Krasnojarsk –> Irkutsk – Красноярск –> Иркутск

30.06.2013 (Sonntag) Fortsetzung

 

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Am Stadtrand von Krasnojarsk wird der Verkehr nach Kansk umgeleitet. Auf dem direkten Weg wird eine Brücke neu gebaut. Es heißt, mit dem Fahrrad käme ich durch. Auf das Abenteuer lasse ich mich mal ein. So etwas hatte ich doch schon in Kasachstan, wo ich neben der Baustelle im Schlamm stecken geblieben bin. Mal schauen, wie es hier läuft :-) .

Auch vor der Brücke wird die Strecke schon anspruchsvoll. In den tiefen Pfützen sieht man die Schlaglöcher und fehlende Gullideckel nicht:

 

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OK, Schlamm habe ich diesmal nicht. Nur muss mein „Lastrad“ waagerecht unter einer Schranke durch, die mit einem dicken Vorhängeschloss gegen das unberechtigte Anheben gesichert ist. Kinder helfen mir und heben die Schranke zumindest die zwei Zentimeter an, die das Schloss Spielraum lässt.

Die Brücke selbst ist passierbar:

 

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Kurz vor Mitternacht mache ich halt an einem LKW-Stellplatz. 44 Kilometer sind OK für heute.

 

01.07.2013 (Montag)

Die Idee gleich den überdachten Zeltplatz zu nehmen war nicht so klasse. Regenwasser ist auf den Steinboden gelaufen. Durch eine Naht im Zeltboden sind nun Isomatte und Schlafsack nass. Dass der zweiteilige Boden ein ziemlicher Schwachpunkt bei dem Zelt ist, hatte ich schon im Internet gelesen, als ich letztes Jahr wegen den Löchern im Zelt recherchiert hatte. Immerhin: Ich hatte ich entschieden, die Löcher zunächst nicht zu flicken. Die „Weiterreißfestigkeit“ des Materials, mit der der Hersteller wirbt, scheint ok zu sein. Bis jetzt haben sich die Löcher nicht vergrößert.

Foto: Nicht ganz so gut, wie erhofft – mein Zeltplatz für die vorangegangene Nacht:

 

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An der schmalen Nebenstraße (links im nächsten Bild) steht ein Wegweiser nach Kansk und Irkutsk. Das scheint früher mal die Fernstraße gewesen zu sein. Verkehr gibt es dort kaum. Aber wer weiß, wie weit man auf der Straße kommt. Ich bleibe hier auf der neuen Trasse.

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Tagsüber regnet es mehrmals, aber ich habe jedes Mal Glück und kann mich unterstellen.

Auch wenn das Wetter nicht dazu einlädt über unbefestigte Straßen zu fahren, verlasse ich ungefähr 60 Kilometer vor Kansk die Hauptstraße und radel über die Dörfer. Der Karte nach, dürfte dies eine der wenigen Gelegenheiten sein, parallel zur Fernstraße zu fahren.

Die vor mir gelb eingezeichneten Linien kommen als Alternativen zur Fernstraße in Frage:

 

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Es fängt ja gleich mal schön an. Blick auf ein Dorf:

 

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Ich habe grad kein Thermometer zur Hand, aber die rauchenden Schornsteine sprechen offensichtlich sibirisch:

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An einer Steigung komme ich an einem stacheldrahtumzäunten Gelände mit Wachtürmen vorbei. Es sieht ziemlich verfallen aus. Ob das ein altes Lager für Kriegsgefangene ist? Während ich fotografiere sehe ich plötzlich einen Wächter auf einem Wachturm, der in meine Richtung schaut. Ich lasse schnell mal die Kamera verschwinden und radel so zügig weiter, wie es die Steigung zulässt. Anscheinend ist das Lager wohl doch noch in Betrieb. Ich schätze mal, Fotografieren ist hier eher unerwünscht. Die Fotos stelle ich auch mal vorsichtshalber nicht online.

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In Zaozernuj möchte ich nach einem Platz zum Zelten Ausschau halten. Dummerweise bedrängt mich schon wieder ein junger Mann im PKW. Als mir nichts anderes übrig bleibt als mal an einer Tankstelle nach dem Weg zu fragen, steht er daneben. Ich will heute gar nicht so weit fahren, sondern nur in der Richtung nach einen Platz zum Schlafen schauen und morgen gleich wissen, wo es weiter geht. Natürlich möchte ich den Typen nicht am Zelt haben, erkläre es ihm also nicht. Ich fordere ihn nur auf einfach weiter zufahren. Er besteht aber darauf  bis Soljanka (wo ich gar nicht hinwill) mitzufahren und mir den Weg zu zeigen. Eine halbe Stunde brauche ich, bis es mir gelingt ihn abzuhängen.

Anschließend finde ich einen schönen Platz an dem mir Bäume Sichtschutz zur Straße geben.

 

02.07.2013 (Dienstag)

Am frühen Morgen werde ich durch kräftiges Rütteln am Zelt und lautes Rufen geweckt. Gleich neun Männer bestehen darauf, dass ich umgehend packe und abreise. Da ich unter den Umständen wohl kaum noch schlafen kann, fange ich an zusammenzupacken. Aus der Gruppe der Leute kommen immer wieder ein paar und machen auf das unfreundlichste deutlich, dass ich gefälligst sofort verschwinden soll. Da die anderen, die ein paar Meter weiter wegstehen, dass offensichtlich total komisch finden, gehe ich mal davon aus, dass ihnen klar ist, dass ich mehr als zwei Minuten brauche bis ich alles verpackt auf dem Rad habe und die Stänkerei für sie nur Zeitvertreib ist.

