Kasachstan 5

02.05.2013 (Donnerstag)

Die Abfertigung an der kirgisisch-kasachischen Grenze geht schnell. Ich erkundige mich auch gleich, wo sich hier in Korday die zuständige Behörde für die vorgeschriebene Registrierung befindet. Diese finde ich noch auf dem Weg zum Hotel. Da ich für die Registrierung eine Bescheinigung vom Hotel brauche kommt zelten heute nicht in Frage.

Ich gehe direkt in die Behörde, dann kann ich – falls benötigt – hoffentlich gleich das richtige Formular für das Hotel mitnehmen. Die Behörde ist noch zwei Stunden geöffnet. Mit etwas Glück schaffe ich es heute noch und kann morgen gleich weiterradeln.

Doch dann folgt gleich die Desillusionierung. Entgegen der Information, die ich von der kasachischen Botschaft in Bischkek bekommen habe, machen sie die Registrierung hier nicht. Ich muss deswegen entweder ins 300 km entfernte Taras, oder 200 km nach Almaty.

Gut, dass ich mir noch kein Zimmer genommen habe, dann fahre ich mal gleich weiter. Das bedeutet jetzt natürlich auch, dass ich Bischkek die falsche Strecke ausgearbeitet habe. Den Weg nach Almaty bin ich ja im Winter schon gefahren und erinnere mich noch halbwegs an zwei Cafés die vor dem Pass liegen, über den dann noch drüber muss. Der Anstieg dürfte so direkt nach meiner Winterpause auch anstrengend werden. Heute werde ich vor dem Pass übernachten. Als Trainingsstrecke, um nach dem Winter wieder Kondition aufzubauen, ist der Weg eher ungeeignet.

Das Wetter hat auf Frühling geschaltet, nachdem es am letzten Wochenende noch kühl und regnerisch war. Allerdings habe ich gerade meinen Eltern gesimst, dass ich nun in Kasachstan bin und schönstes Frühlingswetter habe, da setzt auch schon der Wind wieder ein. Nicht stark, aber von vorne.

Im Vergleich zum Winter ist es jetzt schön grün geworden:

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В посолства Казахстана в Бишкеке я узнал, что я могу делеать регистратия в Кордай, но там они мне говорили, что мне надо ехать в Алмату. Значит 350 км больше. 

At the embassy of Kazakhstan in Bishkek I was told that I can do the required registration in Korday. But in Korday they sent me to Almaty. This is an additional way of 350 km :-( . Well OK, I went this way last winter by bicycle. Now in spring everything is green.

 

 

 

 

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Nach gut 35 Tageskilometern erreiche das erste der zwei Cafés. Ich bestelle mir dort eine Kanne Tee und gehe mal meine Aufzeichnungen vom Winter durch. Mal schauen, wie ich mir den Weg diesmal einteile.

Als ein LKW vor dem Café hält, der leer zu sein scheint, frage ich den Fahrer, ob er mich mitnehmen kann. Das klappt zum Glück, er fährt nach Almaty :-) . Dann kann ich morgen am Freitag hoffentlich den bürokratischen Kram erledigen und Samstag weiter fahren. Von den 350 km Umweg für die Registrierung habe ich also schon mal 190 mit einer Mitfahrgelegenheit „abgekürzt“.

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Случайно я встретил водителя грузовика в небольшом ресторане, который возмёт с собой меня в Алмату. Таким образом, я могу сделать регистрацию в пятницу и не должен ждать до понедельника.

По дороге в Алмату.

By chance I met a truck driver at a small restaurant who gives me a lift to Almaty. So I can do the registration on Friday and don’t have to wait until Monday.

On the way to Almaty. 

 

 

 

Ich habe ohnehin nicht vor, den gesamten Weg durch Kasachstan nochmal zurückzuradeln. Mir reichen 1000 – 1500 km zum warmradeln, den Rest würde ich mich gerne mitnehmen lassen. Deswegen habe ich für die Fahrt durch Kasachstan auch nur zwei bis drei Wochen eingeplant. Ab 20.05.2013 gilt schon mein Russlandvisum. Ich habe wieder ein Jahresvisum beantragt. Mit dem darf ich zwar auch nur 90 innerhalb von 180 Tagen im Land bleiben, es hat aber den Vorteil, dass die Zeit wirklich erst ab Einreise läuft. Bei einem Visum für 90 Tage läuft die Zeit ab dem Datum, das im Visum steht. Käme ich dann aus irgendeinem Grund später in Russland an, würde mir diese Zeit schon fehlen.

Gut 10 km fahre ich nachts in Almaty noch mit dem Rad, gegen Mitternacht bin ich in dem Hotel, in dem ich auch im Winter war.

 

03.05.2013 (Freitag)

Im Hotel bekomme ich die Bescheinigung für die Migrationspolizei. Sie leihen mir auch einen Stadtplan. Meinen hatte ich in Bischkek schon verschenkt, da ich ja nicht vorhatte nochmal nach Almaty zu fahren.

Leider habe ich auch die Quittung für den defekten USB-Speicher-Stick nicht mehr, den ich hier gekauft hatte.

Die Registrierung geht zum Glück schnell. Im Gegensatz zu den letzten beiden Reisen in Kasachstan, wo nur die Migrationskarte abgestempelt wurde, die man bei der Einreise bekommt, haben sie mir diesmal noch so ein richtig schönes Migrationszertifikat zusätzlich gegeben. Hoffentlich wissen die bei der Ausreise an der Grenze nichts davon, dann behalte ich es :-) . Ich bin für alle Fälle mit dem Taxi hingefahren, falls es länger dauert. Zurück gehe ich zu Fuß. Anschließend gehe ich in die Stadt.

Den Supermarkt, in dem ich im Winter eingekauft hatte, gibt es nicht mehr. Das Einkaufszentrum, in dem ich die SIM-Karten mit neuem Guthaben laden möchte, gibt es auch nicht mehr. Und das Geschäft in dem ich den USB-Speicher-Stick gekauft habe ebenfalls nicht.

