. Dumm nur, dass der Reifen von innen völlig kaputt ist und den Schlauch aufreibt. Also schnell mal noch einen 16-Zoll-Reifen besorgen. Den gibt es – wer würde sich noch wundern – natürlich auf dem Osch-Basar:
Es gibt auch einen 16-Zoll-Reifen aus irgend so einem Hartschaum, ein Vollmaterial ohne Schlauch. Das würde ich ja gerne mal ausprobieren, aber nicht ohne Reservereifen. Dann hätte ich den Reifen wieder zusätzlich als Gepäck. Ich entscheide mich dann doch lieber für den „normalen“ Reifen.
Gewebeklebeband finde ich hier leider nicht.
Auf dem Weg entdecke ich den ersten Second-Hand-Bekleidungsladen. Zu spät, ich habe mich mit meiner vorhandenen Kleidung über den Winter gerettet.
Zu guter Letzt schicke ich noch ein Päckchen auf den Weg nach Deutschland. Bin mal gespannt, ob es das Päckchen aus Kamyschin überholt, oder ob es auch mindestens monatelang unterwegs ist. Es sind hauptsächlich Bücher und Karten, die ich für den Rest der Reise nicht mehr brauche.
Der Inhalt des Päckchens:
In der freien Zeit versuche ich noch „Piwik“ zu installieren, ein Webanalyse-Programm, da es mich ja doch mal interessieren würde, wie oft meine Seite z.B. in Russland aufgerufen wird. Die Installation ist so einfach wie versprochen. Nur funktioniert es nicht . Das werde ich mir später nochmal anschauen müssen.
An dieser Stelle bedanke ich mich bei Zuura, Aisana, Ben, Dominic und Filip für die Hilfe beim Übersetzen und das Korrekturlesen der englischen und russischen Sätze zu den Fotos auf meiner Seite.
02.05.2013 (Donnerstag)
Abreisetag.
Gerade rechtzeitig bis die meisten Lehrer und Schüler in die Mittagspause gehen habe ich meine Sachen gepackt. Nun kann ich mich noch von vielen Leuten hier verabschieden.
Zuura und Martin:
Bei Zuura hatte ich im Februar und März Unterricht. Im April haben wir viel Zeit damit verbracht, die Russischen Sätze zu den Fotos meiner Seite zu korrigieren beziehungsweise zu schreiben. Ich bin so gerade fertig geworden, komme aber nicht mehr dazu, die Sachen in Bischkek noch hochzuladen. Und über die Zeit in Bischkek selbst habe ich auch noch nicht viel geschrieben. (Also, das, was Ihr gerade lest ist am Abreisetag noch gar nicht geschrieben).
Ben und seine Kirgisischlehrerin lernen heute draußen. So können sie die Sonne genießen und verpassen meine Abreise nicht. Das letzte Foto, wenige Sekunden bevor ich nach der Winterpause zur nächsten Etappe aufbreche:
Auf Wiedersehen Bischkek!
Bis zur Grenze nach Kasachstan sind es ungefähr 25 km. Direkt hinter der Grenze fängt schon die Stadt Korday an, wo ich mich als erstes um die Registrierung kümmern muss. Die Flaggen, in der Werbung, die ich auf dem Weg zur Grenze sehe, passen gut zum Reiseabschnitt.
Von links nach rechts: Russland, Kirgistan und Kasachstan
Hi Martin, das scheint ja eine schöne Zeit gewesen zu sein! Wünsche Dir nun schönes Radelwetter!
Lieber Martin, hoffe mit dir ist alles okee! Lange kein update mehr, daher die Frage. Wünsche dir schonmal frohe Weihnachten und nette Begleitung und Unterkunft!!
Lars, Doro, Ida Rivka und Malwine (die am 14. Januar zwei wird)
Halli Hallo, Wir haben mit großer Begeisterung deinen bestimmt ausführlichen Beitrag über Kirgisistan gelesen. Ende April 2014 werden wir in Bishkek sein, um ein paar neue Reise Erlebnisse zu bekommen, meine Frau ist aus Weißrussland, somit der russischen Sprache in vollem Umfang mächtig. Einen mehrtägigen Ausflug werden wir nach Almaty unternehmen (Visa für Kasachstan ist schon vorhanden). Wir benötigen noch einige Informationen, vielleicht kannst du uns helfen?
1. Registrierung in Kasachstan, wo..ggf. gleich in Korday (Grenzstadt). 2. Wie läuft das mit den Minibussen, gibt es direkt Verbindungen nach Almaty, oder müssen wir an der Grenze (Kirgisistan-Kasachstan) umsteigen? 3.Wo in Bishkek ist das Metro-Cafe? Wie können wir organisierte Ausflüge in das Innenland planen?
Vielen Dank!
Siggi Herz aus Mecklenburg-Vorpommern