Als ich fast fertig bin kommt einer von den Typen und macht plötzlich auf freundlich. Es würde mich nur aufhalten, und ich nehme es auch nicht ernst, dass er so urplötzlich nett sein will. Allerdings ist es sehr ruhig geworden. Sind die anderen jetzt weg? Ich drehe mich mal um. Nein, sie sind nicht weg. Mindestens einer filmt. Haben sie ja toll hinbekommen. Jetzt haben sie also gefilmt, wie einer zu mir kommt, und mir ganz nett einen guten Morgen wünscht, und ich sehr abweisend darauf reagiere. Zwar hätte ich am liebsten mal den Fotoapparat gezückt und die Gruppe fotografiert, aber wer weiß, wie sie dann darauf reagieren.

Erst als ich mit dem Rad auf der Straße bin, hole ich den Fotoapparat raus. Sie werden nicht etwa aggressiv, sondern versuchen meiner Kamera zu entkommen, indem sie sich alle gleichzeitig durch die Eingangstür zu einem Gebäude zwängen. Nur einer bleibt draußen und steht jetzt mit dem Rücken zu mir. Ich kann es mir einfach nicht verkneifen noch ein bisschen mit dem Fotoapparat dort stehen zu bleiben. Einer von den zweien, die am meisten Stress gemacht haben, möchte wohl rausgehen, bricht aber zwei Versuche ab, weil ich etwa 50 Meter weiter mit meiner kleinen Kamera da stehe. Dann läuft er zügig raus und versteckt sich hinter einer Säule, um zu rauchen. Au weia, jetzt wo sie nur zu zweit da stehen, bringen sie noch nicht mal den Mut auf, irgendwie anzudeuten, dass sie lieber nicht fotografiert werden möchten….

Nun bin ich also heute etwas früher unterwegs als sonst, was auch nicht schlecht ist. Pawel hatte mir die Telefonnummer von einer Freundin von ihm aus Kansk gegeben. In Kansk müsste ich heute ankommen, und dann ist es ja auch gut, wenn es nicht so spät wird.

Die Mitarbeiterin an der Tankstelle, die ich gestern nach dem Weg gefragt habe, war ganz nett und die Schrankenwärterin am Bahnübergang auch. Abgesehen davon beschreibt dieses Foto meinen Eindruck von Zaozernuj am besten ;-) :

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Mal ein Wegweiser, mit dem was anfangen kann:

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Ich weiß leider (noch) nicht, welche Bäume hier ihre Samen verbreiten, aber es sieht jedenfalls aus, als ob es schneit:

 

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Bis hier her hatte ich mich durchgefragt. Auf den Wegen sind jetzt keine Leute unterwegs und Schilder gibt es hier natürlich auch nicht. Irgendwo soll es bergruntergehen und dann rechts. An einer Stelle geht es eigentlich nur nach rechts. Geradeaus geht nur ein völlig verschlammter Pfad durch den Wald steil bergab. Da möchte ich nur lang, wenn ich sicher wäre, dass es der richtige Weg ist. Leider ist hier niemand unterwegs, den ich fragen könnte, also halte ich mich rechts.

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Über sehr steile Hügel auf unbefestigter, aber trockener Straße gelange ich dann leider nach Soljanka. Da habe ich irgendwo den Weg von Mal. Kamala nach Zagorskij verfehlt. Es ist schon 16 Uhr und ich weiß leider nicht, ob Pawel meinen Besuch bei Anna in Kansk angekündigt hat. Daher fahre ich nun auf die Fernstraße zurück, um wenigstens halbwegs kalkulieren zu können, wann ich in Kansk ankomme.

Kleiner Schmetterling auf meiner Gepäcktasche:

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Im Hintergrund das etwas größere Dorf Soljanka:

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Aus den 60 Kilometern, die ich heute vor mir hatte, werden durch die Umwege knapp 110.

Am Stadtrand von Kansk rufe ich dann bei Anna an. Wir verabreden uns in der Innenstadt.

Anna und Freunde kommen zu viert mit dem Auto in die Stadt. Sie meinen, es sei zu weit um vorauszufahren und mir den Weg zu zeigen und zu kompliziert den Weg zu beschreiben. Daher akzeptiere ich den Vorschlag, dass eine Freundin von ihr, die den Weg kennt, mit meinem Rad fährt und ich im Auto mitfahre. Das Gepäck transportieren wir im Auto.

Das ist eine neue Erfahrung für mein Fahrrad. Außer mir hat es bisher nur ein Mitarbeiter des Radgeschäfts gefahren, in dem ich es gekauft und umbauen lassen habe. Ich gebe es auch wirklich nicht gern aus der Hand, möchte aber andererseits meinen Gastgebern auch keine unnötigen Umstände bereiten.

Blick vom Balkon von Annas Wohnung:

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03.07.2013 (Mittwoch)

Nachmittags machen wir einen Stadtrundgang.

Ein schön angelegter Garten vor dem Pädagogischen College:

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Die Stadt selbst wirkt weniger wohlhabend. Im Kontrast zum Äußeren der meisten Häuser steht das Einkaufszentrum, das von Innen sehr modern und neu wirkt. Die meisten Leute, die sich hier aufhalten, scheinen hier beschäftigt zu sein. Kaum jemand kommt zum Einkaufen. Vielleicht liegt es an der Uhrzeit.