Für ein knapp sechs Minuten langes Gespräch nach Deutschland zahle ich 2,80 Euro. Das ist deutlich teurer als in Kirgistan. Aber das Gespräch beruhigt. Über ein Jahr, nachdem ich in Köln meine Wohnung geräumt habe, hat es meine Bank nun geschafft, die Adresse zu ändern.

Da ich unter der Sendungsnummer von meinem Paket aus dem russischen Kamyschin keine Informationen im Internet bekomme, schreibe ich nochmal eine email an die russische Post. Kristina aus Almaty, die mir schon im Dezember bei dem Schriftverkehr wegen diesem Paket geholfen hat, liest die email wieder Korrektur.

Danach versuche ich noch Piwik, dieses Programm zur Webanalyse zum Laufen zu bringen. Viel Recherche im Internet, und Mailerei mit Strato, da ich annehme, dass ich von dort die Daten bekommen müsste, die ich brauche. Es hilft aber alles nicht weiter. Schade, ich wüsste gerne, ein bisschen regional aufgeschlüsselt, wie viele Leute auf meine Seite gehen, vor allem in Russland. Lohnt sich der Aufwand, die Fotos mit Kommentaren auf Russisch zu versehen?

Ich finde es ein bisschen ärgerlich, dass Strato mit einer „1-Klick-Installation“ von Piwik für ihr eigenes Produkt wirbt, wenn es nicht läuft stellen sie sich aber auf den Standpunkt, dass Piwik nicht ihr Produkt ist und sie deshalb keinen Support dafür anbieten. Im Internet finde ich nur Seiten, auf denen ich erfahre WAS ich einstellen muss, aber nicht WO und WIE. Und ich finde Foreneinträge, in denen andere von demselben Problem berichten.

Nun denn, ich gebe es irgendwann auf.

Falls sich jemand damit auskennt und helfen möchte: Ich habe bei Strato WordPress installierte und jetzt auf der Strato-Seite das Piwik für WordPress installiert. Die Konfiguration, von der ich zunächst gar nicht wusste, dass man die noch vornehmen muss, ist mir jetzt aber zu schwierig.

 

04.05.2013 (Samstag)

Das Guthaben für SIM-Karte im Laptop war gestern nach drei bis vier Stunden verbraucht. Ziemlich überraschend, in Bischkek hatte derselbe Betrag für fast zwei Wochen gereicht.

Einen anderen Tarif können sie mir im Geschäft nicht anbieten. Ich weiß nicht, ob ich in der Steppe überhaupt ins Internet komme. Vorsichtshalber lade ich die Karte nochmal.

Mit der Abreise habe ich es nicht so eilig, da es seit gestern Abend durchgehend regnet.

Als ich mich um 13:15 Uhr auf den Weg mache, hat der Regen gerade aufgehört. Nach 22 Kilometern kommt die Abfahrt auf die Fernstraße nach Astana.

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Покидая Алматы.

Leaving Almaty.

 

 

 

 

 

 

Blick in eine Seitenstraße:

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Взгляд на боковую улицу. 

Look in a bystreet.

 

 

 

 

 

 

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Природа.

Nature.

 

 

 

 

 

 

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Деревня. 

A village. 

 

 

 

 

 

 

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Eine weitere Seitenstraße:

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Взгляд на боковую улицу. 

Look in a bystreet. 

 

 

 

 

 

 

Abends verpasse ich es an einer Kreuzung links abzubiegen und fahre 12 Kilometer in die falsche Richtung. Wenigstens die Strecke will ich noch zurückfahren. Als ich an der entsprechenden Kreuzung ankomme, ist es bereits dunkel. Das waren 88 Kilometer heute, für den zweiten Tag nach der langen Pause mehr als ich wollte. Reicht auch wirklich für heute. Auf einem Feld zelte ich hinter Bäumen, von der Straße aus kaum zu sehen.

Ein Café, das laut Karte auf dem Weg liegen sollte, habe ich nicht gesehen. Hoffentlich ergeht es mir mit dem nächsten Café besser. Bis dahin sind es noch 45 Kilometer und ich habe nur noch 1,5 Liter Wasser. Eine andere Gelegenheit etwas zu kaufen wird wahrscheinlich nicht auf dem Weg liegen.

05.05.2013 (Sonntag)

Der Wecker steht auf 8:00 Uhr. Aber ich bin wohl etwas müde von gestern. Ich stehe erst um 11:30 auf :-) . Dafür ist das Zelt jetzt trocken. Der Platz, den ich mir gestern im Dunkeln zum Zelten gesucht habe, ist wirklich schön:

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Здесь я спал в палатке. 

In the morning after camping at this site.

 

 

 

 

 

 

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Um 13 Uhr mache ich mich auf den Weg.

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На дороге. 

On the way.

 

 

 

 

 

 

Nach sechs Kilometern kommt ein kleiner Parkplatz mit einer Gelegenheit sich hinzusetzen. Da mache ich doch gleich mal Frühstückspause. So etwas gibt es viel zu selten.

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К сожалению только редка есть возможность сидеть и кушать, как здесь.

Only seldom it is possible to have a rest and sit like at this place.

 

 

 

 

 

 

 

Ich habe noch genug Lebensmittel aus Bischkek und Almaty. Am Abend möchte ich mir nur eine Kleinigkeit holen, um einen Moment zu sitzen und auszuruhen. Außerdem bin ich mal dreist und möchte gleich meine eigenen Sachen hier essen. In Anbetracht des günstigen Preises bin ich dann doch über die Größe der Portion, die serviert wird, überrascht :-) :

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На дороге.

On the way.

 

 

 

 

 

 

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Sichtschutz für das Zelt finde ich keinen mehr. Die Pflanzen sind sehr niedrig, das Gelände flach und Bäume wachsen hier nicht mehr. Ich finde einen kleinen Weg, der in die Steppe führt und hoffe mal, dass ich weit genug von der Straße weg bin, um keinen Besuch zu bekommen. Für meine Notizen „verstecke“ ich mich vorsichtshalber mit der Stirnlampe unter dem Schlafsack, damit man das Licht nicht sieht.