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Der zentrale Platz in Kansk:

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Hier bekomme ich in einer Buchhandlung eine Karte, die den Weg der M53 abbildet. Das ist die Fernstraße, die von Novosibirsk bis Irkutsk führt. Das ist super: Eine kleine Karte mit gutem Maßstab, die genau den Weg zeigt, den ich fahre :-) . Sie passt in den Kartenhalter meiner Lenkertasche.

Abends möchte ich mich noch eben um eine Schraube kümmern, die am Fahrrad verloren gegangen ist. Annas Freundin, die mir nicht gerade kräftig vorkam, hatte das Rad fünf Stockwerke hoch getragen und auf den Balkon gestellt. Ich hatte den Verlust der Schraube, mit der das Schutzblech befestigt ist bemerkt. In der Annahme sie sei wohl mit dem Schutzblech am Treppengeländer hängen geblieben, hatte ich die Schraube im Treppenhaus gesucht. Da sie dort nicht lag, muss ich wohl provisorisch Bindfaden oder Kabelbinder nehmen. Das hält ohnehin besser, als die Originalschrauben des Radherstellers, die sich ständig lösen und von denen ich schon mehrere verloren habe.

Doch zu meinem Entsetzen stelle ich fest, dass der Schaden erheblich größer ist, als eine verlorene Schraube. Die gute Frau muss einen richtigen Unfall mit dem Rad gehabt haben. Der sogenannte Low-Rider, an dem die vorderen Gepäcktaschen befestigt werden ist verzogen und ein Stück ist abgebrochen, das nur noch hält, weil an ihm der vordere Radständer angeschraubt ist, der seinerseits wiederum auch am Fahrrad befestigt ist.

 

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Das ist jetzt echt Mist. Da sie nichts gesagt hat, bemerke ich es erst am Abend vor der Abreise. Während ich mir das Fahrrad genauer anschaue, bemerke ich weitere Schäden. Es ist ärgerlich, dass ich nicht weiß, was passiert ist. Jetzt kann ich das ganze Rad auf weitere Schäden untersuchen. Ich werde nicht recht schlau daraus. Der Low-Rider ist rechts abgebrochen. Links gibt es auch weniger gravierende Unfallspuren. Dazu sind Bügelschloss und Flaschenhalter verdreht, die eigentlich nur mit dem Knie beiseite gedrückt worden sein können. Das dürfte ziemlich wehgetan haben.

Weitere Schäden finde ich zum Glück keine.

Abends fahren wir unter anderem noch an den Kan, den Fluss der durch Kansk fließt.

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04.07.2013 (Donnerstag)

Nach dem Abschied suche ich zunächst nach einer Werkstatt, die schweißen kann. Nach einiger Suche finde ich jemanden. Es ist wohl keine richtige Werkstatt, aber immerhin hat der Mann ein Schweißgerät, welches er schnell in die Garageneinfahrt holt. Den Lowrider hätte ich mir lieber im Schraubstock zurechtgebogen, aber jetzt muss es so zwischen Tür und Angel gehen.

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Es überrascht mich nicht, dass das Schutzblech nun wieder schleift. Vor dem Schweißen hatte ich es teilweise abschrauben müssen, und die Mountainbikereifen passen kaum darunter. Ich muss es oft korrigieren, damit es nicht schleift.

Die Halterung für das Schutzblech vorne hatte ich schon mit alten Speichen verlängert, damit es überhaupt passt.

Auf der zweispurigen, stark befahrenen Straße finde ich nicht heraus, wo es schleift, zumal ständig Neugierige dazu kommen, die stören und auch gefährliche Situationen provozieren, weil sie Autofahrer zum Ausweichen zwingen. Erst als ich eine ruhigere Gegend finde, stelle ich fest, dass nun der Lowrider oben am Reifen schleift. Ich bekomme es ohne Hilfsmittel nicht gebogen. Für den Moment hilft nur Luft aus dem Reifen abzulassen. Ich fahre ohnehin schon mit geringem Druck, weil der Reifen sonst nicht passt. Jetzt also noch weniger. Zumindest bis zur nächsten Werkstatt.

Fotos unten: Was sind das für Bäume, die solche Samen produzieren? Das Zeug ist wirklich lästig. Es hängt ständig in den Haaren und auch an den Augenwimpern. Die Luft ist voll davon, fast wie in einem Schneesturm.

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Den ganzen Tag schon frage ich mich, woran mich das heutige Datum erinnert. OK, ich bin jetzt ein Jahr und drei Monate unterwegs. Aber so ein Datum gibt es jeden Monat. Der Unabhängigkeitstag in den USA? Nein, das ist es auch nicht. Es dauert länger bis ich darauf komme – Das Päckchen, das ich aus Kamyschin abgeschickt habe, ist heute seit einem Jahr unterwegs. Da knallen bei der Post in Russland bestimmt die Sektkorken. Oder feiern die nur runde Geburtstage? ;-)

Die Post in Russland hat mir per email geschrieben, dass sie das Päckchen nochmal neu verpackt und abgeschickt haben. Sie entschuldigten sich auch, dass der Service nicht so war, wie er sein sollte. Es besteht also noch Hoffnung.

Ein Dorf neben der Fernstraße:

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Auf dem weiteren Weg führt die Fernstraße durch ein sehr schönes Dorf. Ich fahre nochmal ein Stück zurück und befestige die Kamera am Lenker. Nach längerer Zeit filme ich mal wieder ein paar Minuten lang den Weg.

An einem Brunnen kann ich meine Wasservorräte auffüllen. Solche Gelegenheiten finde ich auch zu selten.

Holzhäuser in der Abendsonne:

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Um 22 Uhr komme ich an ein Café. Nach der neuen Karte, die ich in Kansk gekauft habe, liegen noch zwei weitere auf dem Weg, eins nach 11 Kilometern und ein zweites nach weiteren 13. Leider gibt es beide Cafés nur auf der Karte. Anstelle des zweiten gibt es zumindest einen kleinen Laden. Ein paar junge Leute, die mit dem Auto kommen, können mir keinen Platz zum Zelten hier empfehlen, sind sich aber sicher, dass das nächste Café nur 25 Kilometer weiter ist. Der Fahrer ist – trotz Widerspruchs seiner Freunde – davon überzeugt, dass ich das in 20 Minuten schaffe. Er traut mir damit einen Schnitt von 75 km/h zu :-) .

Ich versuche es mal und schaffe es tatsächlich in kurzer Zeit ungefähr 80 LKW und ein paar PKW zu überholen.

Dann stehe auch ich vor einem geschlossenen Bahnübergang.

Aus für mich nicht nachvollziehbarem Grund, wird er nur ab und zu für jeweils eine Fahrtrichtung freigegeben. Der größte Teil der Strecke ist Baustelle. Staub und Schotter. Und zeitweise geht es steil bergauf, also in dem Staub mal wieder tief durchatmen. Es ist ein Glück, dass die LKW wenigstens von hinten nur phasenweise kommen. Solange halte ich und warte bis sich der schlimmste Staub gelegt hat.

Es ist halb zwei durch, als ich endlich einen Platz zum Zelten finde. Oder genauer: Es ist halb drei durch. Hier fängt schon der Irkutsker Bezirk an, das bedeutet noch eine Stunde Zeitverschiebung. Nun wird es also erst um ein Uhr nachts dunkel. Um in Dörfern zu fragen, wo ich dort mein Zelt hinstellen kann, finde ich das sehr ungünstig, da die Bewohner weit vor Sonnenuntergang schlafen gehen.

Etwas Positives ist noch zu vermerken: Heute hat es mal nicht geregnet :-) . Kurze Schauer sind zur Zeit sehr häufig, lang anhaltender Regen aber nicht.

 

05.07.2013 (Freitag)

Ein sehr schöner Fluss, dem ich eine Zeitlang beim Fließen zuschaue und dabei versuche mir vorzustellen, wie es auf unserem Planeten war, als es (hier) noch keine Menschen gab. Also auch keine, die hier stehen, dem Fluss zuschauen, und dabei versuchen sich vorzustellen, …  :-) :

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Ein Schild an der Straße verrät, dass es der Fluss Ozernaya (р. Озерная) ist. Wie hieß er wohl, als es noch keine Menschen gab?

Am späten Abend erreiche ich die nächste Baustelle. Der Verkehr wird über neun Kilometer unbefestigter Piste umgeleitet. Bauarbeiter meinen, ich könne mit dem Fahrrad die Baustelle passieren. Nur an der Brücke, die neu gebaut wird müsse ich das Rad vielleicht tragen.

Nun denn, ich riskiere es mal, um nicht wieder so eingestaubt zu werden.

Tatsächlich muss ich an der Brücke einmal abpacken und Fahrrad und Gepäck einzeln über ein Hindernis bringen:

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Die Kante zur Brücke besteht aus zwei parallelen Holzwänden zwischen denen irgendwelche unförmigen Eisenteile verlegt sind. Da stehe ich schon ohne Gepäck zu schlecht, als dass ich das bepackte Rad darüber tragen könnte. Vom Gewicht her kann ich das Fahrrad so gerade anheben, aber über solche Hindernisse tragen kann ich es nicht.

Wieder finde ich zwei Cafés nicht, die auf der Karte eingetragen sind. Spät in der Nacht, aber immerhin noch bevor es dunkel ist, fahre ich in das Dorf Starij Alzamaj (Старый Алзамай) und zelte am Ende einer Straße auf einer Wiese.

 

06.07.2013 (Samstag)

Morgens, als ich schon packe, erkundigt sich nur eine Frau kurz und freundlich, ob ich Reisender bin und geht dann wieder.

Zwischendurch kommen noch Kinder vorbei. Einer bleibt bis ich abfahre. Kinder stören mich im Allgemeinen nicht. Außerordentlich lästig sind hier nur Unmengen kleiner Fliegen und ein paar Mücken.

Im Dorfladen kann ich mich gleich für den weiteren Weg versorgen. Auf der Fernstraße kommt nach 4 Kilometern das Café, das auf der Karte eingetragen war. So, wie es auf der Karte aussieht hatte ich es deutlich früher, auch vor der Abfahrt in das Dorf erwartet.

Obwohl Cafés auf beiden Straßenseiten sind, ist es brechend voll. Es ist wohl auch die einzige Gelegenheit weit und breit für Reisende. Da ich ja nun gut eingekauft habe, nutze ich nur die Bänke draußen für eine Pause :-) .

Abends komme ich an einer Reihe von kleinen Ständen vorbei, die am Straßenrand aufgebaut sind. Gute Idee, denn sonst liegt praktisch nichts auf der Strecke. An diesem Stand kann man wenigstens auf einer Bank sitzen. Es werden vor allem Tee und Honig angeboten:

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Abends halte ich an einem Café am Ort Uk. Die Inhaberin ist sehr nett und wir unterhalten uns länger.

Als eine Gruppe von Rumänen reinkommt, die mir schon wieder so einen klobigen Fingerring, angeblich aus Gold, anbieten, gehe ich lieber raus und setze mich an einen Tisch auf der Veranda, neben meinem Fahrrad. Die Rumänen wollen mir dann Geld schenken. Ich lehne es zwar ab, aber fast jeder von ihnen legt ein paar Scheine auf den Tisch. Gut 12 Euro kommen zusammen. Mein Dank gilt allen, die ihnen die Ringe abkaufen ;-) .