 

06.05.2013 (Montag)

Ich bin ungestört geblieben :-) .

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Утром. 

In the morning.

 

 

 

 

 

 

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Auch jetzt gibt es Flüsse, die kein Wasser führen:

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Ещё река без воды. 

Another river without water. 

 

 

 

 

 

 

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Ziemlich lästig ist, dass die Nase nach wie vor ständig läuft, seit ich Ende April mal einen Tag erkältet war. Hoffentlich habe ich rechtzeitig daran gedacht, dass ich durch das ständige Naseputzen die Sonnencreme öfter mal neu auftragen sollte. Zur Zeit fahre ich wieder mit dem Hut, den ich letztes Jahr Tschechien gekauft habe. Ich hoffe mal, dass ich einen Sonnenbrand vermeiden kann.

In Kaschengel könnte ich hinter dem Café zelten. Später bietet mir der Inhaber an direkt vor dem Café zu schlafen. Da brauche ich mein Zelt nicht aufzubauen. In diesem Ort leben nur 20 Familien.

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Там я спал прошлой ночью. 

 I could sleep in front of the cafe and didn’t have to build up my tent.

 

 

 

 

 

 

07.05.2013 (Dienstag)

Die Leute vom Café hatten gesagt, dass sie so gegen 7:00 oder 8:00 Uhr öffnen, sind aber um 5:30 schon sehr aktiv. Um diese Zeit ist es noch recht kühl. Ich setze mich noch rein, trinke Tee und frühstücke. Um 7:00 Uhr mache ich mich dann auf den Weg.

Der Wind wird im Laufe des Tages sehr stark, kommt aber die meiste Zeit schräg von hinten. Besonders schnell bin ich dennoch nicht, da die Straße relativ schlecht ist.

Es ist zwar recht warm, aber ich kann so gerade noch in langer Kleidung fahren, womit ich der Haut einen Ruhetag vor der Sonne gönnen will.

Erst nach 90 Kilometern liegt heute das erste Café auf dem Weg. Vorsichtshalber bin ich heute mit sechs Litern Getränken losgefahren. In dem Café in Ak-Cyiek möchte ich endlich mal aus dem Wind rauskommen. Der Wind steht jetzt ungünstig und ich komme nur sehr langsam vorwärts. Lange Zeit kann ich das Café schon sehen und scheine kaum näher zu kommen. Und dann habe ich auch noch einen platten Reifen vorne. Der Wind ist wirklich wieder übel. Da muss ich noch aufpassen, dass mir das Flickzeug nicht davonfliegt.

Schließlich erreiche ich das Café, habe aber leider wieder das Problem, dass ich hier nicht in Ruhe sitzen kann. Ich wäre gerne mal für einen Moment aus Sonne und Wind rausgekommen, breche aber nach kurzer Zeit wieder auf.

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Сегодня очень сильный ветер. Ехать на велосипеде трудно.

Today there is a very strong wind. It is difficult to ride a bicycle.

 

 

 

 

 

 

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Der kleine Hügel mit der Skulptur liefert etwas Sichtschutz für ein menschliches Bedürfnis. Auch hier sind überall Löcher der Großen Rennmaus im Boden. Sehr wohl fühle ich mich nicht, hier überhaupt von der Straße zu gehen, seit ich weiß, dass die Rennmaus beziehungsweise ihre Flöhe die Pest übertragen. Aber ich kann ja schlecht mitten auf der Straße … .

Am späten Abend erreiche ich Burylbajtal. Dort bin ich im Herbst von der Hauttrasse, die Almaty mit Astana verbindet abgefahren. Ab hier fahre ich auf demselben Weg zurück, den ich im letzten Jahr gekommen bin.

In dem Restaurant an der Kreuzung war ich letztes Mal sehr froh, nach langer Zeit mal etwas anderes als Nudelsuppen oder Spiegeleier zu bekommen. Auch heute gönne ich mir dort eine warme Mahlzeit.

Eine Frau, die draußen Fisch verkauft, passt solange auf mein Fahrrad auf.

Ein Mann, der mich überholt hat, als es schon dunkel war, findet meine Warnweste super. Er meint, man könne mich sehr gut sehen, im Gegensatz zu den Einheimischen, die meist dunkel gekleidet und ohne Licht unterwegs sind.

Den Besitzern eines Wagens, der wohl mal über deutsche Straßen gerollt ist, erkläre ich auf Nachfrage, dass „Wölk“ ein deutscher Familienname ist :-) :

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Этот автомобиль, очевидно, из Германии. Новый владелец спросил меня, что означает “Wölk”. Это – немецкая фамилия. Двух из моих бывших коллег зовут Wölk, и по крайней мере один из них читает мой сайт :-). 

This car is obviously from Germany. The new owner asked me, what “Wölk” means. It’s a German family name. Two of my former colleagues are called Wölk, and at least one of them reads my web site :-) .

 

 

 

 

 

 

Zelten kann ich hinter dem Haus. Wild zelten möchte ich in dieser Gegend nicht, da ich die Gefahr, die von den Flöhen der Rennmaus ausgeht, nicht einschätzen kann.

 

08.05.2013 (Mittwoch)

Juri, der 60-jährige Inhaber des Restaurants, besteht am Morgen darauf mich noch zum Frühstück einzuladen. Außerdem schenkt er mir noch 3 Liter Mineralwasser und Geld, das ich ausnahmsweise mal annehme. Gestern Abend hatte mir noch jemand eine Armbanduhr geschenkt. Sie war noch original verpackt, ich nehme an, ein Werbegeschenk.

Einige Zeit nachdem ich losgefahren bin, fährt schon wieder jemand neben mir her. Um nicht zu dicht am Auto zu fahren, gerate ich gleichmal auf den unbefestigten Seitenstreifen. Fast wäre ich unfreundlich geworden und sehe gerade noch rechtzeitig, dass es Juri ist. OK, der darf das :-) . Ausnahmsweise.