Nachdem sie weitergefahren sind, bietet die Inhaberin mir an, mein Fahrrad in den abgeschlossenen Hinterhof zu stellen. So kann ich den Rest des Abends beruhigt im Café sitzen.

Ich spare mir auch gleich den Zeltaufbau und schlafe unter meinem Moskitonetz auf der Veranda.

 

07.07.2013 (Sonntag)

Eigentlich hatte die Inhaberin gesagt, das Café sei nachts geschlossen. Da die Veranda von einer hohen Holzmauer umgeben und durch eine Tür vom Eingangsbereich getrennt ist, hatte ich mit einer ruhigen Nacht gerechnet. Aber irgendwie finden sich wieder Trinker aus dem Dorf ein und das Café bleibt geöffnet. Daher fahre ich nach nur einer Stunde Schlaf weiter. Schade, ich hatte mich schon auf eine Nacht unter fast freiem Himmel gefreut und dachte die Sonne würde mich wecken.

In den frühen Morgenstunden ist es noch sehr kalt. In den Tälern fahre ich durch Nebel.

Es gibt wirklich was Besseres als morgens um fünf bei der Kälte durch Nebel zu fahren: Drunter durch :-) :

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Bei dem Ausblick und so früh morgens, was ja nicht meine stärkste Zeit ist, frage ich mich doch ein bisschen, ob ich jetzt auf einer Radtour bin, oder im Landeanflug :-) .

Unterwegs fällt mir noch ein LKW auf einem Parkplatz auf. So richtig erklären kann ich mir die Aufschrift nicht:

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In Nizhne-Udinsk  (Нижнеудинск) finde ich ein bezahlbares Hotel, bekomme das recht gute Einzelzimmer sogar zum halben Preis. Andernfalls wäre es mir aber auch zu teuer gewesen. Die Stadt schreibt sich ohne Bindestrich, aber so liest es sich vielleicht besser, wenn man kein Russisch kann :-) .

Nachdem ich mich warm- und saubergeduscht habe, hole ich erst mal Schlaf nach. Danach mache ich mich an die Reparatur des Fahrrades. Ich frage Dimitri, den Betreiber des Hotels nach einer Werkstatt mit Schraubstock. Das Problem ist schnell gelöst – Der Schraubstock kommt zu mir :-) . Aber dieser Lowrider ist extrem stabil. Ich bekomme das Ding nicht gebogen. Ich wüsste zu gerne, mit welcher Geschwindigkeit man irgendwo gegenfahren muss, um ihn zu verbiegen und abzubrechen. Dimitri hat nicht nur einen Nachbarn mit Schraubstock, sondern auch viel Kraft. Nun kann ich den Reifen wieder mit höherem Druck fahren, ohne dass er schleift.

Eigentlich bin ich ziemlich hungrig, aber das Angebot von Dimitri, mir die Stadt zu zeigen, schlage ich nicht aus. Mit seinem Wagen machen wir uns auf den Weg.

Das Stadtwappen:

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Kirche:

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Bahnhof:

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Dimitri (rechts im Bild):

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Alte Lokomotive auf dem Bahnhofsvorplatz:

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Unterwegs muss Dimitri mal schnell das Seitenfenster vom Auto schließen. Etwas zu spät … Kinder haben Wasser in den Wagen gespritzt. Dimitri lacht und erklärt mir: Am 07.07.2013 wird in Russland (oder auf dem Gebiet der früheren UdSSR) der Neptuntag gefeiert. Andere Leute nasszuspritzen gehört dazu.

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Am Fluss Uda:

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Einige Leute aus der Gegend finden sich zum Picknick am Fluss ein.

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Die Uda:

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Dimitri bittet mich den Fotoapparat in die Tasche zu packen. Auch wenn ich es nicht verstehe, mache ich das. … Hätte ich mir denken können. Wir stehen direkt am Ufer und heute ist doch Neptuntag. Nett von Dimitri, dass er nur mich und nicht die Kamera nassgespritzt hat :-) . „Sorry, but it’s our tradtion“, meint er lachend.

Kriegsdenkmal mit den typischen 5-stöckigen Häusern im Hintergrund:

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Am Flughafen:

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Auf dem Rückweg fährt mein Gastgeber mich noch zum einzigen größeren Supermarkt der Stadt.

In dem kleinen Hotel gibt es eine geräumige Gemeinschaftsküche. Als wir zurück sind komme ich nun endlich zum Essen. Zum Glück hab ich nicht vor zu kochen, von ein paar Eiern für heute und für unterwegs mal abgesehen. Der Elektroherd ist beeindruckend leistungsschwach. Es muss bald eine Stunde gedauert haben, bis das Wasser kochte. Und als ich die Eier ins Wasser tue, hört es wieder auf zu kochen. Klar, die Eier sind ja auch kalt, da kommt der Herd so schnell nicht gegen an.

Alles andere ist im Hotel ziemlich OK. Auch die Waschmaschine kann ich ohne Extrakosten nutzen.

 

08.07.2013 (Montag)

Ich finde es ja immer toll, mich bei Gelegenheiten wie dieser unter die Duschen stellen zu können. Allerdings macht es ohne Wasser nicht so viel Spaß, und das ist leider ausgefallen.