Ein Haus, fast wie eine Burg, am Balchasch-See:

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В Балхаш. 

At the Lake Balkhash.

 

 

 

 

 

 

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Die türkis-grün-blaue Farbe des Sees ist einfach irre. Ein bisschen kommt sie durch meine getönte Sonnenbrille zustand, aber auch ohne Brille hat der See eine besondere Farbe, wie ich sie bei Wasser noch nie gesehen habe. Leider kommt die Farbe auf den Fotos nicht so raus. da muss ich wohl noch mal Zeit bei der Bildbearbeitung reinstecken.

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Gerade als ich am Abend ein Café in Zhastar (Жастар) erreiche, an dem ich hoffentlich zelten kann, erreicht mich eine sms von meinen Eltern: Das Päckchen aus Bischkek ist angekommen. Damit hat Päckchen Nummer Zwei das Päckchen Nummer Eins überholt. Nur eine Woche Paketlaufzeit, gegenüber 10 Monaten und mehr für das Päckchen aus Russland. Das ist eine gute Nachricht, zumal mir der Inhalt des zweiten Päckchens auch wichtiger ist.

Ein LKW-Fahrer bietet mir im Café an, mich bis nach Astana mitzunehmen. Ich werde aber zunächst noch ein wenig radeln, und hoffe mal, dass sich beizeiten eine neue Mitfahrgelegenheit findet.

Hier kann ich nicht nur zelten, ich bekomme auch den Schlüssel zu einem kleinen Raum ohne Dach, in dem ich Rad und Gepäck abstellen kann. Morgen, am 09.05. ist Feiertag. Der Tag des Sieges, also das Ende des Zweiten Weltkrieges. Im Fernsehen laufen – wie auch sonst oft – Spielfilme die in der Zeit des Krieges spielen.

Da fällt mir ein, dass Machabbat in Bischkek sagte, viele Kirgisen würden die Deutschen für humorlos halten. Machabbat selbst war ja schon ein Deutschland und sieht das anders :-) . Sie meint, dass Bild, das die Menschen über die Deutschen haben wohl von den Kriegsfilmen geprägt ist.

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Fischverkauf im Café:

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Ein weiter Fluss ohne Wasser. Im ausgetrockneten Flussbett sammelt sich der Müll. Wohin ihn der Regen wohl mal spülen wird?

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Eine Mitarbeiterin aus dem Café erzählt mir, dass hier mal zwei Radfahrer aus Frankreich drei Tage lang gewohnt haben, weil sie wegen eines Sturmes nicht weiterfahren konnten.

 

09.05.2013 (Donnerstag)

Morgens ist es sehr windig. Der Zeltabbau auf dem Asphalt, also ohne dass das Zelt mit Heringen befestigt wäre, ist ein Kunststück. Damit das Zelt nicht wegfliegt, müsste ich es eigentlich zuerst abbauen, und anschließend das Gepäck rausholen :-) .

Kurz nach der Abfahrt wird der Wind extrem stark. Er scheint mir heute noch stärker zu sein, als ich es bisher erlebt habe. Ich frage mich, ob ich überhaupt gegen den Wind ankäme, wenn er von vorne käme. Da er genau von der Seite kommt, hätte ich als „Teststrecke“ nur die Straßenbreite.

Nach acht Kilometern bzw. anderthalb Stunden bemerke ich den Verlust meiner Flaggen mitsamt Fahnenstange. Falls sie sich irgendwo verfangen haben, sind sie ja vielleicht noch nicht auf und davon. Ich hatte sie unterwegs noch einmal gesehen und fahre mal 500 Meter zurück. Dafür muss ich nun also über die Straße. Die „Teststrecke“ erweist sich als lang genug. Ich schaffe es kaum, das Fahrrad über die Straße zu schieben. Leider sehe ich die Flaggen  nirgends. Weiter zurück will ich nicht, da ich bei dem Wind ohnehin kaum fahren kann. Ein bisschen schade ist es, weil gerade die obere Flagge, mit meiner Webadresse als Aufschrift, oft fotografiert worden ist. Da muss ich mir was Neues einfallen lassen. Und ich hoffe mal, dass auch ohne Flagge im Stadtverkehr niemand den Anhänger überfährt.

Sehr viele Auto- und LKW-Fahrer hupen heute. Die, die mir entgegenkommen, scheinen wütend zu sein, und zeigen mit Gesten, dass ich von der Straße verschwinden soll. Witzig, als ich losgefahren bin, war der Sturm nicht vorhersehbar, und nun muss ich ja irgendwie wenigstens den nächsten Ort erreichen. Die Fahrer haben offensichtlich bei dem Seitenwind auch Schwierigkeiten einfach geradeaus zu fahren. da stört so ein Rad natürlich. Wie immer bei so starkem Seitenwind gibt es extreme Windstöße und Wirbel, wenn LKW und Busse vorbeifahren. Ich halte jedes Mal auf dem unbefestigten Seitenstreifen, wenn Fahrzeuge kommen. Oft bedarf es mehrere Versuche wieder anzufahren und dann komme ich mit Glück vielleicht gerade mal 100 Meter weiter. Wirklich kein Wetter für eine Fahrradtour. Zwei Kilometer bevor ich das Café in Kaschkantenis erreiche wirft mich eine Böe um als ich bereits stehe. Noch während ich im Schotter liege, fahren ein Bus von vorne und ein LKW von hinten vorbei ohne zu hupen. So ist es ihnen wohl lieber.

Ein zweites Mal schaffe ich es wenigstens auf den Beinen zu bleiben und das Fahrrad halbwegs geordnet hinzulegen, als ich es nicht mehr halten kann.

Am Nachmittag erreiche ich nach 30 km endlich Kaschkantenis. Nur raus aus dem Wind. Etwa drei Stunden vertreibe ich mir dort die Zeit und beantworte jedem Neuankömmling die Standardfragen. Dann bietet mir ein LKW-Fahrer an mich mitzunehmen.

Er fährt bis Astana. Schade, dass ich nur die 42 Kilometer bis Saryshagan fahren möchte. Aber dort war ich im letzten Jahr einen Tag geblieben und hatte einen schönen Aufenthalt. Ich hatte mir vorgenommen auch jetzt einen Tag dort zu bleiben und erst danach nach Mitfahrgelegenheiten Ausschau zu halten. Außerdem möchte ich schauen, ob die Usbekin Nargisa noch hier arbeitet. Sie hatte mir ihre Telefonnummer gegeben und wir wollten uns in Usbekistan eigentlich mal treffen, aber ich hatte sie von Taschkent aus nicht erreicht.

Also lasse ich mich von Viktor, dem Fahrer, der mich sehr gerne noch weiter mitnehmen möchte, nach kurzer Zeit absetzen. Im Gespräch habe ich nicht so auf die Strecke geachtet, verwechsel die Gebäude und eine Tankstelle, die ich in Erinnerung habe und steige daher 12 Kilometer zu früh aus. Der Wind hat noch nicht nachgelassen und so habe ich den Spaß damit noch einmal.

Bei meiner Ankunft am Café, die auch zwei Zimmer vermieten, erkennt mich eine junge Frau wieder und ist erfreut mich zu sehen. Sie wird aber kurz darauf abgeholt und wir können uns nicht mehr weiter unterhalten.

Eine Angestellte, die ich frage ist erst seit zwei Monaten hier und kennt Nargisa nicht. Von einer anderen Frau bekomme ich nur die Antwort „Sie ist abgereist“. Also arbeitet sie wohl nicht mehr hier.

Ich bin froh duschen zu können, die erste Waschgelegenheit seit Almaty, also seit fünfeinhalb Tagen. Da die Atmosphäre nicht mehr so schön ist, wie im letzten Jahr und die Leute eher kurz angebunden sind, bleibe ich nur die eine Nacht.

 

10.05.2013 (Freitag)

Morgens parke ich schon mal mein Rad vor dem Café und trinke noch einen Tee. Ab jetzt stehe ich Mitfahrgelegenheiten sehr aufgeschlossen gegenüber. Nach meinem Eindruck wird dieses Café nicht oft von LKW-Fahrern angesteuert. Daher bleibe ich nicht lange.

Ein Autofahrer, Zhandis,  ist begeistert von meiner Tour. Er arbeitet für die Presse oder das Fernsehen. Ich soll ihn unbedingt anrufen, wenn ich in Astana bin. OK, das gibt wohl mal wieder ein Interview :-) . Er bestätigt mir im Gespräch, was ich unterwegs ja auch beobachtet hatte, dass es auch für die Autofahrer bei dem starken Seitenwind schwer ist einfach auf der Fahrspur zu bleiben. Nach zu riskanten Überholmanövern und Einschlafen auf den langen geraden Strecken, könnte das aus meiner Sicht der dritte Grund für die vielen Gedenkstätten für die tödlich Verunglückten sein.

Am Stadtrand von Saryshagan gibt es noch ein Café. Vor allem um mal nach Mitfahrgelegenheiten Ausschau zu halten bleibe ich auf einen Tee. Lange hält es mich nicht. Es ist nun super Radfahrwetter und ich habe leichten Rückenwind. Also weiter mit dem Fahrrad :-) .

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Während es nun grundsätzlich grüner ist als im Herbst, sieht ausgerechnet die „Oase“ bei Gulschat, die ich im Herbst entdeckt hatte, etwas ausgetrocknet aus. Da ich nun um die Pestgefahr weiß, die von der Großen Rennmaus ausgeht, gehe ich nicht noch einmal dorthin.

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Vom Straßenrand aus sehe ich mehrmals Rennmäuse. Natürlich möchte ich sie gerne fotografieren. Bei dem starken Wind sind jedoch die meisten Bilder mit dem Teleobjektiv verwackelt. Das Stativ auszupacken und so weiter war mir jetzt ein wenig zu aufwändig. Es war ja auch nicht sicher, ob ich so ein Tier überhaupt vor die Kamera bekomme.

Die Große Rennmaus:

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Большая песчанка. К сожалению, они – переносчики чуму. Поэтому я не сплю в палатке здесь.

The Great Gerbil. Unfortunately they are transmitters of the pest. So I don’t camp here.

 

 

 

 

 

 

 

In Gulschat halte ich diesmal nicht. Es ist zwar schon spät, aber ich beschließe noch ungefähr 40 Kilometer bis Balchasch dranzuhängen.

Der sehr nette Inhaber eines Cafés bietet mir einen Platz in einem kleinen fast leeren Raum an, in dem ich auf einer Matratze schlafen kann.

Der freundliche Inhaber mit seinen Kindern:

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Хорошая семья. Я мог переночевать в их доме.

A nice family. I could spend the night in their house.

 

 

 

 

 

 

11.05.2013 (Samstag)

Gestern bin ich 138 Kilometer gefahren. Langsam werde ich fit für die nächste Etappe durch Russland. Ich merke die Anstrengung aber auch und würde gerne mal einen Ruhetag einlegen. Doch damit werde ich warten bis ich in Astana bin. Die Cafés liegen leider recht ungünstig. Es wäre wahrscheinlich am besten gegen 17 Uhr anzukommen, um eine Mitfahrgelegenheit zu finden, wenn die LKW-Fahrer abends Pause machen.

Bis zum nächsten Café sind es jetzt 68 km. Ich erreiche es wieder erst gegen 20 Uhr. Die einzigen LKW die noch halten sind vier Autotransporter. Zu meiner Überraschung bietet mir jemand an mich mitzunehmen, ohne dass ich danach gefragt hätte. Ich weiß zwar nicht, wo sie meine Sachen unterbringen wollen, aber sie werden ihre Fahrzeuge besser kennen als ich und das Rad mit Anhänger hatten sie sich ja schon angesehen.