Aber OK, ich fertige erst mal wieder einen gigantischen Stapel belegter Brote an. Gerade, als ich mit Packen und allem fertig bin, gibt es auch wieder Wasser. Also schnell noch duschen, wer weiß, wann die nächste Gelegenheit kommt. In den Flüssen waschen klappt auch nicht immer. Manche sind kaum zugänglich, manchmal scheitert es am Regen. Und viele sind so klein, dass sie nicht unter Brücken durchfließen, unter denen ich mich bei Regen unterstellen könnte, sondern durch Rohre unter den Straßen durch fließen.

An den Pfählen der Straßenlaternen hängen an Fußgängerüberwegen Lautsprecher. Wenn ich es richtig deute, läuft ein Radioprogramm.

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Am Stadtrand:

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Bei einem kurzen Regen habe ich wieder Glück und kann mich unterstellen.

Mücken sind viel weniger unterwegs, als ich in Russland erwartet habe. Aber es gibt in manchen Gegenden, wie heute mal wieder, extrem viele kleine Fliegen. Ob tagelang nicht gewaschen oder frisch geduscht und gekleidet macht keinen Unterschied. Die Tiere sind manchmal ganz schön lästig, besonders bergauf, wenn ich langsamer unterwegs bin.

Nachmittags kommt mir Michael aus der Schweiz entgegen. Er fährt in 40 Tagen von Wladiwostok aus, bis in den Nordwesten Russlands. Ungefähr 250 Kilometer pro Tag. Im Vergleich zu mir hat Michael praktisch kein Gepäck dabei, nicht mal ein Zelt, sondern nur ein Biwak als Regenschutz für den Schlafsack. Michael übernachtet auch meist neben Tankstellen. (Ich schreibe diese Zeilen grad wieder zwei Wochen zeitversetzt. Wenn ich mich recht erinnere war es Michael, der von einem Radfahrer zu berichten wusste, dem nachts im Wald Fahrrad und Schuhe gestohlen worden sind.

Es ist etwas schade, aber es scheint praktisch keine geeigneten Plätze zu geben, die man einerseits gut erreicht, bei denen man aber andererseits sicher sein kann, dass niemand vorbeikommt. Die stärker belebten Orte sind zwar nicht so schön ruhig, aber ich denke sicherer.

Michael und Martin:

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Ebenfalls heute im Gegenverkehr: Igor aus Russland:

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Was das Radfahren betrifft beneide ich die beiden ja schon ein bisschen, im Hinblick auf ihr Gepäck. Aber meine Reise wäre nicht meine Reise, wenn ich alles, was nicht zwingend zum Überleben gebraucht wird, zu Hause gelassen hätte.

Abends habe ich nochmal 20 Kilometer Baustelle. Die Piste besteht nur aus Schotter und Staub, wie ich es seit dem letzten Jahr nicht mehr erlebt habe. Ich radel quasi durch eine 20 Kilometer lange Staubwolke.

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Ein besonderes Elend sind die Querwellen im Fahrbahnbelag. Bis ungefähr 7 km/h geht es, darüber wird es äußerst unangenehm und ich bin auch nicht sicher, wie lange mein Rad das aushalten würde.

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Nach der Baustelle bin ich völlig eingestaubt. Gerade an einem Tag, an dem ich morgens noch duschen konnte und saubere, maschinengewaschene Kleidung anhatte.

Die Landschaft scheint sich etwas zu ändern. Der Wald ist nicht mehr so dicht, wie zuvor.

 

09.07.2013 (Dienstag)

Die Nacht war sehr warm. Trotzdem schaffe ich es morgens nicht aus dem Zelt, da steht schon der erste da und fragt ob es nicht zu kalt zum Zelten sei. So richtig verstehe ich die Russen noch nicht. Sie überleben hier im Winter bei minus 50 °C und im Sommer kommen sie dann mit solchen Fragen. Also manche zumindest.

Mein Reiseweg bietet mir heute schöne Dörfer und Städtchen.

Ein kleines Geschäft, in dem ich einkaufe:

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Schon ein einziges Haus bietet viele interessante Ansichten, egal ob mit oder ohne Kuh:

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In Tulun komme ich über die Brücke und fahre zum Baden an den Fluss:

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Dort lerne ich eine pensionierte Deutschlehrerin kennen:

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Sie hat Flaschen mit Wasser in die Sonne gestellt. Das Wasser ist jetzt schön warm, und sie bietet es mir zum Haare waschen an :-) .  Während sie die Flaschen über meinen Kopf ausgießt, kann ich mich waschen.

Langsam braut sich ein Unwetter zusammen. Die Frau meint, in 1 – 2 Stunden würde es regnen, weshalb sie nun nach Hause geht. Ich setze meinen Weg dann auch fort. Der Himmel verdunkelt sich immer weiter. Es blitzt und donnernd, aber letztlich bekomme ich nur ein paar wenige Tropfen ab.

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Am späten Abend verliert der Reifen hinten ganz langsam Luft. Es dauert etwa ein bis zwei Stunden bis ich nachpumpen muss. Blöde Löcher, die man ohne Wasserbad schlecht findet.

Nachts ist es jetzt dunkel. Vor ein paar Tagen noch, war immer ein heller Streifen am Horizont und es ist nie richtig dunkel geworden.

 

10.07.2013 (Mittwoch)

Das Flicken geht schnell. Es steckt ein Draht im Schlauch. Also: Draht rausziehen und schon ist das Loch gar nicht mehr so klein :-) .

Ärgerlich nur, dass der Hersteller genau dort, wo nun das Loch ist, einen Schriftzug mit seinem Namen aufgeprägt hat. Es dauert einige Zeit bis ich den Schlauch dort glatt geschmirgelt habe.