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12.05.2013 (Sonntag)

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Die vier wollen zwischen sieben und acht Uhr losfahren. Pünktlich um sechs Uhr bin ich auf den Beinen und habe früh alles gepackt. Es wird acht Uhr bis die Fahrer aufstehen und gleich loswollen. Nur stellen sie jetzt fest, dass sie für das Fahrrad keinen Platz haben. Super.

Mir ist inzwischen ziemlich kalt geworden. Das Café öffnet um acht Uhr und ich wärme mich erst mal auf.

Die Inhaberin schenkt mir, wie schon gestern Abend das Essen und den Tee :-)

Heute sind es leider gleich mehr als 80 Kilometer auf denen nichts weiter liegt. Nach 50 Kilometern wird es 30 Kilometer fast nur bergauf gehen. Diese 30 Kilometer habe ich letzten in ungefähr einer Stunde geschafft und bin an dem Tag 166 Kilometer gefahren.

Der Seitenwind von Westen wird stärker als je zuvor. 54 Kilometer schaffe ich bis zum Nachmittag, dann ist es praktisch nicht mehr möglich zu fahren. Da es sonst nichts gibt, was ich machen könnte schiebe ich zunächst ein Stück.

Also, Leo, wenn Du durch Kasachstan radeln willst: Immer von Westen nach Osten. Das ist die einzige Richtung die Spaß macht :-) . Auch wenn es sicher interessant ist einen Eindruck von Gegend hier zu bekommen, so langsam möchte ich irgendwie raus aus diesem Gebiet und irgendwo mal wieder normal Fahrrad fahren können. Der Wind ist ja gleich zweifach ärgerlich: Erstens verleidet er mir das Radfahren so langsam und dann ist es derselbe Wind, der verhindert, dass ich schnell woanders hinfahre.

Glücklicherweise hält vor mir ein LKW-Fahrer, der mal austreten muss. Ich schaffe es gerade noch ihn zu erreichen bevor er weiterfahren will. Die Ladeöffnung ist verplombt. Er darf sie nicht öffnen, findet aber trotzdem einen Platz für Rad und Anhänger. Unter dem Fahrzeug:

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Ветер стал более сильным и более сильным. Наконец было невозможно ехать на велосипеде. (Они называют его “ветром” в Казахстане. В Германии мы назвали бы его штормом). Одно раз, когда я стоял с велосипедом со стороны улицы и не мог ездить на велосипеде, я упал с велосипедом, потому что ветер был слишком силен.

К счастью , водитель грузовика взял с собой меня.

The wind became stronger and stronger. Finally it was impossible to travel by bicycle. (They call it “wind” in Kazakhstan. In Germany we would call it a storm). One time, when I stood with the bicycle at the side of the street and couldn’t ride the bike, I fell with the bicycle because the wind has been too strong.

Fortunately a truck driver gave me a lift. 

 

 

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Jetzt geht es im Zeitraffer nach Astana:

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По дороге в Астану в грузовике.

In the truck on the way to Astana, the capital of Kazakhstan.

 

 

 

 

 

 

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Um drei Uhr morgens erreichen wir die kasachische Hauptstadt. Eine Stunde bin ich noch bis in die Innenstadt unterwegs, wo ich nach kurzer Zeit eine Unterkunft finde.

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Мартин.

Martin.

 

 

 

 

 

 

13.05.2013 (Montag)

Ruhetag :-) .

Irgendwie scheinen sich die Menschen hier von denen in Zentralasien zu unterscheiden. Ich weiß aber nicht so recht woran ich das festmachen könnte. Ist es die Kleidung? Irgendwie habe ich auch den Eindruck, sie gehen schneller. Aber vielleicht täusche ich mich. Eventuell ist auch das durchschnittliche Körpergewicht höher. Aber ich müsste wohl noch ein paar Mal hin und herreisen um es besser zu sehen. Auf jeden Fall wird rücksichtsvoller Auto gefahren :-) .

Die Tage in Astana verbringe ich unter anderem damit, die russischsprachigen und englischen Sätze zu den Fotos auf meiner Seite einzufügen. Hoffentlich liest es nun auch jemand :-) .

Danach schreibe ich über die Zeit in Bischkek.

 

18.05.2013 (Samstag)

Alyona, die ich im letzten Jahr in Astana kennen gelernt habe, hat erst heute Zeit. Wir treffen uns zum Mittagessen.

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В Астане я встретил Алёну. Мы познакомились, когда я был в Астане в прошлом сентябре. 

In Astana I met Alyona. We became acquainted with each other, when I had been in Astana last September.

 

 

 

 

 

 

Ein Geschenk habe ich natürlich auch ;-) . Sie bekommt meine Felge, die ich vorsichtshalber noch eine Zeitlang behalten hatte. Da die neue nun schon 800 Kilometer durchgehalten hat, wird sie wohl keinen Materialfehler haben oder sonst irgendein Problem haben verursachen.

Dann rufe ich noch Zhandys von der Presse oder vom Fernsehen an, dem ich in Saryshagan zugesagt hatte mich zu melden. So ganz viel Lust habe ich jetzt nicht dazu. Schon gar nicht möchte ich für ein paar Bilder extra mein Rad packen. Er will seinen Kollegen meine Handynummer geben.

Um ehrlich zu sein, bin ich jetzt ganz froh, dass sich niemand meldet.

Das Hotel in dem ich untergekommen bin bietet zwar WIFI an, es ist aber häufiger ausgefallen, als dass es mal funktioniert.

Ich hätte in der Nacht zum Sonntag gerne noch die bearbeitet Fotos hochgeladen, aber schon wieder ist die Internetverbindung ausgefallen.

Astana habe ich mir im letzten Jahr angesehen. das einzige, was ich gerne gemacht hätte wäre eine fachkundig geführte Exkursion in die Steppe gewesen. Die bekomme ich so kurzfristig jetzt nicht organisiert.

„Kurt“ (Курт) wird, wenn ich es richtig verstanden habe, aus getrocknetem Kefir hergestellt. Leider ist gerade mal wieder das WIFI ausgefallen, als ich diese Zeilen schreibe. Sonst hätte ich Kurt gerne mal im Internet gesucht. Vor ein paar Tagen war es mir abends zum Bier angeboten worden. Interessant, aber ich denke, Kurt wird nicht mein ständiger Begleiter :-) . Das Zeichen rechts unten «Без ГМО» (ohne GMO) bedeutet „Ohne Genetisch Modifizierte Organismen“. Es war mir vor Jahren in der Ukraine schon aufgefallen, wo es auf nahezu jedem Lebensmittel steht. Ich habe nicht darauf geachtet, ob es hier genauso häufig ist.

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19.05.2013 (Sonntag)

Ich versuche jetzt wegen dem Wind nachts zu fahren. Nachts weht selten starker Wind.

Um 17 Uhr mache ich mich auf den Weg. Jetzt habe ich erst mal die neue dreispurige, kaum befahrene Autobahn vor mir. Nicht sehr interessant, aber um gut trainiert in Russland anzukommen OK.

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20.05.2013 (Montag)

Bei Tagesanbruch suche ich mir einen Platz zum Zelten, schlafe bis nachmittags und dann geht es weiter:

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Am Abend entdecke ich wieder interessante Tiere am Straßenrand. Von Alyona erfahre ich später per email, dass es sich dabei um Marmota Bobak handelt, das Steppenmurmeltier:

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In Schtschuchinsk (Щучинск) zeigt ein Thermometer an einer Tankstelle 1 °C an. Einen Platz zum Zelten suche ich diesmal etwas länger. Der Tau auf dem Gras ist gefroren. Kaum zu glauben, dass ich mich vor ein paar Tagen noch – erfolgreich – bemüht habe, einen Sonnenbrand zu vermeiden.

Hier gibt es jetzt öfter größere Wasserflächen. Oft stehen Bäume am und im Wasser.

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21.05.2013 (Dienstag)

Um 13 Uhr ist der Wind sehr stark. Da bleibe ich lieber im Zelt und schlafe weiter. Um 17:40 Uhr breche ich auf.

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Halb zerstörte Bushaltestelle. Es ist für mich nicht erkennbar, ob jemand dagegen gefahren ist, oder ob hier jemand Steine sammelt. Leider werden solche Stellen ja oft auch ausgeschlachtet.

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Wenig später die nächste beschädigte Haltestelle. Hier scheinen aber Wind und Hagel die Ursache zu sein:

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In der Gegend von Kokschetau wird das Fahren etwas abwechslungsreicher. Die Gegend ist mal wieder ein wenig besiedelt. Die zwei Nächte, die ich auf der Autobahn praktisch immer nur an der Leitplanke entlanggefahren bin, waren ziemlich langweilig.

eigentlich habe ich gerade keinen Bedarf für eine Pause. Aber in dem Café hatte ich im letzten Jahr nette Gesellschaft. Ich schaue noch mal rein.

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Auch Rätselaufgaben vertreiben die Langeweile. Wo geht es hier nach Petropavlovsk?

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Das nächste Schild ist eindeutig. Es geht nach links. Zweimal werde ich von Autofahrern nach dem Weg gefragt.

Hinter Kokschetau geht es 15 bis 20 Kilometer westwärts. Auch da habe ich ordentlich Gegenwind, aber nicht so stark wie tagsüber. Und anschließend, als es weiter nach Norden geht stört er als Seitenwind nicht.

 

22.05.2013 (Mittwoch)

Es muss hier in den letzten Tagen sehr stark geregnet haben. Die Steppe, Wiesen und Felder links und rechts der Straße stehen unter Wasser. Ich komme nirgends von der Straße runter und es gelingt mir den ganzen Tag nicht einen Platz zum Zelten zu finden.

Die Straße ist von Baustellen unterbrochen. Der Verkehr wird jeweils für ein paar Kilometer auf einem provisorischen Weg an der Straße vorbeigeleitet. Mit dem Fahrrad sind die Wege sehr schlecht zu befahren. Dazu kommen dann wieder extremer Wind und Regen.

An dieser Stelle kann ich mich zwischen der Umgehung und der neuen Straße entscheiden. Die Entscheidung fällt nicht schwer, trotz des Risikos in einer Sackgasse zu landen:

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Diesmal geht es gut, und ich komme am anderen Ende von der neuen Straße runter. An einer weiteren Baustelle bin ich aber auch mal gezwungen wieder umzudrehen

Ich verbringe am frühen Nachmittag etwa drei Stunden in einem Café, an das ich mich gut erinnern kann. Ich hatte mich hier gefreut, dass es endlich mal wieder große Teetassen gibt :-) . Die Mitarbeiterin erinnert sich auch an mich und erzählt jedem, der reinkommt erfreut, dass ich im letzten Jahr schon hier war. Einige Besucher des Cafés bleiben etwas länger, so dass die Gespräche eher angenehm sind und über das leidige Ausfragen hinausgehen. Ein Mann der gerade abreist, kommt kurz auf mich zu, sagt er habe für mich bezahlt und geht. Ich brauche eine Sekunde bis ich verstanden habe, was er da grad auf Russisch gesagt hatte und komme noch nicht mal mehr dazu, mich zu bedanken. In diesem Moment hatte ich nicht auf mein Rad geachtet, und da hat sich schon wieder etwas sehr neugieriges eingefunden. Zwei Gäste machen mich darauf aufmerksam, dass ein Rabe oder eine Krähe gerade mein Gepäck auseinander nimmt. Die Lebensmittel für den Tagesbedarf, die ich in Plastiktüten unter den Spanngurten habe, muss ich reinholen. Es dauert aber lange bis sich der Vogel endgültig verscheuchen lässt. Er hackt weiter auf den Taschen rum und sogar auf der Plastiktüte, die den Sattel bei Regen trocken hält.