Die Landschaft ist hier jetzt sehr offen, mit vielen großen Wiesen.

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Rätselhafte Ortsnamen: ст steht eigentlich für старая (alt) und новая (nowaya) heißt „Die Neue“. Der Ort heißt dann also „Alte Neue“? Aber vielleicht muss ich ja noch mehr Russisch lernen. Hinweise dazu per Mail oder Kommentar sind immer willkommen.

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Am Spätnachmittag liegt links der Straße ein größerer Ort, Kimeltej (Кимельтей). Weit hinten im Dorf steht eine schöne Kirche, die einen deutlich besseren Eindruck macht, als die anderen Gebäude. Den Ort schaue ich mir mal an und nutze die Gelegenheit DSC06188zum Einkaufen.

 

 

 

 

 

 

 

 

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Es gibt sogar ein Museum und eine Bibliothek. Das Museum hat aber leider vor ein paar Minuten geschlossen.

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Die Bibliothek:

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Von einer Brücke aus sehe ich, wie zwei Mädchen an einem Brunnen Wasser holen.

 

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Da will ich auch gleich mal meine Flaschen füllen und fahre rüber. Die beiden Mädchen haben gerade ihren Behälter gefüllt, den sie auf einer Sackkarre wegfahren, als ich ankomme. Ich frage sie noch schnell, ob ich den Hebel runterdrücken muss, was sie bestätigen. Schade, dass sie dann weg sind. Die Bedienung des Brunnens überfordert mich. Was ich auch versuche, es kommt kein Wasser.

Später sehe ich im Dorf einen anderen Brunnen, an dem gerade Bewohner Wasser holen – Nachdem ich Wasser in einem der Geschäfte im Dorf gekauft habe :-( .

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Im Geschäft hatte ich mich kurz mit der Verkäuferin und anderen Kunden unterhalten. Hätte mich jemand eingeladen, wäre ich nicht abgeneigt gewesen. Andererseits ist es mir wichtig, mich zunächst in Irkutsk nach dem Chinavisum zu erkundigen. Daher frage ich nicht von mir aus nach einer Übernachtungsmöglichkeit. Sonst wäre es sicher interessant, das Dorf besser kennenzulernen.

Zunächst hatte ich nur mit der kleinen Kamera fotografiert, da ich in dem Dorf, dass mir keinen sehr reichen Eindruck macht, nicht mit der Spiegelreflexkamera rumlaufen, bzw. fahren möchte. Es sind nicht viele Leute draußen und an der Kirche möchte ich dann doch ein paar bessere Fotos machen. Es bleibt bei zwei Fotos, weil ein junger Mann, dessen Ernährung im Wesentlichen aus Alkohol zu bestehen scheint, zu mir kommt, und unbedingt will, dass ich mit komme. Ich bin nicht sicher, ob er möchte, dass ich mit zu ihm nach Hause komme, oder er nur zum nächsten Geschäft will, um Wodka zu kaufen. (Leute, die ungebeten mit ins Geschäft kommen und darauf drängen, das man ihnen Wodka kauft, habe ich auch schon erlebt). Die Einladung lehne ich dankend ab. Irgendwie tut er mir leid, und doch habe ich keine Lust, den Rest des Abends mit ihm zu verbringen. Abgesehen davon verstehe ich ihn sprachlich auch nicht.

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Nach der Dorfbesichtigung fahre ich noch bis 21:15 Uhr weiter und halte an einem Café. Der Boden ist in der Umgebung ist nass und uneben. Die Bedienung empfiehlt zum Zelten einen Weg in den Wald zu fahren, dort käme ein großer Platz auf dem ich zelten könnte. Sehr schön auch, dass sie hier Tee nicht nur in kleinen Tassen anbieten, sondern auch als Teekanne. Als ich Tee bestelle fragt mich die Bedienung, ob ich eine Tasse oder eine Kanne möchte, die sie Tschainik nennen. Es ist rätselhaft: Dort wo man eine Kanne Tee bekommt, nennen sie es Tschainik, aber wenn ich in anderen Cafés danach frage, wissen sie nie, was ich meine.

Kurz bevor ich aufbreche kommt eine Gruppe junger Leute, die schon reichlich angetrunken sind. Die Männer aus der Gruppe werde ich wieder nicht los. Das Übliche. Es wird unangenehm, weil ich nicht mitsaufen will. Den Weg in den Wald fahre ich ein Stück rein, was die Männer nicht mitbekommen habe. Es ist allerdings stockdunkel, und ich befürchte, dass sie von der Bedienung erfahren, wo ich zelte. Ehe ich sie die ganze Nacht am Zelt habe, fahre ich lieber nachts auf der Fernstraße weiter.

Nach einiger Zeit kommt mir Dimitri entgegen, der auch durch Russland von Ost nach West radelt. Er gehört zu der Gruppe, die mit Michel aus der Schweiz in Wladiwostok gestartet sind. Dimitri ist sehr erstaunt, dass Michael ihm über zwei Tage voraus ist. Ich erfahre von ihm, dass in 15 – 20 Kilometern eine Tankstelle mit einem kleinen Geschäft kommt, an der ich sicher zelten kann. Tatsächlich sind es 31 Kilometer und es ist schon hell, als ich dort ankomme.

 

11.07.2013 (Donnerstag)

Nach kurzem Schlaf wird es in der Sonne zu warm im Zelt.

Ich bin nicht sehr ausgeruht, es ist sehr heiß und ich bin heute entsprechend langsam unterwegs. Von 15 bis 17 Uhr mache ich Rast in einem Café. Ich kann die ganzen zwei Stunden ungestört sitzen und beschäftige mich mit meinem kleinen Chinesischbuch.

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Heute fahre ich nur 45 Kilometer. Ich komme abends an ein sehr schönes, modernes Café das von Armeniern betrieben wird. Vielleicht das beste Café, dass ich bisher an einer Fernstraße gesehen habe. Dazu gibt es sehr gutes und preiswertes Essen. Zelten ist hier auch kein Problem.

Es wird jetzt erstaunlich früh dunkel. Ich bin nicht sicher, ob es mehr an der Jahreszeit liegt, daran, dass ich nun auch etwas nach Süden fahre, oder nur am Längengrad. Ich meine, vor ein paar Tagen wäre es noch 1,5 Stunden länger hell gewesen.

Ich glaube, ich hatte  noch nicht darüber geschrieben: Was mir immer wieder auffällt ist, dass viele Autofahrer Kameras im Wagen haben, die nach vorne filmen, als Beweissicherung im Falle eines Unfalls.

 

12.07.2013 (Freitag)

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Tagsüber fahre ich über teils eher schlechte Straßen.

Der LKW links im Bild hat mich unterwegs überholt. Er hat zwar fleißig gehupt, aber da ja so viele hupen, habe ich es ignoriert. Glücklicherweise konnte er weit genug nach links rüberziehen, um mit seiner etwas überstehenden Ladung an mir vorbeizukommen.

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Abends erkundige ich mich in zwei Orten nach Unterkünften. Ich käme gerne frisch geduscht in Irkutsk an. Die Unterkünfte sind aber zu teuer, Preise wie in Großstädten.

Kirche im Ort Telma:

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Nach Mitternacht komme ich an ein Bierzelt. Es ist noch geöffnet, aber dunkel, weil den Betreibern, Katja und Sergej, der Generator gestohlen wurde. Die beiden sind sehr nett und wir sitzen lange im Kerzenschein zusammen und unterhalten uns.

Das Fahrrad mit Gepäck steht abends im abgeschlossenen Bierzelt, vor dem die beiden jetzt im Wagen schlafen. Ich selbst stelle mein Zelt nebenan auf einer Wiese auf.

 

13.07.2013 (Samstag)

Ich habe es wieder nicht eilig wegzukommen, da es regnet. In einer kurzen Regenpause wasche ich mich in einem kleinen Bach hinter dem Bierzelt.

Katja und Sergej:

 

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Die beiden sind wirklich nett. Einen neuen Generator können sie sich zur Zeit nicht leisten. Ich hoffe, sie schaffen es trotzdem hier ein Café aufzubauen.

Der Regen hat aufgehört. Am frühen Nachmittag fahre ich los. Ich wähle den Weg durch Angarsk und über die Dörfer, parallel zur Fernstraße.

Der Ortseingang von Angrask:

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Während ich zwei Wochen später diese Zeilen schreibe, informiere ich mich im Internet über Angarsk. Nicht zuletzt interessiert es mich, warum auf der Säule am Ortseingang chemische Formeln abgebildet sind.

Bei Wikipedia steht:

„Die Wirtschaft in Angarsk besteht vor allem aus Ölindustrie, Maschinenbau, Metallbearbeitung, Holzverarbeitung, Chemikalienherstellung, Petrochemie.

Angarsk ist einer der Standorte des russischen Atomprogramms. Außer in Nowouralsk, Sewersk und Selenogorsk wird auch im Chemiekombinat Angarsk abgereichertes Uran aus den Uran-Anreicherungsanlagen in Gronau und Almelo verarbeitet. Hierdurch wurde die Stadt Schauplatz von gewalttätigen Auseinandersetzungen um die russische Atompolitik, die im Juli 2007 ein Todesopfer unter demonstrierenden Atomkraftgegnern forderten.“

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Angarsk

 

Auf dem Weg durch Angarsk:

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Hinter Angarsk:

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Einmal gerate ich beim Radeln über die Dörfer in eine Sackgasse. Nach drei Kilometern unbefestigter Straße bin ich am Ende eines Dorfes. Hier endet auch die Straße. Nur ein schlecht befahrbarer Weg an der Bahnlinie führt noch weiter. Es ist für mich aber nicht absehbar, ob der Weg wenigstens bis ins nächste Dorf führt. Da fahre ich lieber zurück auf eine größere Straße.

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Am Rand der Stadt Meget:

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Die Zeltplatzsuche gestaltet sich wieder schwierig. Einmal gehe ich neben der Fernstraße, auf der ich das letzte Stück nach Irkutsk radel, einen Hang hoch um mich umzuschauen. Oben stehe ich direkt auf einem Friedhof. Allzu wählerisch bin ich ja nicht mit den Schlafplätzen, aber ein Friedhof muss es dann wirklich nicht sein.

Spät abends bin ich dann schon in Irkutsk, noch am Stadtrand. Dort stelle ich das Zelt auf den Rasen vor einer Werkstatt und bleibe in der Nacht ungestört.

 

14.07.2013 (Sonntag)

Der Platz, nachdem ich das Zelt schon abgebaut habe:

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Auf dem Rasen sehe ich morgens eine gebrauchte Einmalspritze. Wahrscheinlich liegt sie schon länger da. Ich höre immer wieder, dass es den Leuten im Sozialismus besser ging. Im Vergleich zur damaligen Zeit haben sie jetzt viele Arbeitslose, Kriminalität, Alkohol- und Drogenmissbrauch. Das alles, sagen mir die Leute, gab es im Sozialismus nicht.

 

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