Einen geeigneten Platz zum Zelten gibt es auch hier nicht und so mache ich mich um kurz nach drei wieder auf den Weg. 20 Minuten später fängt es wieder an zu regnen. Es regnet bis zum späten Abend durchgehend und der Wind bleibt kräftig. Es gibt weiterhin nirgends einen auch nur näherungsweise trockenen Platz neben der Straße. Der einzige Platz der mir einfällt, ist ein Café, an dem ich im September auf der Veranda zelten durfte. Ich möchte nicht gerne dahin zurück. Das Russisch, das der Inhaber spricht, habe ich nicht verstanden. Er hat viel erzählt und gefragt, aber auch mit Nachfragen konnte ich ihn nicht verstehen.

Ein längerer Abschnitt geht sanft bergauf. Ich verstehe nicht recht, wie die Pfützen hier am Hang stehen können. Ich bilde mir die Steigung doch nicht ein!

Tatsächlich ist es keine Pfütze, sondern eher ein kleiner Fluss. Das Wasser fließt.

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Oben angekommen geht es zunächst nicht bergab, sondern in eine Ebene. Sie steht komplett unter Wasser und speist den „Fluss“:

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Um 22 Uhr, nachdem ich nun über 30 Stunden teils sehr anstrengende 215 Kilometer unterwegs war, erreiche ich dieses Café ohne eine andere Gelegenheit zum Schlafen gefunden zu haben.

Nach dem Abendessen zelte ich wieder auf der Veranda.

 

23.05.2013 (Donnerstag)

Gestern Abend und heute Morgen bin ich der einzige Gast. Eine Mitfahrgelegenheit findet sich auch hier nicht.

Ohne Unterbrechung unpassierbare Straßenränder. An den Stellen an denen Wege abgehen, führen diese Wege auch durch tiefe Schlammfelder.

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Umständehalber fahre ich nun doch tagsüber, und wieder bestimmt der Wind das Geschehen. 45 Kilometer sind es bis nach Petropavlovsk. Für gut 30 Kilometer brauche ich fast sechs Stunden, dann kommt ein Gebäude in Sicht. Es ist nur eine Werkstatt, aber dahinter ist ein riesiger Parkplatz mit LKW. An solchen Stellplätzen sind meistens auch Restaurants. Und tatsächlich, es ist sogar ein recht modernes gut eingerichtetes Restaurant. Eigentlich hatte ich mich in Astana reichlich mit Proviant eingedeckt um Geld zu sparen, aber es gibt einfach keinen Platz an dem ich mal Pause machen könnte. Neben dem Restaurant steht ein großes Zelt in dem ich mein Rad parken kann :-) . Ich kann das Rad sehen, aber die Leute, die reinkommen nehmen es nicht war. Eine wirklich angenehme Pause.

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Nach einer Stunde weht fast kein Wind mehr und die Sonne kommt durch. Auf den letzten Kilometern nach Petropavlosk kann ich endlich mal wieder normal Fahrrad fahren.

Am Stadtrand von Petropavlosk (auf Kasachisch „Petropavl“):

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Um halb neun abends erreiche ich mein Ziel.

Sollte der Wind in nächster Zeit anhalten, geht für mich ab jetzt wenigstens ostwärts.

 

24.05. – 25.05.2013

Ausruhen und Schreiben.

Außerdem gehe ich nochmal mein Gepäck durch. Der Kocher mit den Töpfen füllt fast eine vordere Gepäcktasche aus und ich benutze ihn nur selten. Dazu wiegt alles zusammen zwei Kilogramm. Vor allem den Platz hätte ich gerne für Proviant und Regenzeug. Es fällt mir zwar ein bisschen schwer, aber ich werde wohl schauen, dass ich ihn loswerde. Wenn ich mich noch von ein paar nicht dringend benötigten Sachen trenne, werde ich zusammen mit dem Anhänger fast 10 Kilogramm Material los.

Alyona hat mir geschrieben, dass es in diesem Frühjahr enorm viel regnet. Für die Steppe ist dies gut, weil nach fünf sehr trockenen Jahren auch viele Steppenseen ausgetrocknet sind. OK, dann freuen wir uns mal für die Pflanzen und Tiere.

 

26.05.2013 (Sonntag)

Heute soll es Richtung Russland gehen. Ich möchte kurz vor der Grenze nochmal zelten. Wenn ich morgens nach Russland einreise habe ich den ganzen Tag noch. Schließlich habe ich wieder nur 90 Tage Zeit.

Mit der Abreise habe ich es nicht eilig, weil es regnet. Ich schaue mir verschiedene Wetterberichte im Internet an. Einer sagt Windgeschwindigkeiten bis 68 km/h aus süd-west voraus. Das wird mal spannend.

Die Abreise wird dann etwas ärgerlich. Ich habe ja noch halbwegs geschmunzelt, dass ich auf dem Parkplatz erst für das Rad bezahlt habe, und sie dann für den Anhänger nochmal dasselbe wollten. Jetzt bei Abreise scheinen sie die Preise erhöht zu haben und geben das Rad nur gegen 5 Euro extra raus. Ich lasse jetzt mal die Details weg, aber das Theater dürfte sich bald eine Stunde hingezogen haben.

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Unterwegs mache ich noch ein paar Fotos. Den Anhänger will ich möglichst in Omsk verkaufen und den Kocher eventuell zurückschicken.

Dann ist es also die letzte Gelegenheit für diese Fotos.

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Und schnell für ein Foto nochmal den Kocher auspacken :-) . Wirklich gekocht habe ich nicht. Schon wegen der vielen Mücken hier, war das Fotografieren keine reine Freude.

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Am Abend regnet es noch zwei Mal. Ich zelte einen Kilometer vor der Grenze.

Das Radfahren war heute gut. Es wehte kaum Wind. Da nehme ich auch die Mücken relativ gerne in Kauf.

 

2 Gedanken zu „Kasachstan 5

  1. Axel

    Hallo Martin

    Ich freue mich schon auf die nächsten Berichte und Photo´s von dir.

    Gruß , Axel ………………..und allzeit eine gute Fahrt

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